06.02.2019 11:26 Uhr

So überzeugte Preetz Dárdai von Hertha

Michael Preetz (l.) und Pál Dárdai sind ein Herz und eine Seele
Michael Preetz (l.) und Pál Dárdai sind ein Herz und eine Seele

Michael Preetz und Pál Dárdai haben Hertha BSC von einer Fahrstuhlmannschaft zu einem Europacup-Aspiranten geformt. Die Reibung beim ungleichen Duo erzeugt Energie.

Michael Preetz akzeptierte einfach kein Nein. Im ersten Gespräch hatte sein Wunschkandidat Pál Dárdai keine großen Ambitionen auf eine Beförderung vom Jugend- zum Cheftrainer der Profis gezeigt.

Doch Preetz stand enorm unter Druck in jenem Februar vor vier Jahren, einen drohenden dritten Abstieg von Hertha BSC unter seiner Regie hätte er sportlich nicht überlebt. Also musste Dárdai ran - auch gegen dessen ursprünglichen Willen.

"Am nächsten Morgen habe ich die Kinder in die Schule gebracht, und dann komme ich nach Hause und der Manager saß schon da", erinnerte sich Dárdai im Interview mit der "Berliner Zeitung": "Es gab Kaffee mit Monika, und dann hat er gesagt, du machst das jetzt, Schluss, basta."

Es war eine der besten Entscheidungen von Preetz als Sport-Geschäftsführer der Hertha. Gemeinsam rettete das Duo den Klub zuerst vor dem Abstieg und formte es in den Jahren danach zu einem Europacup-Aspiranten. Dabei sind Preetz und Dárdai längst nicht immer einer Meinung, aber diese Reibung erzeugt bei Hertha tatsächlich Energie.

"Wir haben uns nicht geküsst"

"Meiner Meinung nach braucht es so etwas auch, gerade bei einer so langen Zusammenarbeit", sagte Preetz dem "kicker": "Für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit lohnt es sich, auch mal zu streiten."

Schon als aktive Spieler war das Verhältnis von Preetz (seit 1996 bei Hertha) und Dárdai (1997) eher von Respekt als von Freundschaft geprägt. "Wir gehen nicht ständig zusammen essen oder feiern, wir grillen nicht jedes Wochenende bei mir oder bei ihm. Es gibt eine gute Atmosphäre zwischen uns, eine ehrliche Moral, es funktioniert gut", meint Dárdai.

So gut, dass die "Verhandlung" zwischen den beiden über eine weitere Saison von Dárdai auf dem Cheftrainer-Posten im Dezember "etwa eine Minute" gedauert hat, wie der Ungar verriet: "Unterschrift. Handschlag. Länger dauert ein solches Gespräch nicht. Wir haben uns nicht geküsst, haben wir früher auch nicht gemacht."

Auf dieser professionellen Ebene treffen Preetz und Dárdai viele richtige Entscheidungen. Die jüngsten Transfers von Marko Grujic, Javairo Dilrosun, Karim Rekik oder Valentino Lazaro - alles Volltreffer.

Das macht Hertha BSC "ganz besonders"

Doch noch wichtiger für die Entwicklung des Klubs ist der Fokus auf den eigenen Nachwuchs. Dárdai, der schon als Jugendcoach Talente wie Arne Maier, Sohn Palko Dárdai oder Linksaußen Dennis Jastrzembski gefördert hatte, baut die Youngster behutsam auf. Und Preetz bindet die begehrten Talente mit langfristigen Verträgen.

Irgendwann, wenn aus den Talenten Stars und Identifikationsfiguren für die Fans geworden sind, will auch das Duo Preetz/Dárdai die Früchte für ihre Aufbauarbeit ernten.

Dafür suchen beide gerne auch die Konfrontation - zum Wohle des Klubs. "Dass wir zwei Menschen an der Spitze des Vereins haben, die fast ihr ganzes Leben lang zusammen bei Hertha sind", sagte Preetz, "das macht das Ganze besonders."