18.08.2018 10:07 Uhr

Ex-Leipziger Willers exklusiv: "Immer etwas möglich!"

Kölns Tobias Willers träumt von einer Pokalsensation gegen seinen Ex-Klub RB Leipzig
Kölns Tobias Willers träumt von einer Pokalsensation gegen seinen Ex-Klub RB Leipzig

Am Sonntagnachmittag (ab 15:30 Uhr) trifft Regionalligist Viktoria Köln in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals auf Bundesliga-Spitzenmannschaft RB Leipzig.

Ein Duell der Gegensätze, in dem die Roten Bullen als haushoher Favorit gehandelt werden, der Viertligist aus der Domstadt trotzdem seine kleine Chance wittert. Besonders für Viktorias Innenverteidiger Tobias Willers wird das Duell mit dem Europapokalteilnehmer ein ganz besonderes Spiel. Der 31-Jährige spielte von 2013 bis 2014 eine Saison für die Sachsen und stieg mit Leipzig in die 2. Bundesliga auf.

Im exklusiven Gespräch mit weltfussball spricht Tobias Willers über den Kölner Traum von der Pokalsensation, seine gemeinsame Zeit mit den Nationalspielern Joshua Kimmich und Diego Demme sowie seinen Neuanfang im Jahr 2017 in Köln nach viermonatiger Sperre wegen versuchter Spielmanipulation. 

Herr Willers, mit welchen Ambitionen geht es für Sie in das DFB-Pokalspiel gegen Leipzig?

Tobias Willers: Für den ganzen Verein ist es natürlich etwas ganz Besonderes, im DFB-Pokal starten zu dürfen, was wir uns auch hart im Landespokal erarbeitet haben. Wir werden das Spiel total genießen. Natürlich wissen wir, dass mit RB Leipzig ein brutal starker Gegner auf uns wartet, der aufgrund der Europa-League-Quali schon voll im Saisonmodus ist. Andere Erstligisten, die noch kein Pflichtspiel absolviert haben, werden durchaus mal auf dem falschen Fuß erwischt. Das wird Leipzig nicht passieren.

Sie selbst haben bereits einige Erfahrungen im DFB-Pokal gemacht. Welche Erlebnisse sind am meisten in Erinnerung geblieben?

Am frischesten ist noch das Spiel mit Osnabrück, auch gegen RB Leipzig. Damals war RB noch Zweitligist. Bis zur 70 Minute hatten wir damals geführt und das Spiel meiner Meinung nach auch gewonnen, bis es zu dem bitteren Spielabbruch kam. Ansonsten waren es aber auch immer enge Spiele. Für unterklassige Teams ist immer etwas möglich!

Wie sind mit Viktoria Köln die Ziele in der Regionalliga formuliert worden?

Jeder bei uns will das Optimale erreichen und das ist in diesem Jahr der Aufstieg. Dadurch, dass der Erste in der Regionalliga West dieses Jahr direkt aufsteigt, ist es das große Ziel von allen hier. Trotzdem werden wir nicht unruhig, wenn wir mal ein Spiel nicht gewinnen sollten. Unsere Liga ist sehr stark. Da wird kein Gegner im Vorfeld die weißen Tücher schwingen und sagen: Okay, Viktoria steigt auf. Wir wissen, dass jedes Spiel eine harte Aufgabe werden wird.

Mit dieser Einstellung geht es dann auch am Sonntag gegen RB Leipzig?

Ja klar! Wir wollen uns nicht verkriechen, unser Trainer hat uns einen klaren Plan vorgegeben, wie wir das Spiel bestreiten wollen. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, eine Runde weiterzukommen.

Sie haben selbst eine Zeit lang für Leipzig gespielt, sind 2015 mit RB in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Welche Erinnerungen haben Sie noch an den Klub?

Natürlich nur positive! Es war ein sensationelles Jahr, in dem wir aufgestiegen sind. Ich habe damals 18 Spiele gemacht und somit meinen Teil dazu beitragen dürfen. Alles in allem war es ein geiles Jahr und eine geile Erfahrung, die total viel Spaß gemacht hat.

Zwei Spieler aus der damaligen Zeit sind nach wie vor noch im Team, nämlich Diego Demme und Youssuf Poulsen. Hätten Sie den beiden so eine steile Entwicklung zugetraut?

Es gehört immer auch etwas Glück dazu, aber beide Spieler waren schon immer extrem ehrgeizig, wollten sich ständig verbessern und haben viele Sonderschichten geschoben. Mich freut es für beide, dass sie sich mittlerweile zu gestandenen Bundesligaspielern entwickelt haben. Dass der Weg so verlaufen wird, konnte wahrscheinlich keiner so genau sagen. Aber sie haben es sich auf jeden Fall verdient.

Sie haben damals auch mit dem heutigen Bayern-Profi Joshua Kimmich zusammengespielt. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm?

Wir haben schon damals gesehen, dass er ein Riesentalent ist. Er war eigentlich immer der Erste, der kam und der Letzte, der ging. Und das mit 18 Jahren - das war schon sensationell zu sehen. So eine Einstellung wird letztlich auch belohnt. Ich habe gesehen, dass er einiges an Grundvoraussetzung und Talent mitgebracht hatte. Alles darüber hinaus hat er sich aber hart erarbeitet. Das können wir jedem anderen jungen Spieler nur so mitgeben, dass gute und harte Arbeit belohnt wird.  

Was war der Grund, dass es für Sie damals in Leipzig nach dem Aufstieg nicht weiterging?

Ich hatte das Gefühl, dass ich immer nur Innenverteidiger Nummer drei oder vier war. Mir wurde von meinem damaligen Trainer Alexander Zorniger nicht das Gefühl vermittelt, dass er mir vertraut. Dann kam kurz nach dem Saisonstart auch noch die Verpflichtung von Ex-Nationalspieler Marvin Compper, der aus der Serie A geholt und mir quasi vor die Nase gesetzt wurde. Das war für mich dann das Zeichen, dass ich nicht mehr viel Spielpraxis bekommen werde. Ich habe dann ein offenes Gespräch mit Ralf Rangnick und Alexander Zorniger gesucht und den Verein noch im August verlassen. Das war aber alles sehr gut kommuniziert, sodass ich glücklich war, noch nach Osnabrück wechseln zu können. Ich bin nicht im Groll, sondern guter Dinge aus Leipzig gegangen.

Nach der Saison in Leipzig hatten Sie sportlich gute Jahre in der 3. Liga beim VfL Osnabrück, waren dort sogar Mannschaftskapitän. Ihre Zeit dort endete allerdings ziemlich unrühmlich. Haftet Ihnen nach der viermonatigen Sperre noch ein gewisses Image an?

Für mich selbst ist das eigentlich vergessen. Ich wurde hier bei Viktoria Köln auch super aufgenommen. Meine Vergangenheit wurde auch nicht großartig thematisiert. Die Leute, die mich genauer kennen, wissen, wie ich bin. Ich bin auch hier wieder im Mannschaftsrat. Ich glaube, das wäre ich nicht, wenn ich einen schlechten Charakter hätte oder so.

Was hatte überhaupt den Ausschlag gegeben, es bei Viktoria Köln in der vierthöchsten Spielklasse zu versuchen?

Das waren vor allem die großen Bemühungen von der damaligen sportlichen Leitung um Franz Wunderlich, Marco Antwerpen und Stefan Küsters. Ich wurde nach den ersten Gesprächen auch ziemlich schnell Feuer und Flamme für den Verein und habe mich dann dazu entschieden, es bei der Viktoria zu versuchen. Leider war im ersten Jahr Uerdingen zum Schluss die zwei, drei Punkte besser, was man dann auch anerkennen muss.

Was sind insgesamt noch Ihre sportlichen Ziele im Fußball. Unabhängig davon, ob es in dieser Saison in Köln mit dem Aufstieg klappen sollte oder nicht.

Ich will auf jeden Fall noch mindestens einen Aufstieg mitnehmen. In Leipzig habe ich es erlebt, wie schön so etwas ist. Ansonsten will ich in meiner Laufbahn noch möglichst viel Spaß haben. Und Spaß habe ich, wenn ich Spiele gewinne.

Das Gespräch führte Mats-Yannick Roth