23.09.2018 11:30 Uhr

DFB wird "bis zur letzten Sekunde" um die EM kämpfen

Bekommt Deutschland die EM 2024?
Bekommt Deutschland die EM 2024?

Am Montag startet für den DFB die Woche der Wahrheit. Am Donnerstag wird in Nyon die EM 2024 vergeben - 17 Funktionäre entscheiden über die nähere Zukunft des Verbandes.

Die Woche der Wahrheit beginnt für den Deutschen Fußball-Bund in einem Konzertsaal. Am Montagabend werden DFB-Präsident Reinhard Grindel und Botschafter Philipp Lahm der feierlichen Kür des Weltfußballers in der Londoner Royal Festival Hall beiwohnen. Die Zeit, noch einmal letzte Überzeugungsarbeit für die Vergabe der EM 2024 drei Tage später zu leisten, drängt.

"Wir werden bis zur letzten Sekunde immer wieder über unsere Stärken sprechen, über das, was wir Europa und der UEFA bieten können", sagte Lahm der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: "Wir können organisieren, wir sind ein weltoffenes Land, wir haben auch die Stabilität, vor allem wirtschaftlich. Das sind Dinge, die wir in die Waagschale werfen können, das haben wir getan."

Deutschland in der Favoritenrolle

Am 27. September in Nyon kommt es auf die Stimmen der 17 Funktionäre im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) an. Viele von ihnen werden am Montag ebenfalls in der britischen Hauptstadt sein. Der einzige Konkurrent des DFB ist der türkische Verband TFF, der auf dem Papier aber inzwischen als Außenseiter antritt.

Der am Freitag veröffentlichte Evaluierungsbericht der UEFA ließ zumindest kaum einen Zweifel daran, dass der Dachverband Deutschland für den geeigneteren Ausrichter hält. Während die Kampagne des DFB keine größeren Mängel aufweist, bemängelte die UEFA bei der Bewerbung aus der Türkei ungeklärte Menschenrechtsfragen und ungewisse Milliarden-Investitionen.

"Es ist leider nicht wie beim Fußball, wo man es bis zum Schluss selbst in der Hand hat", sagte Lahm, der mit Sicherheit auch noch die Vergabe der WM 2022 im Kopf hat, als das Wüstenemirat Katar bei der Abstimmung im Exekutivkomitee des Weltverbands FIFA trotz der schlechtesten Bewertung gewann.

"Inspirierende, kreative und sehr professionelle Vision"

Das entscheidende Gremium der UEFA ist allerdings ein anderes als jenes der FIFA im Jahr 2010, das heute als Keimzelle der großen Skandale gilt. Auch wenn der DFB bislang vermeidet, von "sicheren" Stimmen zu sprechen, scheint die Tendenz klar in Richtung Deutschland zu gehen. Auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin, dessen Stimme bei Punktgleichheit entscheidend ist, werden gute Beziehungen zum DFB nachgesagt.

Die gesellschaftspolitische Diskussion über Rassismus und Ausgrenzung in Deutschland habe bislang wenig Einfluss auf die Bewerbung gehabt, sagte Lahm: "In erster Linie ist die Frage: Wie können Sie sich erklären, dass Deutschland bei der WM in der Vorrunde ausgeschieden ist - als Weltmeister. Was drum herum passiert ist, ist weniger ein Thema."

Im UEFA-Bericht glänzte der DFB mit einer "inspirierenden, kreativen und sehr professionellen Vision". In den zehn Stadien wäre während der 51 Spiele Platz für insgesamt 2,78 Millionen Zuschauer - 290.000 mehr als in der Türkei. Dass in Deutschland aber in jedem Fall Steuern und Mieten bezahlt werden müssten, könnte allerdings zugunsten der Türkei gewertet werden.