14.10.2018 07:38 Uhr

Sammer relativiert bisherige Leistungen des BVB

Matthias Sammer ist externer Berater des BVB
Matthias Sammer ist externer Berater des BVB

Matthias Sammer sieht Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund trotz der jüngsten Erfolge nicht in der Favoritenrolle für den deutschen Meistertitel.

"Über die Meisterfrage diskutiere ich gar nicht. Der BVB wird derzeit als das Nonplusultra des deutschen Fußballs hingestellt. Das ist ungerecht und analytisch falsch", sagte der Berater der Borussia in einem Interview der "Welt am Sonntag".

Nach sieben Spieltagen hält Sammer den Zeitpunkt für eine neue Zielsetzung nicht für angebracht. "Es geht mir darum, dass noch nicht einmal ein Viertel der Saison gespielt ist. Ja, die Mannschaft dreht Spiele und hat eine gute Mentalität. Ja, sie ist physisch stark, es wächst etwas zusammen. Aber wir könnten sie auch kritisieren. Bei den Gegentoren hat sie zuletzt viele Fehler gemacht, und in Sachen Konstanz muss sie sich erst mal beweisen", sagte Sammer.

Er erinnerte daran, dass der BVB in der Vorsaison zum gleichen Zeitpunkt fünf Punkte Vorsprung hatte, die Bayern aber dennoch souverän Meister wurden.

Derzeit führt Dortmund die Bundesliga mit 17 Punkten an. Die Münchner sind mit 13 Zählern nur Sechster. Für den Rekordchampion hatte Sammer einen Rat parat: "Sich defensiv zu stabilisieren, eine Grundordnung zu haben und daraus wieder offensiv zu agieren."

"Wir brauchen mehr Fußballkompetenz in den Führungsebenen"

Im Gespräch mit der "Welt am Sonntag" bezog der 51-Jährige auch zu Themen abseits der Borussia Stellung. So mahnte Sammer im Deutschen Fußball-Bund und der Deutschen Fußball Liga strukturelle Änderungen an, damit der deutsche Fußball wieder Weltspitze wird.

"Wir brauchen mehr Fußballkompetenz in den Führungsebenen des DFB und der DFL, aus denen dann die richtigen Inhalte und Botschaften in die Breite, also in den Nachwuchs, die Klubs sowie die Nationalmannschaften gebracht werden", forderte der Ex-Profi.

Man müsse die Inhalte der Trainer, Sportdirektoren und Sportlichen Leiter der Nachwuchsleistungszentren immer wieder analysieren, mit der Weltspitze vergleichen und ihnen, falls nötig, "Optimierungen an die Hand geben".

Kritik am Verwaltungs-Fußball

Sammer sieht Nachjustierungsbedarf: "Im Nachwuchsbereich geht es um inhaltliche Themen. Um die Optimierung der Individualisierung, Persönlichkeitsentwicklung, Siegermentalität und sportliche Ausbildung insgesamt." 

Es müsse zu aller erst um den einzelnen Spieler gehen. "Wer zuerst an die Mannschaft denkt, blockiert sich", betonte Sammer, "dann wird das Anderssein nicht zugelassen, und das ist falsch." Die unterschiedlichen Typen machten jede Mannschaft aus.

Der BVB-Berater hat ein eindeutiges Problem im Oberhaus erkannt: "Fast alle Mannschaften wollten zuletzt nur verwalten. Sie waren mit ihrem Fußball - mit Ausnahme des FC Bayern und ein, zwei anderen Klubs - nicht auf dem richtigen Weg."