09.01.2019 11:37 Uhr

Özil auf Shopping-Liste von Erdogan-Klub

Mesut Özil wird in der Türkei gehandelt
Mesut Özil wird in der Türkei gehandelt

Das wäre eine kleine Sensation: Der regierungsnahe Erdogan-Klub Istanbul Basaksehir dominiert die türkische Süper Lig. Trotzdem rüstet der Herzensverein des Präsidenten weiter mit prominenten Altstars auf. Auch der Name Mesut Özil geistert durch die Metropole.

Recep Tayyip Erdogan würde ihn wohl liebend gerne wiederholen, diesen Moment im Blitzlichtgewitter mit Mesut Özil, der Deutschland 2018 so aufgerührt hatte. Nur diesmal hielte der Star-Kicker an der Seite des türkischen Staatspräsidenten ein anderes Trikot stolz grinsend in Händen: Die müllabfuhrorange Tracht des Süper-Lig-Tabellenführers Istanbul Basaksehir. Denn Özil steht auf der Shopping-Liste des regierungsnahen Erdogan-Klubs, der aktuell Erfolg um Erfolg einfährt und mehr Altstars unter Vertrag hat als das Dschungelcamp.

"Mesut Özil ist ein sehr wertvoller Spieler. Ich hoffe, dass sich eines Tages unsere Wege bei Basaksehir kreuzen. Wenn er auch bei uns sein will, würden wir alles tun, ihn zu holen", sagte Vereinspräsident Göksel Gümüsdag Ende des vergangenen Jahres der Bild. Momentan ist ein solcher Deal wohl eher ein träumerisches Gedankenspiel. Özils ausgezeichnet dotierter Vertrag beim FC Arsenal läuft noch bis 2021. In ein paar Jahren könnte Erdogan aber durchaus anklopfen. Denn Özil passt genau in Basaksehirs Beuteschema.

Namhafte Spieler holen und damit die traditionsreiche Konkurrenz um Meister Galatasaray, Besiktas und das in die Abstiegsränge abgestürzte Fenerbahce verdrängen - das ist die einfach anmutende Gleichung. Und hierbei hat Erdogan kräftig die Finger im Spiel. Vereinsboss Gümüsdag, übrigens Mitglied in der Regierungspartei AKP, ist mit einer Nichte von Erdogans Frau verheiratet, allein dadurch hat der erste Mann im Staat auch bei Basaksehir immer ein Ohr auf der Schiene - und eine Hand am Lenkrad. Er packt auch selbst mit an.

Erdogan half bei Stadionbau

So half Erdogan gründlich beim Bau des neuen Stadions mit, das in nur 18 Monaten hochgezogen wurde und nach Ex-Nationaltrainer und Erdogan-Freund Fatih Terim benannt ist. Bei der Eröffnung der Arena 2014 drehte Erdogan in einem Promi-Spiel einen 0:3-Rückstand - auch dank höchster Ehrfurcht der Gegner im Zweikampf - per Hattrick in ein 4:3. Am Ende gewann das Präsidenten-Team sogar mit 9:4 und Erdogans Rückennummer 12 wird bei Basaksehir seitdem nicht mehr vergeben.

Der Neubau erfolgte im Zuge einer großflächigen Umstrukturierung des Klubs, die auch für den heutigen Erfolg mit ursächlich ist. So wurde 2014 die Fußballsparte des Vereins der Stadtverwaltung, Istanbul Büyüksehir Belediyespor, ausgegliedert und professionalisiert. Mit Erfolg: Seit dem Wiederaufstieg zur Saison 2014/2015 schaffte es der Verein immer unter die Top vier der Süper Lig und führt derzeit sogar mit sechs Punkten Vorsprung vor Trabzonspor.

Und auch der Kader klingt zumindest nach großem Sport. So lassen die früheren Stürmer-Stars Robinho und Emmanuel Adebayor (beide 34 Jahre) ihre Karrieren im Istanbuler Stadtteil Basaksehir ausklingen. Brasiliens einstiges Weltfußballer-Versprechen Robinho kam - wie auch Deutschlands Ex-Nationalspieler Serdar Tasci (31) - erst diese Winterpause dazu.

Geführt wird die Mannschaft von Kapitän Emre Belözoglu (38), der früher in Diensten von Inter Mailand und Atletico Madrid am großen Fußball schnupperte. Mit ihm und der enttäuschenden Barca-Leihgabe Arda Turan hat Basaksehir zwei der bekanntesten türkischen Fußball-Ikonen überhaupt in seinen Reihen. Garniert wird der Kader mit Ex-Bundesliga-Profis wie Milos Jojic (Dortmund, Köln), Junior Caicara (Schalke) oder Eljero Elia (Hamburg, Bremen). Platz für einen wie Özil ist allemal.