07.07.2018 13:19 Uhr

Matchwinner De Bruyne: "Wir wollen ins Endspiel"

Kevin De Bruyne ist im Spiel der Belgier unverzichtbar
Kevin De Bruyne ist im Spiel der Belgier unverzichtbar

Kevin De Bruyne führt Belgien ins erste Halbfinale seit 1986 und lässt die goldene Generation von der Krönung träumen. Beim 2:1 (2:0) gegen Rekordweltmeister Brasilien brilliert der frühere Bundesligaspieler in seiner Lieblingsrolle.

Kevin De Bruyne versetzte ein ganzes Land in Ekstase und schenkte Belgien eine "epische Party". Doch in die Jubelstürme daheim wollte der "Manager" der goldenen Generation nicht einstimmen.

"Wir sind noch nicht fertig", sagte der frühere Bundesliga-Profi nach dem historischen 2:1 (2:0) der Roten Teufel im WM-Viertelfinale gegen den Rekordweltmeister Brasilien: "Wir wollen ins Endspiel, in das Spiel, auf das die ganze Welt schaut."

Der Großteil der Fußballwelt war aber bereits Augenzeuge, als De Bruyne und Co. in einem hochklassigen Offensivspektakel Superstar Neymar und die Selecao entzauberten und sich selbst zum gar nicht mehr geheimen WM-Favoriten aufschwangen. Mit dem überragenden ehemaligen Bremer und Wolfsburger im Zentrum eines atemberaubenden Konterfußballs.

De Bruyne: "Es ist mir egal, wo ich spiele"

Nach drei Spielen im defensiven Mittelfeld brillierte der 27-Jährige vom englischen Meister Manchester United auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen. Er orchestrierte das überfallartige Umschaltspiel mit Eden Hazard und Romelu Lukaku, stieß aber auch immer wieder in die vorderste Linie vor und entschied das Spiel mit einem Traumtor (31.).

"Es ist mir egal, wo ich spiele", sagte De Bruyne, "ich habe getan, was ich tun musste." Mit seiner Erfahrung von 283 Liga-, 50 Europapokal- und 66 Länderspielen sieht er sich als Anführer der goldenen Generation. "Ich stelle sicher, dass die Mannschaft in schwierigen Situationen die Ruhe bewahrt, dass wir nicht zu viele Risiken eingehen", betonte er, "manchmal agieren wir zu schnell. Ich versuche, das Team zu managen - auf jede Art und Weise, die ich kann."

In der Vorrunde und im Achtelfinale hatte "KDB" diese Aufgabe noch als Stratege auf der Doppelsechs bewältigt. Gegen Brasilien löste Trainer Roberto Martínez ihn von diesen Fesseln und überraschte mit dieser Umstellung den Rekordweltmeister und dessen "Professor" Tite. "Sie wussten nicht, was sie machen sollten", meinte De Bruyne schmunzelnd.

Außenseiterrolle abgelegt

Martínez war nach dem ersten WM-Halbfinaleinzug für Belgien seit 1986 die Freude über seinen Coup ebenfalls anzusehen. "Wenn du Brasilien schlagen willst, musst du einen taktischen Vorteil haben", sagte der Spanier: "Aber vor allem geht es um die Umsetzung dieser Taktik, die Spieler haben daran geglaubt."

So brillant die Umstellung in der Offensive auch war, die taktische Veränderung in der Defensive war mindestens genauso entscheidend - und wäre beinahe zu spät gekommen. Nach zehn Minuten Abwehrchaos machte Martínez aus seiner Dreier- eine Viererkette, und Neymar und Co., die zunächst fast ungestört durch den Straufraum kombiniert hatten, fanden fast keine Lücke mehr.

Die "epische Party" ("Het Laatste Nieuws") in Belgien konnte beginnen, nach einem "Spiel, das man nie vergessen wird" ("De Staandard"). Und sie soll am Dienstag im Halbfinale gegen Frankreich weitergehen. "Wer Brasilien schlägt, braucht vor niemandem mehr Angst zu haben", schrieb "De Standaard". Als Außenseiter wie gegen die Selecao sieht sich niemand mehr. "Wir sind auf demselben Niveau", meinte De Bruyne, "der Unterschied ist minimal."