02.10.2018 12:23 Uhr

Gündogan bei ManCity in Topform: Der Pep-Profiteur

Gegen Cardiff erzielte Ilkay Gündogan (m.) ein Traumtor
Gegen Cardiff erzielte Ilkay Gündogan (m.) ein Traumtor

Am Dienstagabend kehrt Fußball-Nationalspieler Ilkay Gündogan nach Sinsheim zurück, wenn der englische Meister Manchester City in der Champions League bei der TSG Hoffenheim gastiert. Ein Wiedersehen, das Freude bereiten wird, denn der Mittelfeldstratege kommt mit dem Schwung eines Matchwinners nach Deutschland.

Vor nur drei Wochen wurde Ilkay Gündogan in der Wirsol Rhein-Neckar-Arena im zweiten Länderspiel nach der Weltmeisterschaft vom deutschen Publikum empfangen. Gegen Peru spendeten die Fans im Stadion der TSG 1899 Hoffenheim Applaus, Pfiffe gegen den lange in der Kritik gestandenen Legionär gab es keine mehr.

Gegen die Südamerikaner lieferte der Mittelfeldspieler eine überzeugende Vorstellung ab, verteilte viele Bälle und war ein Aktivposten im Zentrum.

"In der Mannschaft wurde es mir nie schwer gemacht – sowohl bei der WM als auch in der Folgezeit. Es gab jetzt gar keine Pfiffe mehr, das gibt mir ein gutes Empfinden", sagte der 27-Jährige nach dem 2:1-Sieg.

Diese Ruhe nach dem sommerlichen Sturm scheint Gündogan auch in der Premier League zu beflügeln. Am vorletzten Wochenende gänzte der Ex-BVB-Kicker beim 5:0-Erfolg gegen Cardiff City mit einem Tor und einem Assist und wurde im Anschluss an die Partie zum "Man of the Match" gekürt.

Guardiola gerät ins Schwärmen

Vor allem sein Treffer zum zwischenzeitlichen 3:0 war überaus sehenswert: 20 Meter vor dem Tor spielt Gündogan einen Doppelpass mit Raheem Sterling, der dem Deutschen den Ball an die Strafraumlinie serviert. Gündogan nimmt Maß, trifft den Ball perfekt und versenkt die Kugel aus 18 Metern im Winkel.

"Es ist wahrscheinlich das schönste Tor, das ich bis jetzt in der Premier League gemacht habe. Ich bin seit mehr als zwei Jahren hier und habe nicht so viele gemacht, also ist die Auswahl nicht so groß, aber das Tor war schon sehr schön", freute sich ManCitys Achter.

In der zweiten Halbzeit legte Gündogan noch das 4:0 von Riyad Mahrez mit einem optimal getimten Querpass vor dem Tor auf.

Auch City-Teammanager Pep Guardiola war nach der fulminanten Vorstellung seines Schützlings begeistert: "Das war seine beste Leistung in dieser Saison. Er spielt immer gut, aber heute war er exzellent. Heute haben wir den Gündogan gesehen, den wir kennen."

Kritik nach Champions-League-Pleite gegen Lyon

Der Kantersieg gegen den Aufsteiger aus Wales war die richtige Reaktion auf die unerwartete 1:2-Heimpleite zum Auftakt der Champions League gegen Olympique Lyon. Gegen den französischen Vertreter wurde Gündogan kurz nach der Pause ausgewechselt und in den englischen Medien anschließend für seinen glanzlosen Auftritt kritisiert.

Gündogans Leistung gegen Lyon erinnerte zuweilen an die Horror-WM in Russland, als er nur in der Partie gegen Schweden als Joker zum Einsatz kam und dabei ungewohnt unsicher und fahrig agierte.

Unter Guardiola kamen seine Stärken zuletzt wieder besser zum Tragen. Schon als Gündogan noch in Dortmund spielte, wollte der spanische Trainer den Mittelfeldregisseur zu den Bayern lotsen - letztlich ohne Erfolg.

Guardiolas Wunschspieler folgte ihm später auf die Insel und wurde im Sommer 2016 als erster Neuzugang vorgestellt. Doch die erste Saison verlief ernüchternd: Gündogan riss sich nach starkem Start das Kreuzband und fiel ein halbes Jahr aus. Umso beeindruckender, wie der gebürtige Gelsenkirchener im Anschluss zurückkam.

Cleverer Stratege im Mittelfeld

Der spielstarke Achter ist in dieser Spielzeit Citys Mittelfeldspieler mit den zweitmeisten Ballaktionen (95) pro Partie. Nur der Spanier David Silva ist hier noch fleißiger (97 Ballaktionen).

"Pep und ich teilen die Idee vom idealen Fußball – also den Ball besitzen, flach kombinieren, im Mittelfeld mit technisch versierten Spielern den Gegner dominieren", erläuterte Gündogan seinen Spielstil im "Zeit"-Interview.

"Glücklich, vom Besten zu lernen"

Für seinen Trainer hat der 29-malige deutsche Nationalspieler ohnehin nur Lob übrig: "Jeder sieht in ihm einen Coach, der in der Lage ist, jeden Spieler zu verbessern. Meine Erwartungen haben sich auf jeden Fall erfüllt. Ich bin sehr glücklich, diese Erfahrung machen zu dürfen und vom Besten zu lernen."

Gündogan ist wie gemacht für den Pep-Stil. Seine jüngsten Auftritte haben den öffentlichen Wirbel um das Bild mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan abflauen lassen.

Ob am kommenden Sonntag im Topspiel der Premier League gegen Jürgen Klopps FC Liverpool oder am Dienstagabend in Hoffenheim: Pfiffe der Fans muss Gündogan in seiner jetzigen Verfassung nicht mehr fürchten.

Tom Kühner