23.10.2018 08:59 Uhr

Darum schwächelt Robben beim FC Bayern

Arjen Robben spielt seit 2009 beim FC Bayern München
Arjen Robben spielt seit 2009 beim FC Bayern München

Viele Jahre war Arjen Robben beim deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München der Unterschiedsspieler par excellence und einer der besten Offensivspieler Europas. Doch der Zahn der Zeit nagt am 34-Jährigen. Sogar seine einst wirkungsvollste Waffe verliert an Schrecken.

Foul oder Schwalbe? Schiedsrichter Guido Winkmann fällte die Entscheidung kurz vor der Pause des Bundesligaspiels zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern im Bruchteil von Sekunden.

Arjen Robben war im Strafraum des VfL Wolfsburg nach einem Zweikampf mit Maximilian Arnold theatralisch abgehoben und zu Boden gegangen. Der Unparteiische entschied zu Recht gegen Robben. Logische Konsequenz: die Gelbe Karte.

Nach einer knappen Stunde foulte Robben im Mittelfeld Wolfsburgs Elvis Rexhbecaj. Folgerichtig schickte Winkmann den Münchner mit Gelb-Rot vom Feld. Robben durfte den ersten Sieg seines Teams nach vier Spielen ohne Erfolgserlebnis nicht bis zum Schluss auf dem Platz miterleben.

Wenig überraschend stellten sich die Verantwortlichen der Bayern nach der Partie vor ihren Altstar. "Vielleicht hätte man es eleganter klären können", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic im Hinblick auf den Unparteiischen. "Die erste Gelbe Karte muss man nicht geben, das war keine bewusste Schwalbe", erklärte Trainer Niko Kovac.

Schiedsrichterexperte Peter Gagelmann widersprach bei "Sky": "Es ist regeltechnisch in Ordnung. Die Unsportlichkeit in der ersten Halbzeit war Gelb. Beim zweiten Mal kommt er zu spät, das ist deshalb auch Gelb-Rot."

 

Robben beim FC Bayern in den letzten Spielen schwach

Was in den Diskussionen um die Ampelkarte etwas unterging: Vor dem zweiten Platzverweis seiner Bundesligakarriere war Robben in Wolfsburg nur ein Schatten seiner selbst gewesen. Von sport.de bekam er die Note 5.

Er bestätigte damit den Negativtrend der vergangenen Wochen aus den Partien gegen Hertha BSC (0:2), Borussia Mönchengladbach (0:3) sowie in der Champions League gegen Ajax Amsterdam (1:1).

Zwar erzielte Robben zuvor in den ersten vier Ligaspielen drei Treffer und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der FC Bayern zunächst erfolgreich in die Saison startete. Doch der Zahn der Zeit nagt sichtbar am einstigen Unterschiedsspieler der Münchner.

Einer der herausragenden Offensivakteure des letzten Jahrzehnts im europäischen Fußball, der mit seinen außergewöhnlichen Qualitäten die gegnerischen Abwehrreihen in Angst und Schrecken versetzte, wird mit zunehmendem Alter immer gewöhnlicher.

Signature Move von Arjen Robben funktioniert nicht mehr

Die Explosivität, die Robben für sein Spiel dringend braucht, nimmt ab. Sein Signature Move, der Sprint mit dem Ball von der rechten Außenbahn nach innen und der anschließende Abschluss mit links, gelingt dem Routinier immer seltener in Perfektion.

Die Gegenspieler haben sich auf Robbens einst wirkungsvollste Waffe eingestellt und sind inzwischen dazu in der Lage, sie zu verteidigen.

Genauso wie sein langjähriges Flügel-Pendant Franck Ribéry bringe Robben seine Leistung "nicht mehr in diesem Maße wie vor einigen Jahren", urteilte der frühere Bayern-Profi und heutige "Sky"-Experte Dietman Hamann.

FC Bayern zögerte lange mit Robben-Verlängerung

Gemeinsam mit Ribéry verkörpert Robben die fortschreitende Überalterung des Bayern-Kaders. Erst spät im Frühjahr nach langer Hängepartie verlängerten die Münchner Bosse die Verträge mit dem legendären Duo.

Vor allem Robbens Zukunft in der bayerischen Landeshauptstadt stand aufgrund seiner vielen kleineren Verletzungen in der vergangenen Spielzeit auf der Kippe.

Lediglich 34 Pflichtspiele konnte der Routinier 2017/2018 absolvieren, sieben Treffer gelangen ihm - eine für Robbens Verhältnisse schwache Quote.

Robben profitiert beim FC Bayern von der Coman-Verletzung

Dass er derzeit unter Trainer Niko Kovac noch nahezu unumstritten zum Stammpersonal zählt, ist auch der schweren Verletzung von Kingsley Coman geschuldet. Der junge Franzose wird wegen eines Syndesmoserisses oberhalb des linken Sprunggelenks in diesem Jahr wohl kein Spiel mehr absolvieren.

Seine derzeitige Situation und der holprige Saisonverlauf des FC Bayern lässt den ohnehin fast schon krankhaft ehrgeizigen Robben zunehmend dünnhäutig erscheinen.

Schon nach dem Bundesliga-Auftaktspiel gegen Hoffenheim, in dem Robben zunächst auf der Bank schmorte und nach seiner Einwechslung zum 3:1-Endstand traf, sprach er am "ZDF"-Mikrofon von einer "Riesenenttäuschung".

In der zurückliegenden Länderspielpause sorgte der frühere Nationalspieler der Elftal mit gleich mehreren Ausrastern im Training für Negativschlagzeilen.

Auch in dieser Saison wird Robben nach den Eindrücken der letzten Wochen hart um einen erneuten Anschlussvertrag beim FC Bayern kämpfen müssen. Ob er tatsächlich noch in "vier, fünf Jahren" auf Top-Niveau Fußball spielen kann, wie er selbst kürzlich in Aussicht stellte, scheint aktuell fraglich.

Tobias Knoop