23.09.2018 11:40 Uhr

Weltfußballerinnen-Wahl: Marozsáns langer Weg zurück

Dzsenifer Marozsán will Weltfußballerin werden
Dzsenifer Marozsán will Weltfußballerin werden

Dzsenifer Marozsán schaffte in Lyon den Sprung in die Weltspitze und ist nun Finalistin bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres. Favoritin auf die Auszeichnung ist sie allerdings nicht.

Zuschauen zu müssen, das schmerzt Dzsenifer Marozsán derzeit wohl am allermeisten. Eine Lungenembolie hat die Kapitänin der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft in den vergangenen Monaten ausgebremst, seit Wochen schuftet sie im Kraftraum und in der Reha hart für ihr Comeback. Marozsán will endlich wieder dribbeln, tricksen, Tore schießen - will wieder zeigen, warum sie eine der drei Finalistinnen bei der FIFA-Wahl zur Weltfußballerin des Jahres ist, die am Montag in London vergeben wird.

Denn die technisch beschlagene Marozsán ist eine Vollblut-Kickerin. Angesichts der angestrebten Rückkehr auf den Rasen, rückt deshalb selbst eine mögliche Auszeichnung als Weltfußballerin in den Hintergrund: "Natürlich ist es eine große Ehre", sagt Marozsán dem, aber "der Fokus liegt voll darauf, wieder gesund zu werden."

Seit 2016 Kapitänin der Nationalmannschaft

Die in Ungarn geborene Marozsán galt früh als Ausnahmetalent und sammelte schon in jungen Jahren etliche Titel. Mit gerade 18 wurde sie U20-Weltmeisterin, holte mit 19 erstmals den DFB-Pokal, wurde drei Jahre später Europameisterin mit der A-Nationalmannschaft und gewann mit schließlich im Alter von 23 mit dem 1. FFC Frankfurt die Champions League. Den vorläufigen Karrierehöhepunkt erreichte Marozsán dann mit dem Olympiasieg in Rio de Janeiro 2016. Beim 2:1-Sieg im Finale gegen Schweden traf sie einmal selbst und bereitete einen Treffer vor.

Nach den Olympischen Spielen folgte nach sieben Jahren der Abschied aus Frankfurt. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung zog es Marozsán zum französischen Spitzenklub Olympique Lyon. "Ich habe ein neues Land, eine neue Kultur kennengelernt", sagt Marozsán, für die der Wechsel nicht nur fußballerisch einen weiteren Schritt in ihrem persönlichen Reifeprozess bedeutete.

Ein Reifeprozess, der auch Außenstehenden nicht verborgen blieb. Ex-Nationaltrainerin Steffi Jones beförderte die als eher zurückhaltend geltende Marozsán 2016 zur Kapitänin der DFB-Elf.

Teamkollegin als Rivalin auf den Weltfußballer-Titel

Sportlich läuft es für die Tochter des viermaligen ungarischen Nationalspielers Janos Marozsán ohnehin glänzend. Die eigene Liga dominiert Lyon nach Belieben, schoss in der Vorsaison 104 Tore bei nur fünf Gegentreffern, und gewann zudem zum zweiten Mal in Folge die Champions League. Nicht von ungefähr schwärmt Marozsán deshalb vor allem davon, dass sie in Lyon "jeden Tag auf höchstem Niveau mit Weltklasse-Spielerinnen zusammen" trainieren könne.

Eine dieser Weltklasse-Spielerinnen ist Ada Hegerberg. Bei der Weltfußballerinnen-Wahl komplettiert die Norwegerin, die in der vergangenen Saison in Meisterschaft und Champions League 46 Treffer erzielt hat, zusammen mit der Brasilianerin Marta von Orlando Pride das Finalistinnen-Trio. Hegerberg ist die Favoritin auf die FIFA-Auszeichnung. Für Dzsenifer Marozsán gibt es aber ja im Moment ohnehin Wichtigeres.