09.06.2018 11:46 Uhr

DFB-Frauen in Kanada: Experimente vor dem Showdown

Horst Hrubesch macht aus der Not eine Tugend
Horst Hrubesch macht aus der Not eine Tugend

Der Urlaub muss warten, doch zumindest kurz durften die deutschen Fußballerinnen auf ihrer Dienstreise in Kanada schon in den Touristen-Modus schalten.

Ein Besuch der berühmten Niagara-Fälle versüßte der Auswahl von Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch die Vorbereitung auf den Saisonabschluss am Sonntag in Hamilton/Ontario.

Nach dem aufregenden Ausflug am Freitagnachmittag richtete sich der Fokus wieder auf den Test gegen den Olympiadritten. "Ich möchte, dass wir mutig sind, und natürlich gehen wir in das Spiel, um es zu gewinnen", sagte Hrubesch. Sein drittletztes Spiel soll schließlich auf den voraussichtlichen Showdown um das WM-Ticket auf Island im Herbst einstimmen.

Das Problem: Einspielen kann sich die DFB-Auswahl nicht wirklich. Denn zahlreiche Stammkräfte waren bei der langen Anreise am Mittwoch von Frankfurt über Toronto nicht an Bord. So erhielten Alexandra Popp, Lena Goeßling, Anna Blässe und Babett Peter vom VfL Wolfsburg sowie Kapitänin Dzsenifer Marozsan von Champions-League-Sieger Olympique Lyon eine Verschnaufpause.

"Wir wollen hier den Jungen Verantwortung übertragen"

Hrubesch, bekanntlich ein Mann mit besonderem Gespür für Talente, macht aus der Not eine Tugend. "Wir wollen hier den Jungen Verantwortung übertragen und so viele Spielerinnen wie möglich sehen, um weitere Erkenntnisse für unsere WM-Quali zu gewinnen", sagte der 67-Jährige.

Gegen den Weltranglistenvierten, der beinahe in Bestbesetzung antritt, dürfte also die eine oder andere Spielerin zu ihrem Debüt kommen. "Ich hoffe auf meine ersten Einsatzminuten in der A-Nationalmannschaft", sagte die 21 Jahre alte Innenverteidigerin Joelle Wedemeyer (VfL Wolfsburg).

Im April hatte "Feuerwehrmann" Hrubesch der verunsicherten Mannschaft mit zwei 4:0-Erfolgen in der WM-Qualifikation gegen Tschechien und in Slowenien neues Leben eingehaucht. Doch die Entscheidung über das Ticket zur Endrunde 2019 in Frankreich fällt wohl am 1. September im Rückspiel auf Island. Nach der 2:3-Heimniederlage im Hinspiel unter Steffi Jones im vergangenen Oktober steht der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister unter Zugzwang.

Martina Voss-Tecklenburg steht in den Startlöchern

Mit 15 Punkten aus sechs Spielen führt Deutschland die Gruppe 5 zwar noch an, die Isländerinnen (13/5 Spiele) können mit einem Sieg am Montag gegen Slowenien aber vorbeiziehen. Nur die Gruppensieger qualifizieren sich direkt für die WM, die vier besten Zweiten spielen in Playoffs um das finale Europa-Ticket.

Die Früchte seiner Arbeit wird Hrubesch nach dem abschließenden Duell mit dem Fußball-Zwerg Färöer (4. September) nicht mehr selbst ernten. Nach der Qualifikation übernimmt Martina Voss-Tecklenburg als Bundestrainerin, die derzeit noch die Schweizerinnen betreut.

Einen Vorgeschmack auf das nächste Kapitel bekommen die Spielerinnen schon jetzt: Die neue Co-Trainerin Britta Carlson und der zurückkehrende Torwartcoach Michael Fuchs sind in Kanada bereits dabei.