12.07.2018 14:04 Uhr

Kroatien: Mit Bundesliga-Power ins WM-Finale

Mario Manzukic (v.) schoss Kroatien in der Verlängerung zum Sieg gegen England
Mario Manzukic (v.) schoss Kroatien in der Verlängerung zum Sieg gegen England

Ivan Perisic und Mario Mandzukic waren in ihren Bundesliga-Klubs nicht mehr gewollt, jetzt greifen sie mit Kroatien sensationell nach dem WM-Titel.

Hunderttausende Kroaten feierten in Zagreb das "feurige Wunder" einer historischen Nacht, als Mario Mandzukic im 2000 Kilometer entfernten Moskau eine Warnung an alle Franzosen schickte.

"Wir haben wie Löwen gespielt, und wir werden genauso im Finale auftreten", kündigte der Halbfinal-Held an. Die Équipe Tricolore, der große Favorit am Sonntag (17:00 Uhr) im Luzhniki-Stadion, darf sich einer Sache gewiss sein: Diese Kroaten werden der härteste Gegner auf ihrem Weg zum Goldpokal sein.

"Nur große Mannschaften sind so tapfer, wie wir es waren", sagte Mandzukic, nachdem er die Vatreni, die Feurigen, in einer dramatischen Verlängerung gegen England zum 2:1 (1:1, 0:1) und damit ins Finale geschossen hatte.

Zum dritten Mal in Serie holten die Kroaten einen Rückstand auf und versetzten ihr junges Land in einen Rausch, der noch tagelang anhalten wird. "Es ist das feurige Wunder", schrieb "Jutarnji list", und die Boulevardzeitung "24sata" forderte: "Weint, umarmt Euch, feiert!"

Die Fans in der Heimat erleuchteten den Nachthimmel der Hauptstadt Zagreb mit roten Feuerfackeln.

Begeisterung in der Heimat kennt kein Grenzen

Längst haben Mario Mandzukic, Ivan Perisic, Luka Modric und all die anderen großen Kämpfer das kleine Land mit den großen Problemen mitgerissen. Die ökonomischen Sorgen, die schwierigen Beziehungen zu den Nachbarn, Korruption und Vetternwirtschaft: Alles ist für ein paar Tage in den Hintergrund gerückt.

Selbst Premierminister Andrej Plenkovic kam am Tag nach den Toren von Perisic (68.) und Mandzukic (109.) im Kroatien-Trikot zur Arbeit. 20 Jahre nach dem sensationellen dritten Platz in Frankreich brennt die Zuversicht lichterloh.

Dabei hatten sich die Kroaten gegen England lange durch die Partie geschleppt und waren müde dem frühen Rückstand durch Kieran Trippier (5.) hinterhergehechelt. Superstar Modric wirkte in seinem 55. Pflichtspiel der Saison ausgelaugt. Der nächste Rückstand schien zu viel zu sein.

Doch dann zeigten die Kroaten ihr wahres Gesicht, das auch Frankreich fürchten dürfte. "Einige haben auf einem Bein gespielt", sagte Nationaltrainer Zlatko Dalic: "Das zeigt Charakter. Keiner gab auf."

"Kroatien brennt, aber wir sind noch längst nicht ausgebrannt"

Allen voran Mandzukic und Perisic, einst in der Bundesliga aussortiert, kämpften wild entschlossen und erfolgreich um ihren Finaltraum.

Mandzukic, der mit dem FC Bayern 2013 die Champions League gewonnen hatte, ehe ihn Pep Guardiola absägte, warf sich unerschrocken in jeden Zweikampf und spielte gar nach einem heftigen Zusammenprall mit Englands Torhüter Jordan Pickford weiter.

Perisic, früher in Dortmund und Wolfsburg tätig, belohnte die Kroaten mit dem Ausgleichstor.

Überhaupt hat der kroatische Erfolgszug durch die WM in Russland eine deutliche schwarz-rot-goldene Färbung. Viele Mitglieder des Kaders mussten in den Neunzigerjahren wegen des Kroatienkrieges fliehen. Mandzukic oder auch Verteidiger Dejan Lovren verschlug es nach Deutschland. Einige von ihnen sprechen fließend deutsch, insgesamt zehn spielen oder spielten in der Bundesliga.

Außer dem des Königlichen Luka Modric haben ihre Namen im Weltfußball zwar noch nicht den großen Klang, dafür sind sie im Team bislang unschlagbar.

"Kroatien brennt, aber wir sind noch längst nicht ausgebrannt", sagte Torwart Danijel Subasic nach dem Feuerwerk von Moskau. Es war wieder eine Warnung an die Franzosen. Kylian Mbappé und Co. sollten sich in Acht nehmen vor den Mentalitätsmonstern vom Balkan.