19.07.2018 13:24 Uhr

"Es geht nicht um den Thomas-Letsch-Style"

Thomas Letsch soll die Austria aus der Krise führen
Thomas Letsch soll die Austria aus der Krise führen

Thomas Letsch will Austria Wien in der Premierensaison in der neuen Generali-Arena zurück in die Erfolgsspur führen. Mit weltfussball sprach der "Veilchen"-Trainer über taktische Überlegungen und neue Spielerrollen.

Mit neun Neuzugängen geht die Wiener Austria in die erste Saison der reformierten Bundesliga. Nach der Krisenspielzeit 2017/18, die ein europacupfreies Jahr in der zum Schmuckkästchen umgebauten Generali-Arena zur Folge hat, waren Veränderungen dringend nötig. Schließlich sollen die Fans im neuen Stadion wieder attraktiven, vor allem aber erfolgreichen Fußball zu sehen bekommen.

Mit welcher Ausrichtung das die "Veilchen" auf dem Platz bewerkstelligen möchten, davon konnte man sich letzten Freitag, beim Eröffnungsspiel gegen Borussia Dortmund, vorab ein Bild machen. Trainer Thomas Letsch bot im Mittelfeld eine Raute und davor mit den Neuzugängen Bright Edomwonyi und Alon Turgeman zwei echte Sturmspitzen auf. Vieles spricht dafür, dass seine Startelf zum Ligaauftakt zu Hause gegen Aufsteiger Wacker Innsbruck ganz ähnlich aussehen wird.

Austria-Trainer Letsch: "Ballbesitz nicht um des Ballbesitzes Willen"

Doch wie viel von dem, was sich der Red-Bull-geprägte Coach vorstellt, steckt nach seiner ersten Sommervorbereitung mit der Austria schon in der Mannschaft? "Es geht nicht darum, den Thomas-Letsch-Style zu sehen", relativiert der 49-Jährige im Gespräch mit weltfussball. "Am Schluss geht es darum, erfolgreich Fußball zu spielen, Punkte zu holen", weiß der Deutsche, worauf es nach Platz sieben in der vergangenen Saison jetzt ankommt.

Nur auf Pressing und blitzschnelles Umschaltspiel will Letsch seine Idee vom Fußball nicht reduziert sehen. "Ballbesitz ist genauso wichtig, nur: Ballbesitz steht für mich nicht um des Ballbesitzes Willen, sondern kann nur das Ziel haben, den Gegner zu locken, um Lücken zu finden und um dann vertikal nach vorne zu spielen", präzisiert Letsch.

In der Defensive wollen die Violetten "schnell umschalten und vor allem auch den Gegner aggressiv attackieren. Ob das ganz vorne ist, oder auch einmal etwas tiefer, das ist zweitrangig. Ich möchte, dass wir immer aktiv sind, versuchen, das Spiel zu kontrollieren, egal ob der Gegner den Ball hat oder wir. Alle Facetten sind wichtig!"

Violette Systemfrage: Wo ist Max Sax eingeplant?

Eine für ihn neue Rolle dürfte Kapitän Alexander Grünwald, der auch zur Auftakt-Pressekonferenz der Bundesliga im Wiener Museum für angewandte Kunst noch mit einbandagierter Hand erschien, übernehmen. Der Kärntner flankierte gegen Dortmund gemeinsam mit Ex-Sturm-Antreiber Uroš Matić den neuen Sechser Thomas Ebner. Davor stellte Dominik Prokop die Verbindung zum Angriff her. Daher spricht Letsch auch lieber von einem 4-3-1-2-System, denn von einer Raute im Mittelfeld. "Das kann alles noch nicht hundertprozentig klappen, aber sie nehmen die Rollen sehr gut an", sieht der Trainer positive Ansätze. Nun sei es wichtig, "die Automatismen von Spiel zu Spiel weiterzubringen".

Fragezeichen werfen bei diesem System die Rollen der klassischen Flügelspieler Lucas Venuto und Neuzugang Maximilian Sax auf. Letzterer fällt aufgrund eines Knochenmarksödems auf unbestimmte Zeit aus, eine Prognose will Letsch nicht wagen: "Das kann schon noch dauern." Der Coach sehnt jedenfalls das Comeback des Ex-Admiraners herbei, schließlich "gibt uns so ein Spieler auf jeden Fall mehr Flexibilität".

Eingeplant wäre der 25-Jährige im aktuellen System "sicher eher als Zehner oder Stürmer", doch ist das 4-3-1-2 alles andere als in Stein gemeißelt: "Es wäre völlig fatal, würden wir sagen, dass wir nur mit diesem System spielen", betont Letsch. Die taktische Ausrichtung sei von Spiel zu Spiel von mehreren Faktoren abhängig. Aber: "Wir haben viele zentrale Stürmertypen, daher ist es klar, dass wir sehr wahrscheinlich mit zwei Spitzen spielen werden. Hinten kann das aber auch einmal eine Dreier- oder eine Fünferkette werden. Wir lassen uns auf jeden Fall etwas einfallen."

Update zu Serbest und Friesenbichler

Einfallen lassen sich die "Veilchen" möglicherweise auch noch etwas auf dem Transfermarkt. "Wir schauen in alle Richtungen, aber nicht, weil wir zwingend etwas brauchen", verrät Letsch. Vorläufig ruhig ist es um die immer wieder kolportierten, möglichen Abgänge von Tarkan Serbest und Kevin Friesenbichler geworden. Bei beiden legt Letsch Wert darauf festzuhalten, dass seitens des Klubs keineswegs der Wunsch bestehe, sie abzugeben.

"Es ist lediglich so, dass es Interesse an dem Spieler gibt und er sich das auch durchaus vorstellen kann", sagt der Trainer über die Personalie Serbest. "Es ist keine einfache Situation für ihn, es geistern verschiedene Dinge in seinem Kopf herum, aber kein Mensch jagt ihn vom Hof! Im Gegenteil, wenn Tarkan hier ist, ist das ein Klasse-Spieler, der uns weiterhilft." Für Friesenbichler "gab es eine Anfrage und das war's auch".

David Mayr