02.08.2018 13:24 Uhr

Stürmerroulette bei Schalke 04: Tedescos Qual der Wahl

Mark Uth, Guido Burgstaller und Breel Embolo greifen beim FC Schalke 04 an
Mark Uth, Guido Burgstaller und Breel Embolo greifen beim FC Schalke 04 an

Der Konkurrenzkampf im königsblauen Sturm ist eröffnet. Mit Guido Burgstaller, Breel Embolo und Neuzugang Mark Uth hat Trainer Domenico Tedesco beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 gleich drei Stürmer im Kader, die allesamt auf Einsätze brennen.

Mit Franco Di Santo ist trotz aller Verkaufsbemühungen gar noch ein Vierter an Bord. Der im Winter verpflichtete Cedric Teuchert, immerhin Junioren-Nationalspieler, drängt ebenfalls auf Spielminuten. Klar ist: Trotz Dreifachbelastung mit anstrengenden Reisen durch halb Europa werden nicht alle so viel spielen, wie sie gerne würden. Droht auf Schalke ein Stürmer-Chaos? weltfussball geht der Personallage auf den Grund.

Obgleich der FC Schalke versuchen wird, den reinen Ergebnisfußball der Vorsaison ein wenig aufzuhübschen, wird von den Knappen wohl auch in Zukunft kein Offensivfeuerwerk zu erwarten sein. Domenico Tedesco hat längst klargestellt, dass die defensive Ordnung in seinem Fußball Vorrang hat. Diesem Konzept müssen sich auch die Stürmer unterordnen.

In der vergangenen Saison agierte S04 wahlweise im 3-5-2 mit zwei nominellen Spitzen oder in einem 3-4-3, in dem meist nur für einen echten Stürmer Platz war. Überdies erwartet der 32-Jährige von seinen Stürmern neben der Torejagd auch Disziplin in der Rückwärtsbewegung. Gerade wenn mehrere Angreifer gleichzeitig auf dem Platz stehen, müssen sich diese offensiv wie defensiv ergänzen.

Burgstaller eine Bank

Gute Aussichten auf Einsatzzeit dürfte auch in der kommenden Spielzeit Guido Burgstaller haben. Der Schalker Publikumsliebling war in der Vorsaison mit elf Treffern in der Bundesliga erfolgreichster Knappe. Zudem kam der 29-Jährige auf fünf Assists.

Mindestens ebenso wichtig wie seine Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor ist Burgstallers Arbeit gegen den Ball. Der lauf- und kampfstarke Österreicher ist eine wichtige Säule in Schalkes Defensivkonzept, das schon beim Pressing in vorderster Front beginnt.

Burgstaller selbst brennt auf Einsätze und hat keine Angst vor der hohen Belastung. "Wenn Sie mich persönlich fragen, kann ich nur sagen, dass es für mich nichts Schöneres gibt, als alle drei, vier Tage ein Fußballspiel spielen zu dürfen", sagte der Ex-Nürnberger zuletzt gegenüber "bundesliga.de". In zwei Testspielen mit seiner Beteiligung (1:0-Sieg gegen Schwarz-Weiß Essen und 0:1-Niederlage gegen Erzgebirge Aue) konnte sich Burgstaller allerdings noch nicht in die Torschützenliste eintragen.

Uth kommt mit Vorschusslorbeeren

Mit Mark Uth haben die Knappen von der TSG Hoffenheim einen weiteren Hochkaräter für die Offensive verpflichtet. Der 26-Jährige war in der letzten Spielzeit mit 14 Treffern der drittbeste Torschütze der gesamten Liga und legte nebenbei auch noch acht Treffer für seine Kollegen auf. Für den neuen Arbeitgeber hat Uth bereits geknipst: Der gebürtige Kölner markierte den Treffer zum 2:1 gegen Hebei China Fortuna auf der Asienreise.

Uth dürfte allein schon deshalb gute Karten haben, weil seine Verpflichtung auf Wunsch von Domenico Tedesco zustande kam. Der Schalker Jungcoach ist vor allem von den Laufwegen und vom schnörkellosen Abschluss des Linksfußes angetan. Tedesco hat den Angreifer letztlich persönlich überzeugt, nach Gelsenkirchen zu wechseln.

Pluspunkt für den Neuzugang: Uth kann sowohl im Zentrum als auch auf den Flügeln agieren. Sein Selbstbewusstsein kommt dem Team ebenfalls zu Gute. "Ich möchte wichtig für die Mannschaft sein, viel spielen, viele Tore machen, viele Vorlagen geben."

Embolo muss sich beweisen

Etwas anders sieht die Situation bei Breel Embolo aus. Der Rekordtransfer, 2016 mit vielen Vorschusslorbeeren vom FC Basel für 22,5 Millionen Euro in den Pott gewechselt, wird in diesem Jahr auf dem Prüfstand stehen. Nach seiner schweren Verletzung vor fast zwei Jahren bekam der Schweizer erst ab Mitte der Rückrunde wieder mehr Einsätze. Immerhin reichte das für eine WM-Teilnahme mit der Schweiz.

"Die letzten Wochen in der alten Saison waren sehr gut. Ich bin immer mehr an mein Level herangekommen", sagte der 21-Jährige, der nun endlich einmal die gesamte Saisonvorbereitung mit der Mannschaft absolvieren kann. Mit Blick auf die kommende Saison ergänzte Embolo: "Natürlich möchte ich so viele Tore wie möglich schießen."

Als alleinige zentrale Spitze dürfte Breel Embolo von den drei Angreifern die schlechtesten Karten haben. Der Vorteil des frisch gebackenen Vaters liegt jedoch in seiner Vielseitigkeit. Er kann im Zwei-Mann-Sturm eine gute Ergänzung zu den Instinkt-Stürmern Uth oder Burgstaller abgeben oder im 4-3-3 über den rechten Flügel kommen.

Bei Unzufriedenheit droht Ärger

Der Vorteil von Guido Burgstaller und Breel Embolo ist, dass sie die von Domenico Tedesco geforderten Anlaufbewegungen in vorderster Linie bereits beherrschen. Mark Uth gilt vom Papier her als torgefährlichster Angreifer aus diesem Trio, muss sich aber defensiv noch beweisen.

Alle drei haben ihre Vorzüge. Alle drei wollen spielen. Höchstens zwei werden aber regelmäßig auf dem Rasen stehen. Das birgt Konfliktpotenzial, weiß auch der Trainer. "Auf uns Verantwortliche werden sicher Gespräche zukommen, die nicht so angenehm sein werden. Es wird auch enttäuschte Gesichter geben", so Tedesco jüngst im "kicker". 

Als kleiner Gewinner der bisherigen Saisonvorbereitung darf sich indes Cedric Teuchert sehen. Der 21-Jährige sammelte fleißige Einsatzzeiten und bestach mit zwei Treffern. "Das gibt mir Schwung für die nächsten Wochen und Monate", so der ehemalige Nürnberger im vereinseigenen Interview.

Dennoch wird der Youngster bewusst keine Ansprüche an seinen Trainer stellen. Dieser hat bei der Stürmerwahl ohnehin schon die Qual der Wahl. Und Franco Di Santo? Den gibt es ja auch noch.

Lennart Wegner