02.12.2020 19:06 Uhr

Damals: Als der kriselnde BVB Geschichte schrieb

1997 gewann der BVB erstmals den Weltpokal
1997 gewann der BVB erstmals den Weltpokal

Am 2. Dezember 1997 schrieb Borussia Dortmund Geschichte: Erstmals in seiner Vereinshistorie gewann der BVB den Weltpokal. Gegner im Finale von Tokio war der brasilianische Verein Cruzeiro Belo Horizonte. Doch das Spiel kam für die Schwarz-Gelben zur Unzeit.

Nach zwei Meisterschaften in Folge und dem Champions-League-Coup gegen Juventus Turin waren die Dortmunder eigentlich erfolgsverwöhnt. Doch die Saison 1997/1998 stand unter keinem guten Stern.

Der Italiener Nevio Scala als Trainer funktionierte beim Revierklub nicht. Mit seinem Vorgänger Ottmar Hitzfeld, anschließend Sportdirektor der Borussia, gab es immer wieder Reibereien.

Auch die Mannschaft zerfiel mehr und mehr in einzelne Grüppchen und untergrub die Autorität Scalas. Diese Unruheherde schlugen sich auf die Ergebnisse nieder: Zum Weltpokal-Finale reiste der BVB als Tabellenelfter der Bundesliga.

Weltpokal nicht lukrativ für den BVB

Und damit nicht genug: Cruzeiro war für seine raue Gangart bekannt. Auf den Champions-League-Sieger von 1997 wartete in Japan also ein harter Kampf.

Zudem war der Weltpokal finanziell keine Offenbarung. "Es kann doch nicht sein, dass wir für so eine Begegnung lediglich 500.000 DM erhalten", beschwerte sich BVB-Manager Michael Meier.

Auch die TV-Übertragung spülte nicht gerade Unsummen in die Kassen der Borussia. Das Spiel fand an einem Dienstagmittag deutscher Zeit statt. Die meisten potenziellen Zuschauer waren auf der Arbeit statt vor dem Fernseher.

Auch die BVB-Profis mussten vom Sinn der weiten und äußerst komplizierten Anreise erst überzeugt werden. "Vorher fand ich dieses Spiel eher lästig, doch nachdem der Präsident uns erläutert hat, wir können quasi Weltmeister der Vereinsmannschaften werden, sehe ich die Angelegenheit etwas anders", erklärte Stürmer Heiko Herrlich.

BVB zur richtigen Zeit in Form

Cruzeiro fuhr dagegen mit voller Begeisterung nach Tokio. Die Brasilianer hatten extra für das Finale drei Neuzugänge verpflichtet. Einer von ihnen war Bebeto, seines Zeichens Weltmeister von 1994.

Bei eisigen Temperaturen im japanischen Winter prüften der technisch starke Mittelstürmer und seine Mitspieler Stefan Klos im Tor der Borussen gleich zu Spielbeginn mehrfach. Doch der Keeper behielt in allen Duellen die Oberhand.

Auch die Dortmunder fanden gut in die Partie und gingen durch einen Abstauber von Michael Zorc in Führung. Wenige Minuten vor Schluss setzte Herrlich nach einer schönen Flanke von Paulo Sousa den Deckel drauf.

Nevio Scala "stolz" auf das BVB-Team

Nach dem Sieg war die Freude bei den Dortmundern riesig. "Mein Team hat mit Begeisterung, Herz und Seele gespielt. Ich bin stolz auf meine Spieler", freute sich Scala. In der Euphorie ging der italienische Coach sogar noch weiter: "Wir sind die beste Mannschaft der Welt!"

Dass das nicht ganz stimmte, zeigte der nächste Bundesliga-Spieltag. Bei der 2:4-Pleite beim Tabellenletzten aus Köln landete der BVB sehr unsanft auf dem Boden der Tatsachen.

Nach einer enttäuschenden Saison, in der die Borussen die internationalen Plätze verpassten, musste Scala trotz des historischen Triumphs von Tokio schließlich die Koffer packen.

Tom Kühner