27.06.2018 10:51 Uhr

Nach Nigerias WM-Aus: Mikel wittert Bevorzugung

Schiedsrichter Cakir hat alle Hände voll zu tun
Schiedsrichter Cakir hat alle Hände voll zu tun

Nigeria hätte nach einem aufopferungsvollen Kampf fast das Achtelfinale erreicht. Am Ende fehlten nur wenige Minuten - dementsprechend groß war die Enttäuschung.

Gernot Rohr verrichtete Schwerstarbeit. Immer wieder nahm der Trainer Nigerias seine tieftraurigen Schützlinge in den Arm und spendete Trost, vereinzelt musste der Deutsche sogar Tränen trocknen. Nur ein paar Minuten hatten dem Außenseiter zur Sensation, zum Einzug in das Achtelfinale, zur großen Sause gefehlt. Aber nun? Waren die tapferen Super-Adler auf den Boden der Tatsachen gekracht.

"Das ist eine große Enttäuschung. Vor allem, weil mein Team alles gegeben hat und wir so gut spielten, wie wir es nur können", sagte Rohr. 1:2 (0:1) hatte seine Mannschaft gegen Argentinien verloren - durch einen Gegentreffer erst vier Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit. "Es sollte wohl nicht sein. Vielleicht hat uns auch das Glück gefehlt."

Das hätten die Nigerianer ob ihrer leidenschaftlichen Vorstellung bei der vielleicht entscheidenden Szene auf alle Fälle verdient gehabt. Als der Argentinier Marcos Rojo (75.) sich den Ball im Strafraum an die Hand köpfte, nutzte Schiedsrichter Cüneyt Cakir die Videobilder. Er entschied dennoch zu Ungunsten der Afrikaner. "Die großen Teams werden offenbar bevorzugt", mutmaßte Nigerias Star und Kapitän John Obi Mikel.

Nigeria noch zu unerfahren

Vorwürfe wollte Rohr dem Unparteiischen nicht machen, zumindest nicht öffentlich. Es sei "schwer" gewesen, die Szene richtig zu interpretieren, meinte Rohr, der eher die mangelnde Erfahrung seines jungen Teams für das Aus verantwortlich machte.

In vier Jahren allerdings, da ist sich Rohr sicher, werden die Nigerianer diejenigen sein, die nach solchen Spielen jubeln werden. "Solche Momente stärken ja den Charakter, meine Truppe hat sehr viel dazugelernt", sagte der gebürtige Mannheimer: "Diesmal waren sie aber noch ein bisschen zu unerfahren."

Das galt nicht nur für die Partie gegen die Argentinier, denen ein Geistesblitz von ihrem Superstar Lionel Messi (14.) und ein präziser Volleyschuss von eben Rojo (86.) zum Erfolg genügt hatten. Schon in ihrem ersten Gruppenspiel gegen Kroatien (0:2) hatten die Afrikaner eigentlich einen tollen Auftritt abgeliefert - am Ende aber eben unglücklich verloren.

WM 2022 im Blick

Dass viel Potenzial in der Mannschaft steckt, ist dabei keine leere Phrase. Leistungsträger wie Ahmed Musa (25), Bryan Idowu (26) oder Victor Moses (27) haben ihre besten Jahre noch vor sich, zudem wimmelt es von Talenten. "Ich denke die Welt hat gesehen, dass es in Nigeria einige gute und junge Spieler gibt", sagte der Noch-Mainzer Leon Balogun, der die Niederlage als "maximal bitter" einstufte.

Wenn Rohr, der noch einen gültigen Vertrag bis 2020 besitzt, das Potenzial im Team des dreimaligen Afrikameisters nutzen und in Ruhe damit arbeiten kann, sind die Qualifikation für die End- und K.o.-Runde der WM 2022 gewiss keine Utopie. "Das ist ein wunderbarer Mix aus Disziplin und Leidenschaft", schwärmte Rohr vom Team. An diesem Abend reichte das für die Sensation aber (noch) nicht.