30.11.2018 03:10 Uhr

Schobesberger: "Kicken kann man – oder nicht"

Ein Duo im Gleichschritt
Ein Duo im Gleichschritt

Zwei Rapidler erlebten beim 2:1-Sieg gegen Spartak in der Moskauer Eishölle ihre Widerauferstehung. Philipp Schobesberger und Stefan Schwab. Die Koproduktion der beiden Einwechselspieler führte zum Siegtreffer in der Nachspielzeit – und das mit Ankündigung.

"Schwabi hat mir in der Halbzeit gesagt: 'Wenn wir reinkommen, spiel ich dir den Ball in die Tiefe und dann machst du eines.' Das hat ganz gut funktioniert", gab Schobesberger in den Katakomben der Otkrytie Arena zu Protokoll.

Und so war es auch. Der Kapitän, der die Schleife aufgrund er Verbannung auf die Bank an Richard Strebinger abgeben musste, spielte unter Bedrängnis den unwiderstehlichen Pass quer über das halbe Spielfeld, Schobesberger zündete den Nachbrenner wie eine russische MiG, überhob den Tormann und drehte jubelnd ab.

"Beim Schwabi brauch ich nichts mehr anzeigen, wir spielen lange genug zusammen. Er weiß schon, wie ich die Bälle brauche, wie ich sie gerne hab", so der Siegtorschütze. Was in ihm bei der Situation vorging? "Naja, da habe ich keine zwei Minuten überlegen können. Es war ein Schnittball, ich war Gott sei Dank vor dem Tormann am Ball."

Eine Befreiung. Nicht nur für Rapid. Denn Philipp Schobesberger hat einen langen Leidensweg hinter sich. Eine komplizierte Hüftverletzung zwang den unkonventionellen Offensivspieler zuletzt knapp fünf Monate zur Pause. Ein Jahr zuvor war es ein Knochenödem, dass ihn gar neun Monate auf die Tribüne verbannte.

"Leider bin ich ein Comeback-Spezialist. Wenn ich nie verletzt gewesen wäre, wäre es mir natürlich lieber", meinte der Oberösterreicher nach dem Spiel. "Kicken kann man oder nicht. Das ist wie Fahradfahren, das verlernt man nicht", erklärte der Oberösterreicher lapidar.

"Philipp ist einfach anders. Er macht Dinge, die er selber nicht weiß. Er bringt uns in der Offensive eine unglaubliche Qualität. Er wird nach seiner Verletzung noch das eine oder andere schlechte Spiel haben, aber alleine durch seine Mentalität ist er wichtig", wusste auch Kühbauer.

"Ich hoffe, dass der Glaube zurückkehrt"

Aber es war nicht nur die Schobesberger-Show. Stefan Schwab, der zuletzt mit einem hartnäckigen Formtief zu kämpfen hatte, zeigte in nicht einmal einer halben Stunde mehr gelungene Aktionen als in den letzten Wochen zusammen.

Für die anfängliche Verbannung in die erste Reihe fußfrei zeigte er Verständnis: "Es ist überhaupt kein Problem, wenn man einmal auf der Bank sitzt. Der Trainer kommuniziert auch mit den Spielern. Von dem her hat er alles richtig gemacht."

Das Lob soll laut Schwab aber nicht nur dem Duo gelten: "Das ist ein Mannschaftssport, kein Einzelsport. Mich freut es beispielsweise irrsinnig für Mateo Barac, der letzte Woche sehr mit sich gehadert hat. Heute ist etwas zurückgekommen."

Jetzt hab Rapid mit den sieben Punkten und dem 0:0 zwischen Villarreal und den Rangers alle Trümpfe in der Hand. "Heute war die Erwartungshaltung gleich null. Umso schöner ist, dass uns der Sieg in eine super Ausgangslage um den Aufstieg bringt", wusste Schwab.

War das jetzt vielleicht gar der Wendepunkt? "Das kann uns noch einmal den Aufschub für die letzten Spiele geben. Ich hoffe, dass der Glaube zurückkehrt", so der Kapitän. Quasi ein Wunsch zur Adventszeit.

>> Kühbauer: Die Rückkehr des Rapid-Geists
>> Rapid feiert Sieg bei Spartak Moskau

Johannes Sturm, Moskau