08.08.2018 12:18 Uhr

Talente statt Stars: Bundesliga auf Sparkurs

Paulinho von Bayer Leverkusen ist eines der neuen Gesichter der Bundesliga (Bildquelle: @bayer04fussball)
Paulinho von Bayer Leverkusen ist eines der neuen Gesichter der Bundesliga (Bildquelle: @bayer04fussball)

Zweieinhalb Wochen vor dem Ligastart halten sich die Bundesligisten auf dem Transfermarkt im internationalen Vergleich vornehm zurück. Lediglich Borussia Dortmund greift etwas tiefer ins Portemonnaie.

Paulinho, Pablo Maffeo, Nordi Mukiele: Junge Talente statt ganz große Namen. Die Bundesliga setzt auf dem Transfermarkt immer mehr auf hoffnungsvolle, entwicklungsfähige Spieler. Während die Ablösesummen ringsum in astronomische Höhen steigen, hält sich die Fußball-Bundesliga vornehm zurück.

Von den vier Topligen haben die Bundesligisten (446 Millionen Euro) mit Abstand am wenigsten in neue Spieler investiert. Die englische Premier League (1,1 Milliarden) hat mehr als das Doppelte ausgegeben.

Nur Borussia Dortmund investierte auf einem ähnlichen Niveau wie die europäischen Topklubs. 73 Millionen Euro gab der BVB für vier Neue aus. Bayern München erwirtschaftete durch den fixen Costa-Wechsel zu Juventus Turin für 40 Millionen Euro gar erstmals seit zehn Jahren einen Transferüberschuss.

100-Millionen-Euro-Transfers nicht unmöglich

Das Festgeldkonto könnte mit einem möglichen Abgang von Jérôme Boateng nach Paris noch weiter aufgebessert werden. Manchester United soll der Weltmeister von 2014 bereits abgesagt haben. In England schließt der Transfermarkt ohnehin bereits am Donnerstag um Mitternacht. Lediglich für den 17 Jahre alten Alphonso Davies (11,5 Millionen Euro) gaben die Münchner Geld aus.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke kündigte erst vor wenigen Tagen an, der Klub könnte für den richtigen Spieler auch 100 Millionen Euro ausgeben. "Auch die könnten wir stemmen, wenn wir einen Spieler unbedingt haben wollen und 1000-prozentig von ihm überzeugt sind", sagte Watzke der "Sport Bild". Bislang blieb ein solcher Transfer aber aus.

So ist der Wechsel des belgischen WM-Stars Axel Witsel für 20 Millionen Euro zum BVB der spektakulärste Bundesliga-Transfer. Für 28 Millionen Euro holte Dortmund Innenverteidiger Abdou Diallo vom Ligakonkurrenten FSV Mainz 05 - der bislang teuerste Wechsel.

Mittelstürmer Alassane Pléa (Borussia Mönchengladbach/23 Millionen Euro) und der niederländische Nationalspieler Davy Klaassen (Werder Bremen/14 Millionen Euro) sind für ihre Vereine jeweils Rekordtransfers. Allerdings Peanuts, im Vergleich zu dem Geschehen auf dem internationalen Transfermarkt.

Top-Transfers im europäischen Ausland

Weltmeister Kylian Mbappé etwa, der in der vergangenen Saison nur an Paris ausgeliehen war, wurde vom Klub von Trainer Thomas Tuchel aufgrund einer Kaufvereinbarung in diesem Sommer fest verpflichtet. Die Kaufsumme beläuft sich insgesamt auf 180 Millionen Euro.

Da kann selbst der Monstertransfer von Weltfußballer Cristiano Ronaldo von Champions-League-Sieger Real Madrid zu Juventus Turin nicht mithalten. Der italienische Abonnementmeister ließ sich den Weltfußballer 117 Millionen Euro kosten.

Krösus in Europa ist aber Jürgen Klopps FC Liverpool. Die Reds gaben für Leipzigs Naby Keita, den Ex-Münchner Xherdan Shaqiri, Brasiliens WM-Torwart Alisson und Monacos Fabinho rund 180 Millionen Euro aus. Der deutsche Teammanager machte Alisson mit einer Ablöse von 62,5 Millionen Euro plus zehn Millionen Euro möglicher Bonuszahlungen zum teuersten Torwart der Geschichte.

"Wir haben nichts mit dem Preis zu tun. Das ist der Markt", sagte Klopp. Im Durchschnitt gaben die Premier-League-Klubs 6,7 Millionen Euro pro Spieler aus, die Bundesliga-Klubs nur 1,9 Millionen Euro.

Blick geht nach Südamerika und nach Frankreich

Die deutschen Klubs richten den Blick nach Südamerika sowie seit geraumer Zeit ins Land des Weltmeisters - nach Frankreich. RB Leipzig verpflichtete diesen Sommer in Verteidiger Nordi Mukiele den vierten jungen Franzosen - dazu den Brasilianer Matheus Cunha (19) und Linksverteidiger Marcelo Saracchi (20) aus Uruguay.

Bayer Leverkusen setzt auf den 18 Jahre alten Paulinho, der für 18,5 Millionen Euro vom brasilianischen Meister Vasco da Gama kam. Stuttgarts Königstransfer, Rechtsverteidiger Pablo Maffeo, kam für 9 Millionen Euro von der Reserve von Manchester City.

Die Frage ist: Reicht diese Strategie aus, um international wettbewerbsfähig zu sein?