18.09.2018 14:27 Uhr

Bayern-Jubilar Müller setzt auf Kovacs "Feuer"

Thomas Müller (r.) setzt auf das
Thomas Müller (r.) setzt auf das "Feuer" des neuen Trainers

Im feinen Klub-Anzug ging Jubilar Thomas Müller schon bei der Ankunft in Lissabon unter dem strahlend blauen Himmel voran und gab mit seinem Tatendrang die Marschroute vor.

Der Angreifer nimmt mit dem FC Bayern München in seinem 100. Champions-League-Spiel am Mittwochabend gegen Benfica den nächsten Anlauf auf Europas Fußball-Thron. "Wir sind sehr motiviert, gerade nach den Dingen bei der WM im Sommer und den letzten Enttäuschungen in der Champions League. Wir wollen neu angreifen", verkündete Müller.

"Pack mas" lautet das Motto, das die Bayern ihrer neuen Champions-League-Kampagne gegeben haben. Diesmal soll nicht wieder im Halbfinale Endstation sein, so wie in vier von fünf Jahren seit dem Titelgewinn 2013. Seinen 100. Königsklassenabend bezeichnete Müller, der erst dritte deutsche Spieler nach Philipp Lahm (112) und Oliver Kahn (103) im Hunderter-Club, darum auch lediglich als "eine Durchgangsstation. Ich habe noch ein bisschen was vor."

Faktor Kovac

Der Nationalspieler setzt auch auf einen Leistungsschub durch einen Debütanten: Niko Kovac. Der 46-jährige Kroate erlebt als Coach in Portugal seine Champions-League-Premiere. "Wir haben uns neu aufgestellt, auch mit dem neuen Trainer, der Feuer reinbringt", sagte der 29-jährige Müller. Novize Kovac soll auf Anhieb das schaffen, was selbst einem Pep Guardiola in drei Münchner Jahren nicht glücken wollte: Die Bayern endlich wieder ins Endspiel zu führen.

"Wir müssen uns so präsentieren, wie in der Bundesliga. Ich hoffe, dass wir mit einem Sieg in die Gruppenphase gehen", sagte Kovac. Das Aufwärmprogramm gegen Benfica, Ajax Amsterdam und AEK Athen sagt dem Königsklassen-Neuling durchaus zu. "Schöne Gruppe, attraktive Gegner, wir freuen uns", kommentierte der Trainer nach der Auslosung.

Rummenigge warnt vor "stressigen Wochen"

Dass der Münchner Luxuskader durch die schweren Verletzungen von Kingsley Coman, Corentin Tolisso und Rafinha früh geschrumpft ist, kann die Vorfreude nicht trüben. "Wir müssen die Situation annehmen, wie sie ist", sagte Arjen Robben. Noch hat Kovac genug Personal zur Auswahl. "Aber es sollte jetzt nicht mehr großartig was passieren, sonst bekommen auch wir Qualitätsprobleme", bemerkte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge: "Wir haben stressige Wochen vor uns!"

Die sollen auf europäischer Bühne optimal beginnen. "Mein Wunsch ist ein guter Auftakt mit drei Punkten", formulierte Rummenigge. Die Bayern sind die Startspezialisten der Champions League: Gegen Benfica soll der 15. Auftaktsieg am Stück gelingen. Robben erinnerte aber an die Probleme beim Viertelfinalerfolg 2016, als die Bayern nach einem mageren 1:0 im Hinspiel in Lissabon 2:2 spielten. "Die haben eine gute Mannschaft. Wir müssen von Anfang an bereit sein. Das wird ein heißer Abend", sagte der Holländer. Vor zwei Jahren gelang Müller in Lissabon ein Tor. "Wäre schön, wenn er das zum Jubiläum wiederholt", sagte Rummenigge. Er mahnte: "Die Gruppe wird kein Selbstläufer."

Vlachodimos will Müller ärgern

Auflaufen im Estádio da Luz würde auch gerne Renato Sanches. Der 21 Jahre alte Portugiese trug beim Duell 2016 noch das Benfica-Dress. Ein paar Monate später wechselte er für 35 Millionen Euro zum FC Bayern. "Wenn du nach Hause zu deinem alten Klub kommst und deine ganze Familie in Lissabon lebt, möchtest du dich natürlich zeigen", sagte Rummenigge zu Sanches.

Kovac hat Sanches "nicht nur als Reiseführer" in seine Heimat mitgenommen. Trotzdem sind Javi Martínez, Thiago oder James Rodríguez erste Wahl im Mittelfeld. Auch Leon Goretzka flog mit nach Portugal. Der Nationalspieler hatte beim Training eine leichte Blessur am Fuß erlitten.

Benfica tritt in der Königsklasse zur Wiedergutmachungstour an. Sechs Niederlagen, 1:14 Tore - vor einem Jahr erlebte der 39-malige portugiesische Meister eine ganz schwache Gruppenphase. Zur Besserung soll auch der ehemalige deutsche U21-Nationaltorwart Odisseas Vlachodimos beitragen. Der beim VfB Stuttgart ausgebildete Keeper ist Benficas neue Nummer 1. "Natürlich ist Bayern der Topfavorit", sagte Vlachodimos. Er will nicht nur Bayern-Jubilar Müller ärgern.