13.02.2019 08:32 Uhr

So hart trifft der Ausfall von Marco Reus den BVB

Marco Reus fehlt dem BVB in der Champions League
Marco Reus fehlt dem BVB in der Champions League

Marco Reus spielt bei Borussia Dortmund die Saison seines Lebens. Umso schwerer trifft den BVB sein Ausfall im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals bei Tottenham Hotspur (ab 21:00 Uhr im Live-Ticker). Können die Schwarzgelben den Ausfall des Bundesliga-Topscorers überhaupt kompensieren?

Egal auf welcher Offensivposition die Nummer 11 des BVB in dieser Saison zum Einsatz kam: Marco Reus lieferte ab, war gleich mehrfach der viel zitierte Unterschiedsspieler für die Dortmunder.

Schon zweimal wurde der 29-Jährige in der laufenden Spielzeit als Bundesliga-Spieler des Monats ausgezeichnet. In 27 Pflichtspielen gelangen ihm bereits 17 Tore sowie elf Assists - Ligabestwert. Nie zuvor in seiner Karriere brachte es der Nationalspieler auf eine derart starke Quote. 

Reus spielte in dieser Saison überwiegend auf der Zehnerposition, hinter der einzigen Sturmspitze, die beim BVB entweder Mario Götze, Paco Alcácer oder Maximilian Philipp heißt. Reus' Qualitäten kommen dort am besten zur Geltung.

Protegiert von Trainer Lucien Favre, beide kennen sich noch aus alten Gladbacher Zeiten, glänzt Reus als Spielgestalter, finaler Passgeber und Vollstrecker in Personalunion. Er bewegt sich im gegnerischen Spieldrittel äußert intelligent, trifft beim vorletzten oder letzten Pass und beim Torabschluss sehr viele richtige Entscheidungen.

Marco Reus beim BVB lauffreudig wie nie

In den letzten Wochen war zwar der Eindruck entstanden, dem Publikumsliebling fehle es im Abschluss bisweilen an Kaltschnäuzigkeit. Zu viele klare Torgelegenheiten ließ Reus in der Bundesliga beispielsweise gegen Hannover 96 liegen.

Die nackten Zahlen sprechen aber für den gebürtigen Dortmunder. Für seine 13 Bundesliga-Tore benötigte Reus lediglich 57 Schüsse - satte 21 Versuche weniger als Star-Stürmer Robert Lewandowski vom FC Bayern München, der es auf die gleiche Anzahl an Treffern bringt.

Seine starken Werte in Sachen Laufleistung und Einsatzwille zeichnen Reus ebenfalls aus. Mit 1487 intensiven Läufen führt der Kreativspieler diese Statistik mannschaftsintern an - noch vor Flügelflitzer Jadon Sancho (1328). 

Ähnlich sieht es in der Sprint-Statistik aus, in der Reus ligaweit auf dem vierten Platz liegt. So lauffreudig war er in seinen inzwischen knapp sieben Jahren beim BVB noch nie.

Lucien Favre lobt Marco Reus: "Spürt Fußball, spielintelligent, fantastisch"

Kein Wunder, dass es angesprochen auf Reus für Favre-Verhältnisse nur so aus dem Cheftrainer heraussprudelt: "Er war immer schon sensationell, er spürt Fußball, er ist spielintelligent. Er ist fantastisch", lobte der Schweizer seinen Spielführer, der inzwischen wie selbstverständlich auch als verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz agiert.

Noch euphorischer äußerte sich Mitspieler Jadon Sancho gegenüber "ESPN" über sein "großes Vorbild", das bereits in der Jugend für den BVB auflief: "Ich schaue zu ihm hoch. Es ist verrückt, dass ich jetzt mit ihm zusammenspiele. Er ist ein so großer Spieler."

Wenn es um Offensivdrang, Torgefahr, Kreativität und eine gewisse Leichtigkeit geht, ist Reus aktuell das Nonplusultra im deutschen Fußball-Oberhaus. Er steht außerdem für die hohe Kunst, das so wichtige 1:0 für seine Mannschaft zu erzielen. 2018/2019 gelang ihm das immerhin schon dreimal, so oft wie keinem anderen Spieler des BVB.

Wer ersetzt Marco Reus gegen Tottenham Hotspur?

Besonders in den großen Spielen ist auf den Kapitän der Borussia zumeist Verlass. Er gehört zum erlauchten Kreis an Spielern, denen gegen Rekordmeister FC Bayern mindestens zehn Tore gelangen.

Auf europäischer Ebene hat es Reus besonders Real Madrid angetan, gegen das er in bislang vier Treffer in sieben Spielen erzielte.

Diese Qualitäten eins zu eins zu ersetzen, wird für den BVB beim schwierigen Auswärtsspiel gegen die Spurs kaum möglich sein. Das Gesamtpaket, welches Reus in seiner zuletzt gezeigten Form anbietet, sucht im Kader der Borussia, ja womöglich sogar im europäischen Fußball seinesgleichen. 

Philipp, der Reus bei seinen beiden bisherigen Ausfällen in der Bundesliga vertrat, fehlt es noch an der Spielfreude und der Geradlinigkeit, mit der sein Kapitän in der Offensivzentrale herausragt.

Was die fehlende Präsenz von Reus als Führungsfigur angeht, werden vor allem die Mittelfeld-Strategen Axel Witsel und Thomas Delaney gefordert sein. 

Für den BVB wird es nur über die mannschaftliche Geschlossenheit gehen, Marco Reus, den Unersetzbaren, in Wembley zumindest für 90 Minuten vergessen zu machen.

Mats-Yannick Roth