27.06.2018 21:42 Uhr

DFB plus 10: Favoritenstürze in der WM-Vorrunde

1966 scheiterte Brasilien mit Pelé
1966 scheiterte Brasilien mit Pelé

Es ist nur ein schwacher Trost, aber Deutschland steht mit dem Aus in der Vorrunde nicht allein da. Auch andere hoch gehandelte Teams erwischte es vorzeitig. Elf große Teams, die in der Vorrunde scheiterten:

England 1950

Nach dem Sieg gegen Chile (2:0) wird Englands Superstar Stan Matthews gegen den Außenseiter USA geschont. Keine gute Idee: In einer der größten WM-Sensationen unterliegt das Mutterland des Fußballs mit 0:1. Torschütze Joe Gaetjens ist Student, gebürtiger Haitianer und arbeitet als Tellerwäscher. Die Legende besagt, dass die Presse im fernen England an einen Übermittlungsfehler glaubt und als "10:1" druckt. Aber das ist wohl in der Tat nur eine Legende.

Italien 1954

Der zweimalige Weltmeister aus Italien kassiert gegen den Gastgeber aus der Schweiz ein völlig überraschendes 1:2. Weil der Modus ein seltsamer ist, treffen beide Teams sechs Tage später in einem Entscheidungsspiel erneut aufeinander. Diesmal gewinnt die Schweiz 4:1. Zweifacher Torschütze: "Goldfüßchen" Josef Hügi.

Argentinien 1958

In Schweden fliegen die Gauchos durch ein 1:6 gegen die Tschechoslowakei hochkantig schon nach der Vorrunde aus dem Turnier. "Das war eine Lehrstunde in gutem europäischen Fußball", sagt Trainer Guillermo Stabile. Zuvor hatte es bereits ein 1:3 gegen Deutschland gesetzt. Für Stabile das Aus.

Italien 1962

Italien beginnt in Chile mit einem 0:0 gegen Deutschland. Dann aber folgt ein 0:2 gegen den Gastgeber - und damit das Aus in der Vorrunde. Auf dem Platz geht es hoch her. Giorgio Ferrini fliegt in der "Schlacht von Santiago" schon nach sechs Minuten vom Platz, weigert sich aber, den Platz zu verlassen. Das besorgen schließlich Polizisten. "Raub!", schreibt der "Corriere dello Sport". Am Aus ändert das nichts mehr.

Brasilien 1966

Das große Brasilien mit Superstar Pelé wird einfach kaputt getreten. Erst von den Bulgaren, dann vom portugiesischen Abwehrspieler Joao Morais. Nach zwölf Jahren ohne WM-Niederlage setzt es das Vorrunden-Aus für den Titelverteidiger. In Rio de Janeiro kollabieren Menschen auf öffentlichen Plätzen, als das Aus über Lautsprecher verkündet wird.

Deutschland 1978

Ein Wort reicht: Cordoba. Die erste Gruppenphase übersteht das DFB-Team noch, in der zweiten ist dann Endstation. In Österreich gilt der 3:2-Sieg gegen das DFB-Team bis heute als Wunder, in Deutschland als Schmach. Österreichs Rundfunk-Reporter Edi Finger wird legendär, als er ins Mikrofon schreit: "Da kommt Krankl in den Strafraum - Schuss. Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor! I wer' narrisch!"

Sowjetunion 1990

Politisch ist die Sowjetunion bereits dem Untergang geweiht, sportlich gilt der Vize-Europameister durchaus als Titelkandidat. Dann kommen Niederlagen gegen Rumänien (0:2) und Argentinien (0:2), das 4:0 gegen Kamerun hilft nicht mehr. "Die größte Pleite meiner Laufbahn", sagt Trainer Valeri Lobanovski und nimmt seinen Hut.

Frankreich 2002

Zweifellos eine der größte Sensationen der WM-Geschichte: Vier Jahre nach dem WM-Titel im eigenen Land scheidet Frankreich mit nur einem Punkt, vor allem aber ohne ein einziges Tor aus. Die nackten Zahlen: 0:1 gegen Senegal, 0:0 gegen Uruguay, 0:2 gegen Dänemark. "Wenn wir kein Tor schießen, haben wir es auch nicht verdient", sagt Trainer Roger Lemerre. Da hat er wohl recht.

Frankreich 2010

In Südafrika herrscht vom ersten Tag an Chaos im Lager der Franzosen. Stürmer Nicolas Anelka nennt Trainer Raymond Domenech einen "dreckigen Hurensohn", später boykottiert das Team das Training. Geprügelt wird sich angeblich auch noch. "Die Funktionäre, der Trainer und die Bande von traurigen Trotteln, die unserem Trikot Schande bereitet haben, hinterlassen ein Trümmerfeld", schreibt die Zeitung La Presse de la Manche. Ein mickriges Pünktchen aus drei Spielen bedeutet das Aus.

Spanien 2014

Weltmeister 2010, Europameister 2012 - und dann das: Der Titelverteidiger scheitert bereits in der Vorrunde. Schon nach zwei Spielen, wohlgemerkt. "Das Imperium, das sechs Jahre lang den Weltfußball dominiert hat, zerfällt nun ebenso, wie die großen Reiche in der Geschichte untergegangen sind", schreibt "El Mundo". Die Basler Zeitung aus der Schweiz meint trocken: "Tiki-Taka tuckert nach Hause." Bei der EM zwei Jahre später läuft es nicht viel besser: Spanien, wieder Titelverteidiger, fliegt im Achtelfinale raus.

Russland 2018

Deutschland, der grandiose Weltmeister von 2014 ist raus. Zum ersten Mal in ihrer 84-Jährigen WM-Geschichte scheitert eine deutsche Nationalmannschaft bereits in der Vorrunde.