22.06.2018 12:39 Uhr

Supertalent Mbappé gibt Frankreich den Glauben zurück

Kylian Mbappé schoss Frankreich zum Sieg
Kylian Mbappé schoss Frankreich zum Sieg

Supertalent Kylian Mbappé hat Frankreich ins Achtelfinale geschossen und Geschichte geschrieben. Der 180-Millionen-Teenie gibt der Equipe Tricolore den Glauben an den Titelgewinn zurück.

Kylian Mbappé nuschelte nur ein paar dürre Sätze. Frankreichs vielleicht wertvollster Trumpf auf dem Weg zum WM-Titel wirkte nach seinem historischen Auftritt seltsam gelangweilt. "Ein Traum" sei in Erfüllung gegangen, sagte der 180-Millionen-Euro-Teenie hastig. Er habe sich "aufgeopfert" für das Team und hoffe auf "mehr Tage wie diesen". Dann verschwand Mbappé ganz schnell im Mannschaftsbus.

Dabei hätte es noch viel zu bereden gegeben. Schließlich ist der sündhaft teure Mbappe nach seinem Siegtreffer zum 1:0 gegen Peru mit 19 Jahren und 183 Tagen nun der jüngste Torschütze in der WM-Geschichte der Equipe Tricolore, ganz nebenbei schoss der Angreifer von Paris Saint-Germain sein Team auch noch vorzeitig ins Achtelfinale. Und zudem gab Mbappé der Grande Nation mit seinem höllischen Tempo, seinen kreativen Dribblings und den kleinen Kunststücken den Glauben zurück, dass Les Bleus in Russland durchaus den Titel holen kann. Wenn, ja wenn die Offensive einmal ins Rollen kommt.

"Bravo", rief Trainer Didier Deschamps seinem Supertalent deshalb auch in den Katakomben zu und streichelte ihm liebevoll über die Schulter: "Kylian hat herausragende Qualitäten." Der 19-Jährige sorgte gegen die Peruaner immer wieder für besondere Momente, sein Treffer in der 34. Minute war allerdings ein schnöder Abstauber. Aber Mbappé rannte eben in die Lücke, die nur ein echter Torjäger sieht.

Systemumstellung spielt Mbappé in die Hände

Mbappé profitierte gegen Peru auch von Deschamps' Systemumstellung auf ein 4-2-3-1, ganz vorne wühlte Olivier Giroud und verschaffte dem wilden Jungspund so mehr Platz für seine Aktionen. Auch wenn Frankreich sicher noch nicht sein volles Potenzial abgerufen hat, eine Steigerung zum müden Auftritt gegen Australien war zu erkennen, Mbappé und Co. deuteten an, wozu sie in der Lage sind. "Der Sommer beginnt, auch wenn gegen Peru längst nicht alles perfekt war", schrieb "L'Equipe".

Auch Deschamps sah die Defizite ("Wir haben gelitten"), doch der 49-Jährige war trotzdem zufrieden. Zwei Spiele, sechs Punkte - da konnte er sich einen kleinen Seitenhieb gegen die Titelkonkurrenz nicht verkneifen. "Das ist bei anderen Mannschaften nicht der Fall", sagte Deschamps in Richtung der Deutschen, Spanier, Brasilianer und Argentinier. Im Gruppenfinale gegen Dänemark am Dienstag soll sich das Team weiter finden. Ziel sei Platz eins, meine Deschamps, "wer unser nächster Gegner sein könnte, interessiert mich nicht." Es winkt ein Duell mit Kroatien, Island, Nigeria - oder Argentinien und Lionel Messi.

... dann brauchen sie nicht zur WM kommen

Kritik aus der Heimat, dass es gegen Peru kein Schützenfest wurde, kann Deschamps nicht nachvollziehen. "Wenn sie auf ein 5:0 hoffen, brauchen sie nicht zur WM kommen - das wird nicht passieren", sagte der Mann, der als Kapitän mit Frankreich vor 20 Jahren zu Hause den Titel holte.

Damals war Mbappé noch gar nicht geboren, aber natürlich kennt er die Geschichten von damals, über die mythisch verehrten Helden um Zinédine Zidane. Auch, dass Frankreich damals mit zwei Siegen startete, dann - wie nun geplant - in der Gruppenphase Dänemark schlug und schließlich nach einem 3:0 gegen Brasilien im Finale Weltmeister wurde. Als kleiner Junge habe er sich in der Pariser Problemvorstadt Bondy "alle Spiele ab der Gruppenphase als Video angesehen", sagte Mbappe vor dem Turnier.

Nun will das Supertalent selber zum Hauptdarsteller werden.