03.10.2018 15:16 Uhr

AS Monaco in der Krise: Steinreich und ratlos

Monaco steckt in einer handfesten Krise
Monaco steckt in einer handfesten Krise

Bonjour tristesse: 532 Tage sind ins Land gezogen, seit die AS Monaco im Viertelfinale der Champions-League-Saison 2016/2017 über den BVB triumphierte.

Zugegeben, die Duelle fanden damals unter extremen Bedingungen statt, schließlich wirkten die Profis des Fußball-Bundesligisten nach dem Anschlag auf ihren Mannschaftsbus völlig traumatisiert. Beeindruckend waren die beiden Vorstellungen der Monegassen dennoch.

Was der damals 18 Jahre alte Kylian Mbappé mit seinen kongenialen Partnern Thomas Lemar, Bernardo Silva und Radamel Falcao auf den Platz zauberte, war schlichtweg atemberaubend. Abgesichert durch die cleveren Abräumer Tiemoué Bakayoko und Joao Moutinho genoss das Offensiv-Quartett alle Freiheiten. Zudem fütterte Linksverteidiger Benjamin Mendy die Angreifer immer wieder mit maßgenauen Flanken.

Rund eineinhalb Jahre später ist der Hype vorbei und die Helden von 2017 verschwunden. Vor dem Wiedersehen mit dem BVB (ab 21 Uhr im Liveticker) ist nur Kapitän Falcao übrig geblieben. Der Rest des Teams wurde gewinnbringend nach Frankreich, England, Spanien und Italien verkauft. Die Folge: Monaco ist steinreich, aber kaum noch konkurrenzfähig.

In der Ligue 1 steckt der Klub aus dem Fürstentum tief im Tabellenkeller fest. Sechs Punkte aus acht Partien sind gleichbedeutend mit Relegationsplatz 18. Hinzu kommt die Auftaktpleite in der Königsklasse gegen Atlético Madrid (1:2). Quo vadis, Monaco?

Das "Monaco-Prinzip" funktioniert nicht mehr

Was jahrelang perfekt geklappt hat, ist nun das große Problem der AS: Die Transfer-Philosophie. Die Monegassen setzen darauf, hochveranlagte Spieler schon im Jugendalter zu verpflichten, diese Rohdiamanten zu schleifen und anschließend gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Dieses Prinzip wird dem Verein nun aber zum Verhängnis. Der personelle Aderlass ist mit einem enorm hohen Risiko verbunden, da der portugiesische Erfolgstrainer Leonardo Jardim jedes Jahr aufs Neue aus einem Haufen frischer, talentierter Individualisten eine Einheit formen muss. Ein homogenes Team kann in so kurzer Zeit nur schwer entstehen.

Jardim, bereits seit fünf Jahren am Ruder, hat es zuvor auf wundersame Weise immer wieder geschafft, ein Kollektiv zu formen. Aktuell gleicht Monaco freilich eher einem durcheinandergewürfelten Trümmerhaufen.

Henrichs und Co. hinter den Erwartungen

Bezeichnend: Stolze 28 Spieler setzte Coach Jardim in dieser Saison bereits ein. Die monegassische Dauerrotation ist auch den spärlichen Leistungen der Neuzugänge geschuldet.

Mit den wahnwitzigen 580 Millionen Euro, die Monaco in den vergangenen drei Spielzeiten für Mbappé und Co. eingestrichen hat, wurden unter anderem der russische WM-Star Aleksandr Golovin, Deutschlands U21-Nationalspieler Benjamin Henrichs sowie die Teenager Willem Geubbels, Pietro Pellegri, Jonathan Panzo und Jordi Mboula verpflichtet.

Richtig einschlagen hat keiner der Neuen. Auch nicht Belgiens Flügelflitzer Nacer Chadli, einer der wenigen Routiniers im Team.

Will Monaco auch zukünftig auf Europas großen Bühnen präsent sein, muss der Klub seine Transfer-Philosophie dringend überdenken. Derzeit wirkt die Mannschaft überfordert, die Verantwortlichen ratlos.

Sollte das Champions-League-Duell mit dem BVB am Mittwoch ähnlich deprimierend enden wie die letzten Ligaspiele, dürfte die Tristesse im Fürstentum eine neue Dimension erreichen.

Heiko Lütkehus / Lissy Beckonert