30.09.2018 06:36 Uhr

Sturm: "Nicht durch Emotionen treiben lassen"

Sturm-Manager Günter Kreissl sieht noch keinen Handlungsbedarf
Sturm-Manager Günter Kreissl sieht noch keinen Handlungsbedarf

Nur ein Sieg aus den letzten acht Pflichtspielen sorgt für Unruhe in Graz. Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl setzt auf sachliche Analyse statt auf Schnellschüsse, weiß aber auch, dass jetzt Ergebnisse hermüssen.

Der LASK am Sonntag (17:00 Uhr), dann Red Bull Salzburg und wieder die Wiener Austria: Für Vizemeister Sturm stehen nach den Misserfolgen der vergangenen Wochen richtungsweisende Partien gegen Bundesliga-Topteams auf dem Programm. Nach dem Out im ÖFB-Cup gegen die Austria (0:2) droht dem entthronten Cupsieger ein unruhiger Herbst, Trainer Heiko Vogel weht ein zunehmend rauerer Wind entgegen.

Vier Niederlagen im Europacup, nur drei Siege in den ersten acht Ligarunden und jüngst das frühe Aus im Cup: "Das ist nicht unser Anspruch", sagte Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl. "Wir hatten in der Meisterschaft noch kein Spiel, wo uns der Gegner dominiert hat. Es hat aber auch das Umgekehrte noch nicht gegeben. Die Bilanz entspricht dann mit drei Siegen auch den Leistungen - durchschnittlich."

Sturm-Sportchef Kreissl: "Der Trend erzeugt Druck"

Kreissl hat aber auch den Trend im Blick, und der ist mit nur einem Sieg aus den vergangenen acht Pflichtspielen klar negativ. "Ich weiß, dass der Trend derzeit nicht für die Sache spricht und Druck erzeugt." Diesen bekommen die sportlichen Verantwortlichen mit jeder Niederlage deutlicher zu spüren. "Die Schwarz-Weißen müssen am Sonntag beim LASK gewinnen, sonst sind personelle Umstellungen die logische Konsequenz", forderte die "Kleine Zeitung" in ihrer Freitag-Ausgabe bereits.

Von Schnellschüssen hält der ehemalige Torhüter Kreissl aber nichts. "Ich werde beobachten, wie Leistung und das Resultat gegen den LASK aussehen und dann daraus mögliche Schlüsse ziehen. Aber so weit, dass wir gezwungen sind, irgendwas zu tun, so weit ist es noch nicht."

Er will sich die Aufregung in seinen knapp zweieinhalb Jahren als Sportchef der Grazer "in gewisser Weise auch erarbeitet" haben. "Als ich gekommen bin, war der Verein gelähmt von einer Lethargie. Die Aufregung jetzt ist mir lieber als wenn es die Leute kaltlassen würde. Dass Sturm Graz die Leute berührt und mitnimmt, war vor zwei, drei Jahren nicht ganz so."

Kreissl sieht vermeintliche Topgegner als Vorteil

Im Cup belohnten sich die Steirer zuletzt für eine der besseren Saisonleistungen nicht. "Ob die Leistung gut oder wie lange sie gut war, tut nichts zur Sache", machte sich Kreissl keine Illusionen. "In Wahrheit ist es derzeit nicht möglich, die Lage mit guten Aussagen zu verbessern. Das einzige, was uns hilft, sind Erfolge."

Die anstehende Liga-Programm bis zur Länderspielpause hat es mit dem LASK-Gastspiel, Salzburg (h) und der Austria (a) in sich. "Ich freue mich darauf und bin zuversichtlich, dass uns das entgegenkommt. Wir haben uns in den Spielen gegen die vermeintlich guten Teams leichter getan, als in jenen, die man in der Öffentlichkeit unter Pflichtsieg versteht", sagte Kreissl und führte die Partien gegen den WAC (1:1), Rapid (1:1) und die Austria (0:2) zuletzt an.

Sturm Graz: Die Spieler stehen in der Pflicht

Es steht die Möglichkeit einer sich beschleunigenden (negativen) Eigendynamik - etwa bei drei Niederlagen und einem Abrutschen in die untere Tabellenhälfte - im Raum. In diesem Fall wäre eine Trainerdiskussion unvermeidlich. Ein Stresstest für Kreissl und den in der Vorsaison mit dem Vizemeister- und Cuptitel erfolgsverwöhnten Verein. "Es wird darauf ankommen, dass ich mit meinem engsten Kreis nüchtern in der Bewertung bleibe und mich nicht durch Emotionen treiben lasse", sagte Kreissl.

Noch hat Trainer Vogel sein Vertrauen. "Ich kann nur sagen, dass der Trainer und sein Team alles tun, um erfolgreich zu sein", sagte Kreissl. Klar ist aber auch: Vogel und sein Team müssen in den kommenden Spielen liefern. "Am Schluss ist der Fußball doch pragmatisch, weil man irgendwann an einen Punkt kommt, wo man Ergebnisse vorweisen muss", erklärte Kreissl.

Der 44-Jährige nahm aber auch die Spieler in die Pflicht, die sich zuletzt vor den Trainer gestellt hatten. "Wir haben es in dieser Saison noch nicht geschafft, das Momentum - eines der wichtigsten Dinge im Sport - auf unsere Seite zu bringen. Das hat mit der Bereitschaft zu tun, defensiv wie offensiv das Notwendige zu machen, um die Spiele zu gewinnen." Eine Negativspirale zu stoppen, ist nie einfach. "Es ist ein Kraftakt gefragt", weiß auch Kreissl.

apa