15.02.2019 12:19 Uhr

Heidenheim: Vom Mauerblümchen zum sexy Geheimfavoriten

Der 1. FC Heidenheim mischt die Liga auf
Der 1. FC Heidenheim mischt die Liga auf

Provinzklub, Pokalschreck, Team der Stunde: Der 1. FC Heidenheim ist zurzeit in aller Munde. Am Samstag will die Mannschaft von Erfolgscoach Frank Schmidt den Tabellenführer Hamburger SV stürzen - und damit den nächsten Schritt in Richtung Bundesliga machen.

Heidenheim an der Brenz hat fünf Kirchen, sechs Grundschulen, eine Sternwarte und sogar ein Schloss. Auf ihr Wahrzeichen sind sie in der schwäbischen Provinz besonders stolz. Und natürlich auf ihre Fußballer. Die Zweitliga-Kicker aus dem malerischen 50.000-Einwohner-Städtchen in Baden-Württemberg mischen zurzeit den deutschen Fußball auf.

"Es ist der Hammer, was gerade passiert", sagte Stürmer Robert Glatzel im "kicker"-Interview über den großen Hype um das kleine Heidenheim. Dank der Großtaten im Pokal und des Höhenflugs in der Liga ist das Mauerblümchen des deutschen Profifußballs plötzlich sexy.

Am Samstag (13:00 Uhr) will die Mannschaft von Erfolgscoach Frank Schmidt den Tabellenführer Hamburger SV stürzen - und damit den nächsten Schritt in Richtung Bundesliga machen. "Unser enges Stadion wird ein kleiner Hexenkessel sein", sagte Schmidt der "Bild"-Zeitung und schwärmte von "englischer Fußball-Atmosphäre. Unser Anspruch zu Hause ist, die Punkte dort zu behalten".

Heidenheim hat Wumms. Das Selbstvertrauen ist groß beim besten Rückrundenteam (drei Siege, ein Remis) der 2. Liga. Sieben Ligaspiele in Serie ohne Niederlage bedeuten Vereinsrekord. Mit dem Einzug ins Pokal-Viertelfinale, in dem es am 3. April zum FC Bayern geht, schafften die Blau-Rot-Weißen in der vergangenen Woche den größten Erfolg der Klubgeschichte.

Heidenheim bleibt trotz Höhenflug bescheiden

Als Spitzenteam sieht sich der Zweitliga-Vierte, der bundesweit über gerade einmal zehn offizielle Fanklubs (zum Vergleich: der HSV hat mehr als 1000) verfügt, aber nicht. "Wenn wir uns nun als Spitzenteam bezeichnen würden, fliegt uns das um die Ohren. Wir bleiben unserer Linie treu", sagte Top-Torjäger Glatzel (10 Tore in 13 Einsätzen).

Diese Linie ist vor allem vom unaufgeregten Wirken des Trainers Schmidt geprägt. Seit 2007 betreut der gebürtige Heidenheimer den Klub, führte ihn aus der fünften Liga nach oben. Schmidt verlor dabei nie die Ruhe, auch nicht, als Heidenheim sich in der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag vor dem Abstieg rettete.

"Wir sind nach der letzten schweren Saison nicht zur Tagesordnung übergegangen. Die Defensive stand ab dann mehr im Fokus", erklärt Schmidt das Erfolgsgeheimnis der letzten Monate: "Bei uns herrscht die Einstellung, dass wir mit Glauben und Begeisterung gegen jedes Team bestehen können."

Heidenheim "mit das Schwerste, was es in der 2. Liga gibt"

Bemerkenswert am Heidenheimer Weg: Alle Spieler im Kader um Dauerbrenner Marc Schnatterer sprechen deutsch als Muttersprache, bis auf den österreichischen Angreifer Nikola Dovedan sind auch alle Akteure deutsche Staatsbürger.

HSV-Coach Hannes Wolf hat jedenfalls eine Menge Respekt vor dem Emporkömmling. Der 37-Jährige hält Heidenheim für "mit das Schwerste, was es aktuell in der 2. Liga gibt". Das wollen Schmidt und sein Team auch am Samstag unter Beweis stellen.