17.01.2019 11:17 Uhr

PSG-Sonderbehandlung sorgt für Ärger in Frankreich

Die Gelbwesten-Proteste beeinflussen den Spielbetrieb in der Ligue 1
Die Gelbwesten-Proteste beeinflussen den Spielbetrieb in der Ligue 1

Die Gelbwesten haben mit ihren Protesten auch die französische Fußball-Meisterschaft durcheinandergewirbelt. Die Neuansetzung der verschobenen Spiele sorgt für Ärger. Einige Klubs wittern Wettbewerbsverzerrung und kritisieren vor allem die Sonderbehandlung von Paris St. Germain.

"Diese Meisterschaft hat keinen Wert mehr", sagte Laurent Bossier, Sportdirektor von Olympique Nimes. Sein abstiegsbedrohter Verein muss zwischen dem 16. und 26. Januar viermal antreten: "Das stellt alle Trainingspläne auf den Kopf."

Auch Christophe Pelissier, Trainer des SC Amiens, klagte: "Wir wurden verpflichtet, in der Woche vor dem offiziellen Rückrundenstart noch zwei Nachholspiele auszutragen." Eine gezielte Vorbereitung? Schwierig.

Während am Dienstag und Mittwoch sechs der insgesamt zwölf wegen der Massenproteste verlegten Spiele nachgeholt wurden, weilte Meister PSG wegen Sponsorenverpflichtungen in Katar. Nachsitzen muss das Team von Trainer Thomas Tuchel erst am 20. Februar und am 13. März. Die Frage, was wichtiger ist - die Liga oder Sponsorenverträge, beschäftigt seitdem die sozialen Netzwerke.

Der Trainer von Racing Straßburg, Thierry Laurey, sieht die Diskussion mit philosophischer Gelassenheit: "Das wird sowieso über unsere Köpfe hinweg entschieden. Wir spielen, wenn wir spielen müssen."

Zwölf Spiele mussten neu angesetzt werden

Die Gelbwesten, die seit November mit ihren Protesten gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron an jedem Wochenende das Land lähmen, kosten den Fußball auch Geld - aus den Fernsehverträgen. "Topspiel der Woche", Samstag-Spiele, Sonntag-Prime-Time: Die Verlegungen haben alles auf den Kopf gestellt. Liga und Sender versuchen, finanzielle Kompromisse zu finden.

Weil Frankreichs Polizei und Gendarmerie dem Aufstand der Massen nicht mehr Herr wird, gehört der Fußball zum Kollateralschaden. Zwölf Spiele mussten neu angesetzt werden. Das ist wenig angesichts der 46 Spiele, die in der Bundesligasaison 1978/79 verschoben werden mussten. Der Unterschied: In Deutschland lag es seinerzeit am Wetter, die Rasenheizung wurde erst danach verpflichtend eingeführt. In Frankreich liegt es an einer sozialen Massenbewegung.

Sonderbehandlung des Meisters

Die Regierungsbezirkspräsidenten entscheiden letztlich über die Durchführung eines Fußballspiels unter Sicherheitsaspekten. "Ich kann meinen Beamten doch nicht zumuten, von acht bis zwölf die Gelbwesten zu überwachen und dann um 20 Uhr wieder für ein Fußballspiel auf der Matte zu stehen", erklärte einer von ihnen.

Wobei man wissen muss, dass in Frankreich die Profiklubs klaglos für die Polizeieinsätze bezahlen. Mit dem Verschieben der Spiele haben sich die Vereine abgefunden. Nur nicht mit der Sonderbehandlung des Meisters.