31.10.2018 11:17 Uhr

Alphatiere im Duell: Nagelsmann fordert Rangnick im Pokal

Gegenwart trifft Zukunft: Ralf Rangnick (l.) duelliert sich mit Julian Nagelsmann (r.)
Gegenwart trifft Zukunft: Ralf Rangnick (l.) duelliert sich mit Julian Nagelsmann (r.)

Ralf Rangnick ist ein viel gereister Mann. In der vergangenen Woche führte ihn sein Weg einmal wieder zurück ins beschauliche Kraichgau. Bei seinem alten Arbeitgeber TSG Hoffenheim schaute sich der Trainer und Sportdirektor von RB Leipzig das 3:3 beim Champions-League-Spektakel gegen Olympique Lyon auf der Tribüne an.

Weniger die Lust auf einen unterhaltsamen Fußballabend führte Rangnick in die Provinz. Der 60-Jährige begutachtete vielmehr den Gegner in der 2. Runde des DFB-Pokals am Mittwoch, und ganz nebenbei konnte er Leipzigs künftigem leitenden Angestellten bei der Arbeit auf die Finger schauen.

Julian Nagelsmann, Noch-Trainer in Hoffenheim, soll das erst 2009 aus dem Boden gestampfte Projekt RB Leipzig ab dem kommenden Sommer nachhaltig zu sportlichen Erfolgen und im besten Falle Titeln führen. Fünf Millionen Euro überweisen die Roten Bullen für die Dienste des europaweit begehrten und erst 31 Jahre alten Coaches, der einen langfristigen Vertrag bis 2023 unterschrieb.

Erstmals seit der Bekanntgabe des Deals im Sommer tritt Nagelsmann am Mittwoch in Leipzig auf. Er erwarte "keine Palmwedel oder Freudentänze", sagte Nagelsmann. Vor kaum mehr als 20.000 Zuschauern wird ihn nicht einmal eine große Kulisse empfangen. Zuletzt siegte Leipzig in der Bundesliga 2:1 in Sinsheim gegen die TSG.

Nagelsmann in Leipzig längst eingebunden

Auch wenn sich Nagelsmann voll auf seine Aufgaben in Hoffenheim konzentriert, ist er in die Vorgänge in Leipzig doch längst eingebunden. Zwei Transfers für die Winterpause hat RB bereits vor Wochen angekündigt, ohne dabei die Namen öffentlich zu nennen. Nagelsmann wird sie kennen - und seinen Segen für die Neuzugänge erteilt haben.

Der starke Mann in Leipzig ist noch Rangnick. Die Doppelfunktion aus Trainer und Sportdirektor ist eine Notlösung, ein Kompromiss, der die Verpflichtung von Nagelsmann erst ermöglichte. Kaum ein anderer Trainer hätte sich nach der Trennung von Ralph Hasenhüttl im Sommer als Platzhalter für eine Saison installieren lassen.

Wie reibungslos die Übergabe des Trainerpostens im Sommer und die Zusammenarbeit verläuft, wird spannend zu beobachten sein. Rangnick ist ein Alphatier, auch Nagelsmann vertritt klare Ansichten und Meinungen. Reibungen scheinen unausweichlich, auch wenn beide eine ähnliche Spielphilosophie verfolgen.

Causa Hasenhüttl als warnendes Beispiel

Wie unruhig es für Trainer in Leipzig unter Rangnick werden kann, zeigte der Fall Hasenhüttl. Nach der hervorragenden ersten Saison mit der Vizemeisterschaft ließ RB im zweiten Jahr auch als Folge der Dreifachbelastung den erwünschten Hochgeschwindigkeitsfußball zunehmend vermissen. Rangnicks Unmut wuchs, am Ende folgte die Trennung.

Ein Zerwürfnis mit dem jungen Nagelsmann soll es nicht geben, die Zusammenarbeit ist langfristig ausgelegt. "Dass er ein guter Trainer ist, hat er in der Vergangenheit immer wieder gezeigt. Nicht umsonst haben wir uns entschieden, ihn im nächsten Sommer zu uns zu holen", sagte Rangnick vor dem Pokalduell.

Dort will er seinem künftigen Trainer das eigene taktische Know-how unter Beweis stellen.