22.06.2018 10:24 Uhr

Sénégals neuer Starcoach Cissé träumt vom Achtelfinale

Aliou Cissé hat mit Sénégal einen furiosen WM-Einstand gefeiert
Aliou Cissé hat mit Sénégal einen furiosen WM-Einstand gefeiert

Mit väterlicher Strenge hat Aliou Cissé den Sénégal auf Erfolg getrimmt, ganz Afrika fiebert mit dem Team. Der Trainer ist im WM-Flow, nur die Fragen zu seiner Hautfarbe nerven ihn.

Jeden Tag hält Aliou Cissé eine kleine Predigt. Er baut sich dann vor seinen Spielern auf, nur der Trainer redet - über seine Dreifaltigkeit des Fußballs. Disziplin. Demut. Leidenschaft. Es sei "ein Privileg", für Sénégal bei der WM zu spielen, impft Cissé seinen Stars um Sadio Mané ein. Alle müssten verstehen, dass "jede Faser des Trikots" einen Sénégalesen in der Heimat repräsentiere, absolute Hingabe sei nationale Pflicht.

Für Cissé war Sénégals Auftaktsieg gegen Polen (2:1) deshalb auch keinesfalls eine Überraschung. "Wir haben dafür sehr hart gearbeitet", sagte der 42-Jährige und kündigte an, gegen Japan am Sonntag in Jekaterinburg (17:00 Uhr) wieder mit diesem "Fokus" und dieser "Intensität" nachlegen zu wollen. Mit sechs Punkten auf dem Konto wären die "Löwen von Teranga" ja fast schon im Achtelfinale.

Mit dem Sieg gegen Polen rettete der Sénégal die Ehre Afrikas bei dieser WM, Cissé hat das Team konsequent auf Erfolg getrimmt. Unter dem Mann mit der wilden Rastamähne sprüht der Weltranglisten-27. nicht unbedingt vor Spielfreude, aber sie agieren körperlich robust und, ganz wichtig, taktisch extrem diszipliniert. Ehrliche Fußball-Arbeit und Liebe zum Detail, jubeln seine Fans. Ein bisschen zu europäisch und "langweilig", meckern seine Kritiker wie der ehemalige Starspieler El-Hadji Diouf.

"Repräsentiere eine neue Generation"

Doch im Moment hat das Land die Euphorie gepackt, und Cissé muss schon vor dem Hype warnen. "Wir werden jetzt nicht verrückt", sagte der jüngste Trainer des Turniers, dessen Jubel - entschlossener Blick, selbstbewusste Bewegung mit der Faust - nach dem zwischenzeitlichen 2:0 gegen Polen zum absoluten Renner in den sozialen Netzwerken wurde.

Cissé träumt davon, dass er mit seinem Team an den Erfolg von 2002 anknüpfen kann. Damals führte er das Team als Kapitän ins Viertelfinale, der neuen Generation traut er einen ähnlichen Coup zu. Dass er neben Fragen zu dieser Mission in Russland auch über seine Hautfarbe reden soll, langweilt Cissé zunehmend. "Ich bin der einzige dunkelhäutige Trainer bei dieser WM, das stimmt", sagte er: "Aber diese Debatte stört mich wirklich." Die Hautfarbe sei im Fußball von "sehr geringer Bedeutung".

Cissé hofft, dass sich das Thema in Zukunft von allein erledigt. "In den großen Klubs in Europa sieht man viele afrikanische Spieler. Jetzt brauchen wir afrikanische Trainer, um unseren Kontinent nach vorne zu bringen", sagte er. Viele seiner Kollegen seien reif für den nächsten Schritt.

"Ich repräsentiere eine neue Generation, die hart arbeitet", sagte Cissé: "Wir sind gut in Taktik, wir haben das Recht, zu den internationalen Top-Trainern zu gehören." Prediger Cissé ist jedenfalls auf einem guten Weg.