18.11.2018 11:55 Uhr

Türkei nach Nations-League-Abstieg unter Schock

Frust und Enttäuschung in der Türkei
Frust und Enttäuschung in der Türkei

Keine Heim-EM 2024, keine WM-Teilnahme seit 2002 - und jetzt auch noch das nächste sportliche Desaster: Die fußballverrückte Türkei ist nach ihrem Abstieg in die C-Liga der Nations League in ihrer Ehre gekränkt.

Doch das 0:1 (0:0) gegen Schweden, die den Sturz in die europäische Drittklassigkeit perfekt machte, könnte im laufenden Umbruch auch ein Wendepunkt sein.

Mircea Lucescu, der rumänische Trainer der Türkei, gab sich der Niederlage zum Trotz kämpferisch. "Wir werden vorankommen, wir arbeiten sehr gut", sagte er nach dem vorerst letzten Spiel der Türkei in der B-Liga in Konya: "Das wird nicht einfach. Wir sind eine sehr junge Mannschaft."

Dem Team fehle also die Reife, meint der Coach. 25,8 Jahre war die Startelf gegen Schweden im Durchschnitt alt. Es gibt im Weltfußball durchaus jüngere und bessere Teams.

Die mangelnde Erfahrung kann nur einer von vielen Erklärungsansätzen für die anhaltende Misere des türkischen Fußballs sein.

Scharfe Kritik an Hakan Calhanoglu und Co.

Experten aus der Heimat stellen inzwischen offen die Qualität der Mannschaft infrage und scheuen dabei nicht vor Kritik an großen Namen. So sei zu akzeptieren, dass Hakan Calhanoglu ein Spieler sei, der "einmal im Jahr treffen kann", schrieb der bekannte türkische Sportjournalist Serdar Ali Celikler in der Tageszeitung "Habertürk".

Gegen Schweden hatten der frühere Leverkusener sowie Yunus Malli vom VfL Wolfsburg beste Möglichkeiten vergeben, ehe Schwedens Kapitän Andreas Granqvist (71.) den Siegtreffer erzielte. Celikler urteilte knallhart: "Wir haben keine erstklassigen Spieler außer Cengiz."

Damit war Rechtsaußen Cengiz Ünder vom AS Rom gemeint, der die Schweden mehrmals schlecht aussehen ließ und im Internet trotz der Pleite gefeiert wurde. Um den 21 Jahre alten Tempodribbler muss die neue Mannschaft entstehen. Lucescu hat einen klaren Auftrag.

"Wir werden weiter nach neuen Spielern schauen und versuchen, ein Team aufzustellen, das für die EM-Qualifikation bereit sein wird", sagte der 73-Jährige. Nach der Pleite gegen Deutschland bei der Vergabe der EM 2024 und dem Abstieg braucht die Türkei das EM-Ticket für 2020 als Balsam für die geschundene Fußball-Seele.

Portugal jubelt auch ohne Cristiano Ronaldo

Diese Probleme sind Anhängern Portugals derzeit fern. Als erstes Team qualifizierte sich der Europameister für das Nations-League-Finalturnier in kommenden Jahr im eigenen Land, bei dem bereits EM-Startplätze ausgespielt werden. Dafür reichte in der Gruppe 3 der A-Liga ein 0:0 gegen Italien ohne Cristiano Ronaldo.

Der Superstar meldete sich lediglich via Twitter mit einem Motivations-Post für seine Kameraden. Daran, dass der 33-Jährige für die Finalrunde fest eingeplant ist, ließ Trainer Fernando Santos aber keinen Zweifel.

"Da gibt es nichts zu fragen. Ronaldo ist Teil dieser Mannschaft, da muss man nur den Post von heute lesen", sagte Santos. CR7 war nach einem Gespräch mit Verbandspräsident Fernando Gomes nicht für die Spiele mit der Nationalmannschaft nominiert worden. Genauere Gründe waren jedoch nicht bekannt.

Für die Nations League hat es auch so gereicht. "Die Final-Qualifikation bestätigt die Qualität unseres Fußballs", sagte Santos.