25.11.2018 11:12 Uhr

Enttäuschter Nagelsmann macht den Tuchel

Julian Nagelsmann hadert mit der Defensivschwäche der TSG Hoffenheim
Julian Nagelsmann hadert mit der Defensivschwäche der TSG Hoffenheim

Julian Nagelsmann haderte nach dem Remis in Berlin mit der Defensivleistung der TSG Hoffenheim. Vor dem Showdown in der Champions League hofft der Trainer auf einen Warnschuss zur rechten Zeit.

In seinem Frust bediente sich Julian Nagelsmann an Thomas Tuchels Trainer-Vokabular.

Ein einzelnes von seinem Pariser Kollegen geprägtes Wort genügte dem verärgerten Coach von Fußball-Bundesligist TSG Hoffenheim, um die Gründe für den unnötig verspielten Sieg beim 3:3 (2:1) bei Hertha BSC zusammenzufassen.

"Haltung", sagte Nagelsmann, "das habe ich mal von ihm gehört. Das hat mir super gefallen. Deswegen sage ich das jetzt auch immer: Haltung zur Defensive, die beginnt zwischen den Ohren."

Nicht das erste Mal hatten Defizite im Abwehrverhalten die offensiv gewohnt starken Hoffenheimer um ein besseres Resultat gebracht. In Berlin verspielte die TSG zweimal eine Zwei-Tore-Führung.

Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic (12.), Mathew Leckie (71.) und Valentino Lazaro (87.) schmälerten den Wert der Treffer von Kerem Demirbay (1.), Andrej Kramaric (9.) und Ermin Bicakcic (55.).

"Es war ein Tag, an dem du gegen eine gute Mannschaft wie Hoffenheim sechs, sieben oder sogar acht Tore in einem Spiel machen kannst", sagte Lazaro.

TSG Hoffenheim zu defensivschwach für höchste Aufgaben?

Hoffenheim kassiert zu viele Gegentore. In der Bundesliga wie in der Champions League. Auch deshalb geht es für die Kraichgauer im wegweisenden Gruppenspiel der Königsklasse gegen Schachtar Donezk am Dienstag (21:00 Uhr) zunächst um das Absichern der Europa-League-Teilnahme.

Hoffenheim liegt zwei Spieltage vor Schluss in der Gruppe F mit drei Punkten auf dem dritten Rang. Olympique Lyon hat als Zweiter sechs Zähler auf dem Konto. Spitzenreiter ist Manchester City mit neun Punkten. Donezk bildet mit zwei Zählern das Schlusslicht.

Gegen die Ukrainer benötigt die TSG für den Erfolg Stabilität und Konsequenz im Abwehrverhalten. "Zwei oder drei Tore schießen wir immer. Für eine richtige Spitzenmannschaft reicht das meistens", sagte Nagelsmann, ehe nach kurzer Gedankenpause nachschob: "Für uns nicht so oft."

Nagelsmann deutet Einstellungsproblem bei der TSG Hoffenheim an

Haltung. Nicht das Training, nicht die Taktik erkannte Nagelsmann als Gründe für die sich wiederholenden Fehler. Die Einstellung, die im Offensivbereich "sehr löblich" sei, hätten beim Verteidigen nicht alle Spieler gleichsam verinnerlicht.

"Das Verteidigen reicht aktuell nicht aus. Die Entscheidung auf maximalen Erfolg ist noch nicht in allen Rüben drin", sagte Nagelsmann, der ein zu häufig "schöngeistiges" Auftreten seiner Mannschaft monierte.

Haltung, sagte Nagelsmann, beginne zwischen den Ohren. Und damit er bloß nicht missverstanden werden würde, machte er seinen Standpunkt vor den anwesenden Journalisten nochmals deutlich. "Für alle zum Mitschreiben: Verteidigen hat nicht nur was mit der Kette zu tun. Ich sehe schon die Schlagzeile: Nagelsmann attackiert Vierer - oder Fünferkette. Nein, Angreifen muss in die andere Richtung auch passieren. Das ist der Schlüssel für mehr."

Auf mehr hatte auch Hertha BSC gehofft. Den ersten Ligasieg seit dem umjubelten Heimerfolg gegen Bayern München Ende September kostete die Berliner die schlechte Anfangsphase. "Die ersten zwei Tore waren vorgezogene Nikolausgeschenke. Solche Tore darfst du nicht kassieren", sagte Trainer Pál Dárdai: "Aber Respekt an meine Mannschaft für ihre Moral und ihre Spielweise, das tut uns gut."