29.08.2018 15:44 Uhr

Früherer BVB-Torjäger gewinnt hitziges Derby in Chile

Lucas Barrios spielte von 2009 bis 2012 beim BVB
Lucas Barrios spielte von 2009 bis 2012 beim BVB

Viele bekannte Gesichter aus der Fußball-Bundesliga spielen weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien im Ausland. Heute im sport.de-Rampenlicht: ein ehemaliger Trainer von Bayer Leverkusen und dessen Leitwolf sowie ein früherer BVB-Goalgetter.

Es sei ein "sehr guter Auftritt" gewesen, sagte Trainer Roger Schmidt am 4. März 2017 nach dem Auswärtsspiel von Bayer Leverkusen beim Liga-Rivalen Borussia Dortmund.

Blöd nur, dass die Werkself gegen den BVB eine 2:6-Packung kassierte und sich am 23. Spieltag auf einem enttäuschenden zehnten Tabellenplatz wiederfand.

Bayer zog am Tag darauf die Reißleine und setzte Schmidt vor die Tür - das jähe Ende einer über zweieinhalb Jahre währenden, überwiegend erfolgreichen Liasion.

Zweimal in Folge hatte der gebürtige Sauerländer die Leverkusener in die Champions League geführt. Zu besten Zeiten feierten Klub und Fans den markanten Offensivfußball des Trainers, als "Schmidteinander" lobte die Presse seine Erfolge im Rheinland damals überschwänglich.

Kurz nach dem Rauswurf, im Juli 2017, folgte die Überraschung: Schmidt heuerte in China bei Beijing Guoan an. 

Der deutsche Coach soll den Meister von 2009 zurück zum Erfolg führen. Die finanziellen Möglichkeiten sind dank des schwerreichen Eigentümers, einem staatlichen Finanz- und Investmentunternehmen, schier unbegrenzt.

Dass der Meistertitel in dieser Spielzeit kein bloßer Traum, sondern vielmehr eine reelle Möglichkeit ist, untermauerten Schmidt und Co. am vergangenen Spieltag. Mit 5:2 siegte Guoan bei Tianjin Teda.

Als Tabellenzweiter, wohlgemerkt allerdings mit einem Spiel mehr, ist der Hauptstadtklub Spitzenreiter Shanghai SIPG dicht auf den Fersen.

Ex-Leverkusener in Torlaune

In Peking setzt Schmidt auf einen anderen Ex-Leverkusener: Renato Augusto. Der Brasilianer, von 2008 bis 2012 bei der Werkself unter Vertrag, ist unangefochtener Führungsspieler und Kapitän bei den Chinesen.

Gleich dreifach netzte der Mittelfeldspieler gegen Tianjin ein: Beim Treffer zum 1:1 schlenzte er das Leder kurz nach der Ballannahme gefühlvoll am Keeper vorbei ins lange Eck. Dann verwandelte Augusto eiskalt vom Punkt zur Führung. Den 5:2-Endstand markierte der 30-Jährige nach glänzender Einzelleistung, als er gleich zwei Verteidiger aussteigen ließ.

Die Bilanz des WM-Fahrers in zweieinhalb Jahren im Reich der Mitte kann sich sehen lassen: 17 Tore stehen in seiner Bilanz, allein in der laufenden Saison sind es neun Treffer sowie zehn Assists.

Mit Bayer wurde Augusto jedoch nie so richtig warm. "Meine Gedanken waren häufig in Brasilien", so Augusto später über seine Zeit in Deutschland. Im Winter 2012 zog es ihn in seine Heimat zurück. Er schloss sich Corinthians in Sao Paulo an.

BVB-Goalgetter kehrt zu Ex-Klub zurück

Die beste Platzierung während seines Bundesliga-Gastspiels feierte Augusto in der Saison 2010/11, als sich Bayer als Tabellenzweiter nur dem übermächtigen BVB geschlagen geben musste - eine Saison, an die sich auch ein anderer ehemaliger Deutschland-Legionär gerne zurückerinnern wird: Lucas Barrios, der damals mit den Dortmundern eine seiner zwei Meisterschaften holte.

Barrios avancierte nach seinem Wechsel 2009 vom chilenischen Rekordmeister Colo-Colo zum BVB auf Anhieb zum Torjäger. Mit 16 Treffern war er torgefährlichster Akteur der ersten Meistersaison.

In der folgenden Spielzeit gewann der gebürtige Argentinier sogar das Double mit den Schwarzgelben, kam aber selbst aufgrund der Entwicklung von Robert Lewandowski nicht mehr richtig zum Zug. Folgerichtig verließ er Dortmund im Sommer 2012.

Nach einer schier endlosen Odyssee durch die Fußball-Welt, Barrios spielte unter anderem in China, Russland und Brasilien, kehrte der mittlerweile 33-Jährige im Juli zu Colo-Colo zurück.

Wichtige Rolle im Duell der Abgehängten

Beim Klub aus der Hauptstadt Santiago läuft es jedoch in dieser Saison alles andere als erwünscht. Platz fünf, nach 21 Spielen schon sieben Niederlagen - das ist nicht der Anspruch des einstigen Serienmeisters.

Den Höhepunkt seines bisherigen Engagements bei seinem neuen alten Verein feierte Barrios dennoch am vergangenen Wochenende: Mit Colo-Colo siegte der Stürmer im prestigeträchtigen Superclásico gegen Erzrivale Universidad de Chile, Tabellensechster und ebenso von der Konkurrenz abgehängt.

Beim 1:0-Siegtreffer in einem hitzigen Derby war Barrios mittendrin, statt nur dabei: Sein Kopfball in der 65. Minute landete zwar am Pfosten, von dort prallte das Spielgerät jedoch zu Abwehrspieler Juan Insaurralde, der es über die Linie bugsierte.

Doch der chilenische Klassiker hatte noch viel mehr zu bieten: Erst flogen brennende Bengalos von den Rängen aufs Feld. Die Spieler mussten sich als Feuerwehrleute betätigen und die Fackeln löschen. In der Nachspielzeit sah Gästespieler Ubilla die Rote Karte wegen einer Tätlichkeit. Kurz gesagt: Die Nerven im Duell der Abgehängten lagen blank.

Gerrit Kleiböhmer