14.12.2018 14:02 Uhr

Bundesliga-Traum von Viktoria Berlin bitter zerplatzt

Viktoria Berlin spielt in der Regionalliga Nordost
Viktoria Berlin spielt in der Regionalliga Nordost

Insolvenz statt Bundesliga: Der zweimalige deutsche Fußball-Meister Viktoria Berlin blickt in der 4. Liga schweren Zeiten entgegen.

Noch im Mai blühten im Süden Berlins Träume vom großen Fußball, sieben Monate später ist die Insolvenz bitterböse Realität. Der zweimalige deutsche Fußball-Meister Viktoria Berlin wurde von seinem chinesischen Investor im Stich gelassen, der Spielbetrieb in der Regionalliga muss womöglich eingestellt werden.

Mit ihrem Einstieg bei Viktoria hatte die Advantage Sports Union (ASU) aus Hongkong im Frühjahr bundesweit für Aufsehen gesorgt. "Ich freue mich darauf, ein Viktorianer zu werden", hatte ASU-Vorstand Alex Zheng getönt. Die Rede war von einem zweistelligen Millionenbetrag, den der chinesische Geschäftsmann und Milliardär in den nächsten Jahren zur Verfügung stellen wollte.

Verbindlichkeiten können nicht mehr gedeckt werden

Für die Macher bei Viktoria war die Bundesliga plötzlich nicht mehr weit. "Mit Leipzig und Hoffenheim hat man an zwei guten Beispielen gesehen, was möglich ist, wenn jemand käme und langfristig plant", hatte der 2. Klubvorsitzende Harald Sielaff erklärt und Erwartungen geweckt. Doch die Fußball-Romantiker schlugen Alarm, warnten vor dem Ausverkauf und scheinen am Ende Recht zu behalten.

Ein halbes Jahr später erlebt der Klub, der 1908 und 1911 deutscher Meister wurde, ein böses Erwachen. "Ausbleibende Zahlungen des chinesischen Investors", so Viktoria auf seiner Website, seien für den Gang zum Insolvenzverwalter der Grund. Der Verein sehe sich "nicht mehr in Lage, die auflaufenden Verbindlichkeiten zu decken".

Die Enttäuschung ist riesig, weil Viktoria selber allen Verpflichtungen nachgekommen ist. Die Vorbereitungen für eine Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft wurden abgeschlossen. Dazu verstärkte man die Mannschaft. Der frühere Mainzer Bundesligaspieler Petar Sliskovic und der ehemalige Fürther Zweitligaspieler Jürgen Gjasula kamen. Aktuell belegt das Team in der Regionalliga einen beachtlichen sechsten Rang.

Zheng wird seinem guten Ruf nicht gerecht

Doch Investor Zheng verlor plötzlich die Lust. Warum es so kam, blieb unklar. Die Klubleitung wollte sich am Freitag auf "SID"-Anfrage dazu nicht äußern und verwies auf das laufende Insolvenzverfahren. Zheng genießt im internationalen Sport eigentlich einen guten Ruf, besitzt auch Anteile am französischen Erstligisten OGC Nizza.

Doch vielleicht kommt der Knall zur rechten Zeit. Der Spielbetrieb der 70 Mannschaften des Großklubs Viktoria soll nicht gefährdet sein, nicht alles geht den Bach runter. "Mit dem Insolvenzantrag sichern wir die Fortführung des Vereins, welcher nach Bestellung des vorläufigen Insolvenzverwalters auch wieder handlungsfähig ist", hieß es.

Und vielleicht bleibt dem Verein durch den frühen Schnitt auch ein episches Drama wie bei 1860 München erspart. Den Traditionsklub hat der jordanische Investor Hasan Ismaik trotz vieler Millionen in die Niederungen geführt.

Der Klub selbst jedenfalls scheint aus dem Desaster mit dem Einstig eines Investors gelernt zu haben und erinnerte sich plötzlich wieder an seine Wurzeln: "Nunmehr heißt es für unsere große Viktoria-Familie noch enger zusammenzurücken und unseren Traditionsverein für die Zukunft neu aufzustellen."