19.09.2018 13:01 Uhr

"Klopp on top" - Tuchel "gewinnt" nur die PK

Jürgen Klopp war nach dem 3:2-Sieg gegen PSG mehr als glücklich
Jürgen Klopp war nach dem 3:2-Sieg gegen PSG mehr als glücklich

Sechster Sieg in Serie: Jürgen Klopp hat mit Liverpool das Trainer-Duell gegen Thomas Tuchel gewonnen, vor allem aber für den besten Saisonstart der Reds seit 57 Jahren gesorgt.

Jürgen Klopp reichte Thomas Tuchel kühl die Hand, auf eine Umarmung wie vor Anpfiff verzichteten die deutschen Trainer nach 94 intensiven Minuten an der Anfield Road. Erst als das brodelnde Stadion wieder zur Ruhe gekommen war, gönnte sich Klopp doch noch einen Moment des Stolzes. "Was für ein Spiel. Die Entwicklung dieses Klubs ist wirklich toll", sagte der 51-Jährige nach dem Last-Minute-Sieg des FC Liverpool gegen die Startruppe von Paris Saint-Germain zum Auftakt der Champions League.

"Klopp on top" titelte die englische Tageszeitung "The Sun" am Mittwoch, und tatsächlich ist Klopp drei Jahre nach seinem Wechsel auf die Insel obenauf. Denn das 3:2 gegen PSG mit Neymar und Weltmeister Kylian Mbappé bescherte ihm nicht nur den Prestigesieg gegen seinen alten Bekannten Tuchel, sondern Liverpool auch den besten Saisonstart seit 57 Jahren. Sechs Siege in den ersten sechs Pflichtspielen hatten die Reds zuletzt 1961/62 gefeiert.

Sieg hing am seidenen Faden

Kein Wunder also, dass Klopp bestens gelaunt war. "Wenn Liverpool gegen PSG spielt, glaubt heute niemand mehr, dass wir chancenlos sind. Vor zwei, drei Jahren hätte noch jeder gesagt, das ist ein Berg, den wir nicht besteigen können", sagte Klopp und fügte an: "Das haben wir uns durch das vergangene Jahr und unseren Start in diese Saison erarbeitet. Vielleicht auch durch unsere Spieler und den Fußball, den wir nun spielen."

Sieg Nummer sechs hing allerdings am seidenen Faden, Liverpool verspielte nach starkem Beginn einen 2:0-Vorsprung. In der Nachspielzeit traf der eingewechselte Roberto Firmino dann doch noch. Wegen einer Augenverletzung war der Einsatz des Ex-Hoffenheimers lange Zeit offen geblieben. Firmino jubelte prompt, indem er die Hand vor das lädierte linke Auge hielt - eine Geste, die Klopp wenig später mit einem Grinsen nur zu gerne für die Fotografen wiederholte.

Weniger glücklich war derweil Tuchel, der in fließendem Französisch von einer unglücklichen Niederlage sprach. "Am Ende ist es einfach nur hart, das Ergebnis ist nicht logisch und korrekt. Aber Jürgen arbeitet mit dieser Mannschaft schon seit drei Jahren zusammen und spielt dieses starke Pressing", sagte er. Immerhin: In der Liga hat Tuchel wie Klopp in fünf Spielen 15 Punkte gesammelt.

"Mama ruft an"

Der Pariser Traum, endlich auch in der Champions League anzugreifen, erhielt allerdings einen Dämpfer. "Das wird ein langer Weg. Die Unzulänglichkeiten waren gegen ein europäisches Spitzenteam unübersehbar", schrieb die "L'Equipe". Der "Courrier de l'Ouest" befand sogar, PSG habe "offensichtlich in der Transferperiode geschlampt." Apropos: Neuzugang Thilo Kehrer saß auf der Bank, Nationalspieler Julian Draxler wurde in der 80. Minute eingewechselt.

Immerhin: Irgendwann hatte auch Tuchel, der die neunte Niederlage im 13. Duell gegen Klopp hinnehmen musste, seine gute Laune wieder gefunden. Als während der Pressekonferenz das vor ihm liegende Handy eines Journalisten vibrierte, griff Tuchel danach, blickte auf das Display und zeigte es den amüsierten Kollegen. "Mama ruft an", sagt Tuchel und hatte doch noch die Lacher auf seiner Seite.