25.09.2018 13:39 Uhr

Die Uhr tickt: "Big Titz" beim HSV unter Druck

Nach dem 0:5 gegen Regensburg herrscht beim HSV Alarmstimmung
Nach dem 0:5 gegen Regensburg herrscht beim HSV Alarmstimmung

Ausgerechnet in der Derbywoche steht Christian Titz beim Hamburger SV unter besonderer Beobachtung. Bei der SpVgg Greuther Fürth und gegen den FC St. Pauli müssen der Coach und sein Team liefern - an seinem System will Titz dabei festhalten.

Der öffentliche Druck steigt, doch Christian Titz bleibt cool. "Wenn Du anfängst, ständig schlaflose Nächte zu haben, dann bist du morgens ziemlich unausgeschlafen. Und unausgeruht macht man mehr Fehler", sagte der 47-Jährige, der als Trainer des Hamburger SV zurzeit seine erste schwere Krise erlebt.

"Natürlich" lasse ihn die massive Kritik "nicht ganz kalt", verriet Titz. Doch er habe "die Eigenart entwickelt, dass ich das nicht zu nah an mich heranlasse". Zeitung lese er "nur ganz wenig".

Das ist zurzeit wohl auch besser so. Denn die kommenden Tage mit den Spielen bei der SpVgg Greuther Fürth am Donnerstag und dem mit Spannung erwarteten Derby am Sonntag gegen den FC St. Pauli wird vom "kicker" bereits als "Woche der Wahrheit" für Titz betitelt. Zwei Pleiten, so schreibt es die "Bild"-Zeitung, "könnten schon sein Aus bedeuten".

Titz: "Können zeigen, dass wir nah beieinander stehen"

Sportvorstand Ralf Becker beteuerte am Dienstag zwar, dass eine Trainerdiskussion an der Elbe "momentan überhaupt kein Thema" sei. Er unterstrich aber auch die Bedeutung der nächsten Spiele. Da habe der HSV die "Möglichkeit, wieder für positive Schlagzeilen zu sorgen".

Der gebürtige Mannheimer Titz, noch vor wenigen Wochen in der Hansestadt als "Big Titz" gefeiert, spürt den rauen Wind, der ihm erstmals in seinen sechs Monaten beim HSV voll ins Gesicht bläst. Im Zeichen des ersten Herbststurmes wird sich zeigen, wie es um den neuen inneren Frieden des langjährigen Chaos-Klubs bestellt ist.

"Ich kann mir schon vorstellen, dass das für die eine oder andere Person mit Sicherheit ein Stresstest ist, weil es nicht an jedem ganz so spurlos vorbeigeht, was am Sonntag passiert ist", sagte Titz: "Jetzt können wir aber zeigen, dass wir eng beieinander stehen und mit Ruhe und Besonnenheit auf die Situation reagieren und nicht mit Hektik."

Titz verteidigt seine Taktik

Der Coach will trotz der deftigen Heimniederlage gegen Jahn Regensburg (0:5) an seinem offensiven Spielsystem festhalten. "Eine offensive Grundausrichtung gehört zu unserer Spielidee", sagte Titz, dessen Team mit vier Siegen aus sechs Spielen momentan auf Platz zwei der 2. Liga steht.

Auch die viel kritisierten Wechsel in der Startformation, gegen Regensburg waren es sechs im Vergleich zum Spiel bei Dynamo Dresden (1:0), sieht er nicht als Problem an. "Ich bin schon Befürworter davon, dass man eine klare Achse und einen gewissen Grundstamm in einer Mannschaft hat. Aber wenn man wie wir im Offensivverbund sechs, sieben so gute Spieler hat, dann kannst Du auch mal wechseln", sagte Titz. Der HSV habe "dafür auch die Qualität im Kader".

"Es nagt natürlich auch an den Spielern, was hier passiert ist"

Klar ist aber auch: Titz und sein Team müssen in den kommenden Spielen liefern. "Normalerweise hätte ich mir einen normalen Spielrhythmus ohne Englische Woche gewünscht. Jetzt finde ich es sogar gut, dass nicht viele Tage dazwischen liegen", sagte der Trainer: "Es nagt natürlich auch an den Spielern, was hier passiert ist. Wir wollen mit einer guten Leistung in Fürth wieder auf den richtigen Weg kommen."

Übrigens: Der VfB Stuttgart hielt vor zwei Jahren in einer ähnlichen Situation an seinem Trainer fest. Hannes Wolf blieb trotz eines 0:5 in Dresden im Amt - und holte 16 Punkte aus den folgenden sechs Spielen. Absteiger Stuttgart stieg am Ende der Serie direkt wieder auf.