15.06.2018 11:25 Uhr

Costa Rica plant sein zweites WM-Wunder

Keylor Navas wird in seiner Heimat als Fußball-
Keylor Navas wird in seiner Heimat als Fußball-"Gott§ verehrt

Nach dem sensationellen Viertelfinaleinzug vor vier Jahren will Costa Rica auch bei dieser WM überraschen. Die Helden von damals sollen es wieder richten - allen voran Torhüter Keylor Navas.

Wenn man es gut mit Oscar Ramirez meint, könnte man ihm einen ausgeprägten Tunnelblick bescheinigen. Der Nationaltrainer Costa Ricas leistete sich nach der gründlich verpatzten Generalprobe gegen Belgien (1:4) ein paar peinliche Blackouts, als ihm die Namen der WM-Spieler Eden Hazard ("die Nummer zehn"), Xherdan Shaqiri ("dieser Kleine") sowie Harry Kane ("dieser Angreifer") zunächst nicht einfielen und er etwas unbeholfen stammelte.

Es gab Gelächter im Presseraum, ja, und auch einen kurzen Aufschrei in den Sozial-Netzwerken. Aber Ramirez, intern wegen seiner Fachkenntnisse sehr geschätzt, dürften in jenem Moment bereits Namen wie Filip Kostic und Nemanja Matic im Kopf herumgespukt sein. Denn in seinem WM-Auftaktspiel am Sonntag (14:00 Uhr) in Samara gegen Serbien will Costa Rica den Grundstein für ein zweites kleines Fußball-Wunder legen.

Vor vier Jahre waren die Ticos in Brasilien sensationell ins WM-Viertelfinale gestürmt und dort nur im Elfmeter-Krimi an den Niederlanden gescheitert. Kapitän Bryan Ruiz und der herausragende Torhüter Keylor Navas waren damals die Säulen der Mannschaft - und sind es noch heute. Ohnehin ist der Kader nahezu identisch wie der von 2014.

Navas verkündet große Ziele

Keeper Navas, nach dem dritten Champions-League-Sieg in Folge mit Real Madrid mit reichlich Selbstvertrauen gesegnet, kündigte vollmundig an: "Wir wollen, dass die Geschichte Costa Ricas noch bedeutender wird. Wir wollen noch besser sein als bei der letzten WM." Allerdings: Unterschätzen wird die Mittelamerikaner keiner mehr. "Dank unserer Stabilität und unserer Resultate haben wir uns Respekt erarbeitet", sagt Trainer Ramirez: "Unsere Rolle hat sich verändert."

Die letzten Testspiele gegen Belgien und davor gegen England (0:2) haben außerdem eklatante Schwächen offenbart. Gegen Belgien betrug Costa Ricas Ballbesitz nur 31 Prozent - das ist selbst für Konterspezialisten lächerlich wenig. Ramirez beruhigt: "Ich habe keine Angst, wir können gut mit Schwierigkeiten umgehen."

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Serbien baut auf HSV-Profi Kostic

Gelassenheit, die auch Navas verkörpert. Der 31 Jahre alte Torwart wird in Costa Rica als Fußball-"Gott" verehrt, doch in Europa haftet ihm der Makel an, für das "weiße Ballett" von Real Madrid nicht gut genug zu sein. Nachdem Navas gegen England einen Fernschuss von Marcus Rashford nicht parieren konnte, ätzte Englands Ex-Nationalspieler Lee Dixon, Navas sei "der überbewerteste Torhüter im Weltfußball".

Gegen Serbien dürfte Navas genug Gelegenheit bekommen, seine Kritiker Lügen zu strafen. Der Auftaktgegner präsentierte sich beim 5:1 gegen Bolivien vor einer Woche in Torlaune. Für Wirbel über die Flügel soll HSV-Profi Kostic sorgen, der sich mit starken WM-Auftritten für einen großen Klub empfehlen will.