13.08.2018 15:08 Uhr

Kehrer nutzt seine zweite Chance auf Schalke

Thilo Kehrer will sein Glück in Paris suchen
Thilo Kehrer will sein Glück in Paris suchen

Thilo Kehrers Wechsel nach Paris kommt überraschend und spült viel Geld in die Kassen von Schalke 04. Für den 21-Jährigen ist der Schritt ins Ausland zu Thomas Tuchel aber vor allem eine Chance.

Es gab eine Phase, in der wäre Thilo Kehrers Karriere beinahe beendet gewesen, bevor sie richtig angefangen hatte. 2015 war das, als der damals 18-Jährige während der Saisonvorbereitung der Königsblauen unentschuldigt fehlte und stattdessen lieber in Italien zu Wechsel-Verhandlungen mit den Nobelvereinen Inter Mailand und AS Rom weilte.

"Der Spieler hat anscheinend einen Vertrag bei Inter unterschrieben. Das war nicht klug, da man nicht gleichzeitig bei zwei Vereinen unter Vertrag stehen darf. Wir sind auf keinen Fall bereit, Thilo abzugeben", sagte Ex-Manager Horst Heldt damals. Das Ende vom Lied: Schalke blieb standhaft und nahm die darauffolgende reumütige Entschuldigung des Teenagers an.

Heute, drei Jahre später, dürfte Kehrer sehr froh sein, dass der Verein die Tür nicht endgültig zugeschlagen und ihm stattdessen eine zweite Chance gegeben hat.

Über das viertklassige U23-Team kämpfte sich der Defensivallrounder erst zurück in den Profi-Kader und anschließend ins Rampenlicht. Seine Leistungen, vor allem in der vergangenen Saison, überzeugten auch Thomas Tuchel, der Kehrer nun für angeblich 37 Millionen Euro zum französischen Meister Paris Saint-Germain lotste.

Kehrer vor dem nächsten großen Schritt

Für den damit teuersten Verteidiger der Bundesliga ist der Wechsel in die französische Hauptstadt die Chance, den nächsten großen Schritt zu machen und seine erste Titel auf Vereinsebene zu feiern. Bei den Schalkern hatte Kehrer unmittelbar vor seinem geplatzten Italien-Fantasien die A-Junioren als Kapitän zur Meisterschaft geführt. Nach seiner Rehabilitation überzeugte er in insgesamt 59 Pflichtspielen für die Gelsenkirchener.

Die Schalker Fans waren spätestens seit dem 1. April 2017 von ihrem Eigengewächs begeistert. Da erzielte Kehrer im Derby gegen den Erzrivalen Borussia Dortmund den Treffer zum 1:1-Endstand - es war zugleich sein erstes Tor in der Bundesliga. "Ein Riesengefühl, einfach nur Gänsehaut", sagte Kehrer damals. Bis heute ließ der 21-Jährige, der vor jedem Spiel zu Gott betet und diesen um Schutz bittet, drei weitere Treffer im deutschen Oberhaus folgen.

Treffen mit Weltstars und einem Ex-Kollegen

Für eine Nominierung in der A-Nationalmannschaft reichte es bisher (noch) nicht. Beim Gewinn der U21-Europameisterschaft 2017 war Kehrer Ergänzungsspieler, stand aber im spannenden Halbfinale gegen England für 40 Minuten auf dem Platz. Während der Fahrten im Mannschaftsbus stimmte "DJ" Kehrer die Mannschaft mit Hip-Hop-Musik auf die Partien ein.

Sein neuer Vertrag in der französischen Hauptstadt ist noch nicht unterschrieben, doch nach dem obligatorischen Medizincheck stößt Kehrer endgültig zu seinen neuen Teamkollegen, die Neymar, Edinson Cavani oder Gianluigi Buffon heißen. Und er trifft im 2014er-Weltmeister Julian Draxler einen weiteren Spieler, der in der Schalker Knappenschmiede ausgebildet wurde, wieder.

Die neuen Mitspieler dürfen sich auf einen Defensivallrounder freuen: Kehrer kann als Innenverteidiger, auf der rechten Abwehrseite und auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden.

"Absolut korrekt und überaus loyal verhalten"

Am Sonntagvormittag war der nun zweitteuerste Spieler der Vereinsgeschichte noch bei der offiziellen Teampräsentation und beim öffentlichen Training dabei gewesen, um die Schalker Verhandlungsposition nicht zu verschlechtern. Kurz darauf erhielt Schalkes Sportvorstand Christian Heidel grünes Licht aus Paris. "Thilo Kehrer hat sich absolut korrekt und überaus loyal gegenüber dem Verein verhalten", sagte Heidel.

Zuletzt hatte in Max Meyer, der wie Kehrer von Roger Wittmann beraten wird, ein weiteres Talent aus der Knappenschmiede verlassen. Anders als Kehrer ging Meyer, jetzt beim Premier-League-Klub Crystal Palace unter Vertrag, jedoch im Streit und saß seinen Vertrag auf der Tribüne aus. Kehrer hingegen wollte "seinem" Ausbildungsverein unbedingt noch eine stattliche Ablöse verschaffen - mit Erfolg.