02.07.2018 10:23 Uhr

"Schweden ist machbar": BuLi-Legionäre auf VF-Kurs

Die Schweiz ist gespickt mit aktuellen (re., Zakaria) und ehemaligen (li., Behrami) Bundesliga-Spielern
Die Schweiz ist gespickt mit aktuellen (re., Zakaria) und ehemaligen (li., Behrami) Bundesliga-Spielern

Eigentlich wollten sie im Achtelfinale gegen den Weltmeister spielen, jetzt müssen die Schweizer Bundesliga-Legionäre gegen Schweden die Kohlen für Deutschland aus dem Feuer holen.

In St. Petersburg wollten die Schweizer den Weltmeister ins Wanken bringen - ihr eigenes Cordoba erschaffen, wie es einst dem österreichischen Erzrivalen gelungen war. Doch das geht nun nicht mehr, denn ausgerechnet die Deutschen sind nicht mehr dabei. "Es ist eine verrückte Weltmeisterschaft, bei der alles passieren kann", sagte Nationalspieler Valon Behrami dem "Tagesanzeiger": "Und wenn du siehst, dass Deutschland rausgeflogen ist, dann dürfen wir schon auch stolz sein, dass wir noch dabei sind."

Und mehr noch: Der Schweiz wird am Dienstag (16:00 Uhr MESZ) im Achtelfinale in der Zarenstadt gegen Schweden eine fast nationale Aufgabe zuteil. Quasi als Deutschlands Statthalter soll die mit Bundesliga-Legionären gespickte Nati nicht nur die Schweden besiegen, die den fest eingeplanten Achtelfinal-Platz der DFB-Elf erobert hatten. Sie ist zudem die letzte deutschsprachige Bastion in einem Turnier, das bislang wenig für die teutonische Fußball-Kultur übrig gehabt hat.

Eberl lobt Schweizer Profis: "Keine große Zeit der Eingewöhnung"

Die Verbundenheit der Schweizer zum Land des baldigen Ex-Champions drückt sich in Zahlen recht klar aus. 19 der 23 Spieler aus dem Schweizer WM-Kader spielen oder spielten in Deutschland. Alleine fünf von ihnen (Michael Lang, Nico Elvedi, Yann Sommer, Denis Zakaria und Josip Drmic) stehen derzeit bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag. "Sie sind dem deutschen Fußball sehr nahe. Von der Sprache, von der Kultur her", erklärte Gladbachs Manager Max Eberl das Schweizer Phänomen in der Zeitung Blick: "Du hast keine große Zeit der Eingewöhnung, keine großen Probleme."

Mit Schweizer Genauigkeit, die den Eidgenossen mit dem Deutschen eint, müssen die Schweizer gegen Schweden vorgehen. Nach dem letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica (2:2) monierten einige Spieler einen leichten Anfall von Arroganz. Den soll es nun nicht geben, auch wenn in der Mannschaft durchaus Optimismus herrscht.

"Schweden ist machbar. Klar, sie haben eine gute Mannschaft", sagte der frühere Hamburger Behrami: "Trotzdem haben wir gegen sie eine große Chance, endlich diesen weiteren Schritt zu machen." Jener Schritt wäre das Viertelfinale. Zum ersten Mal seit 1954. Schweden war dagegen vor 24 Jahren in den USA letztmals unter den letzten Acht - und ist nicht minder ausgehungert.

Granqvist bekommt grünes "Baby-Licht"

Leicht wird es also nicht für die deutsche Filiale, auch weil im Abwehrverbund zwei Stützen fehlen werden. Der Ex-Hoffenheimer Fabian Schär ist genauso gelbgesperrt wie Kapitän Stephan Lichtsteiner. Auf der rechten Seite soll deshalb Lang ran, während in der Innenverteidigung wohl Johan Djourou eine Chance bekommt. Ihn kennen Fans noch aus seiner Zeit als chronischer Unsicherheitsfaktor beim Hamburger SV. Er wolle jedoch sein "Bestes geben", sagte er.

Bei den Schweden muss nur Mittelfeldspieler Sebastian Larsson gesperrt zusehen. Kapitän Andreas Granqvist hatte von seiner Frau Sofia, die unmittelbar vor der Geburt ihres zweiten Kindes steht, grünes Licht für einen Achtelfinal-Einsatz bekommen. "Es sind diese WM-Momente, von denen er schon als kleiner Junge geträumt hat", sagte sie. In Sachen Nachwuchs hatte der Schweizer Breel Embolo von Schalke 04 mehr Terminglück. Er war vergangenen Donnerstag für zwei Tage zur Geburt seiner Tochter Naliya gereist.