17.02.2019 14:07 Uhr

Ziege fürchtet weitere Abwehr-Patzer gegen Liverpool

Christian Ziege äußerte sich zur Situation beim FC Bayern
Christian Ziege äußerte sich zur Situation beim FC Bayern

Ex-Nationalspieler Christian Ziege hat sich mit Zurückhaltung über die Chancen des FC Bayern München in der Champions League geäußert. 

Bei "Sky" sprach der einstige England-Legionär und Bayern-Profi über das Hinspiel des Achtelfinales in der Königsklasse, in der er die Liverpooler von Teammanager Jürgen Klopp als leichten Favoriten ansieht.

"Bayern München hat in der Defensivarbeit keine Konstanz, sie haben richtig Probleme. Gegentore fallen viel zu einfach. Nach zwölf Sekunden von Augsburg so ausgespielt zu werden, ist viel zu einfach. Wenn du das auf diesem Niveau mit Liverpool machst, mit den Spielern, die da kommen, hast du ein böses Erwachen am Dienstag. Denn eins ist klar, das wird ein Feuerwerk. Vor allem bei der Qualität der Spieler, die dort auf dem Platz stehen, darf so etwas nicht passieren", stellte der Europameister von 1996 fest.

Die weiteren Aussagen der Gäste bei "Wontorra - der Fußball-Talk" bei "Sky":

Christian Ziege über...

... über die Situation beim BVB: "Den Dortmundern haben in Tottenham entscheidende Spieler gefehlt. Das Umfeld ist so gut. Sie haben einen hervorragenden Trainer und sie verlieren nicht die Nerven."

... zum "Friseurgate" beim BVB: "Ich wäre als Trainer froh, wenn meine Spieler sich am Abend vorher die Haare machen lassen statt - wie früher - bis drei Uhr nachts an der Bar sitzen und besoffen ins Bett gehen. Es ist nunmal die Zeit. Bei uns war alles anders. Sie sind in den sozialen Netzwerken unterwegs und sie posten. Damit müssen wir Alte einfach umgehen. Wenn man mir jetzt erzählt, dass das der entscheidende Punkt ist, dass einer bei der Flanke nicht beim Mann ist, weil er am Abend vorher beim Friseur war, dann Hut ab."

... über die Situation beim VfB Stuttgart und Thomas Hitzlsperger als neuen Sportvorstand: "Weder Mario Gomez noch Christian Gentner machen Theater, wenn sie nicht auf dem Platz sind, sondern sie unterstützen die Mannschaft. Das zeigt, dass in der Mannschaft alles funktioniert und sich keiner über die Mannschaft stellt. Das größte Problem in Stuttgart ist die Unruhe um die Mannschaft in den letzten Wochen, Monaten und Jahren. Das ist einfach eine Katastrophe. Wenn du in einem Verein nicht in eine Richtung marschierst und die Leute immer wieder getauscht werden, kannst du nicht erfolgreich sein. Du holst Tayfun Korkut, der macht es super, spielt eine überragende Rückrunde und dann jagst du ihn nach kurzer Zeit wieder zum Teufel - und es hat sich nichts verändert. Thomas Hitzlsperger ist genau der richtige Mann, um endlich Konstanz und Ruhe in den Verein zu bringen. Ich finde super positiv, dass er sagt, ich brauche noch jemanden an meiner Seite."

... über fehlende Konstanz in der Ausrichtung: "In Stuttgart und beim Hamburger SV holst du einen neuen Sportdirektor, der hat eine neue Idee. Du holst einen neuen Trainer, der will andere Spieler einsetzen. So geht es immer hin und her. Als Mannschaft bist du mittendrin. Es wird ständig an irgendetwas herumgeschraubt. Es kann nicht sein, dass immer jemand Neues kommt und alles auf den Kopf stellt."

... über den Videobeweis: "Der Videobeweis macht den Fußball gerechter - keine Frage. Aber die Emotionalität geht verloren, wenn du ein Tor schießt und über 30 Meter rennst, dich mit den Fans freust, im Spielerhaufen liegst und dann kommt einer und sagt, war kein Tor."

... über den Abgang von Naldo von Schalke 04 im Winter: "Ein Punkt für mich, den ich überhaupt nicht verstanden habe, ist, dass man vor der Saison über Naldo gesprochen hat, als wäre er der wichtigste Spieler, den sie haben. In der Vizemeistersaison hat er viele wichtige Tore geschossen, er war der Rückhalt der Mannschaft und der absolute Leader auf dem Platz. Sie verlängern mit ihm und dann spielt er plötzlich keine Rolle mehr. Das ergibt für mich keinen Sinn."

Hansi Müller (Europameister 1980, ehemaliges Aufsichtsratsmitglied VfB Stuttgart) ...

... über die Situation bei Borussia Dortmund: "Dortmund hat in den vergangenen Spielen die Unbekümmertheit, die sie stark gemacht hat, verloren. Einmal, weil sie speziell in der Abwehr ein paar Defizite haben, aber weil sie auch merken, in München ist ein Lauf im Gange und die Bayern haben richtig Fahrt aufgenommen. Es ist eine Kombination aus diesen beiden Faktoren. Das könnte schon noch eine Gefahr werden, obwohl ich dabei bleibe, dass Dortmund es in dieser Saison packt."

... zur Niederlage des VfB Stuttgart gegen RB Leipzig: "Gestern war wenigstens etwas drin. Sie haben zwar 1:3 verloren, aber es war etwas möglich. Das ist ein Fortschritt. Die vergangenen Spiele habe ich sehr gelitten, weil die Mannschaft einfach kein Feuer hatte. Gestern hat sie angedeutet, dass sie es eigentlich kann, nur die Leipziger waren zu stark. In Düsseldorf vor einer Woche, wo sie 0:3 verloren haben, hättest du mit der Einstellung und dem Auftritt mit Sicherheit etwas geholt."

... zur Situation beim VfB Stuttgart: "Stichwort Alibi. Diese ganzen Wechsel in der Führungsetage spielen diesen Spielern in die Karten, weil sie sich dahinter verstecken können. Leute wie Pablo Maffeo, der jetzt gar nicht im Kader ist, holt man für so viel Geld, unterschreibt einen Fünfjahresvertrag und Markus Weinzierl sagt im Trainingslager, den kann ich nicht brauchen. Da legt er sich mit Reschke an, der sagt, er hat ihn geholt, der muss dabei sein. Also haben die schon einen Zwist, das bekommt die Mannschaft mit."

... über die Kaderplanung beim VfB Stuttgart: "Michael Reschke hat Ozan Kabak mit 18 Jahren aus Istanbul für elf, zwölf Millionen Ablöse geholt. Was ist das für eine Ansage an meine jungen Spieler? Die U19 von Stuttgart steht auf dem ersten Platz - auch dank der Arbeit von Thomas Hitzlsperger. Dann muss der Kabak auch noch spielen und dann kommt es dazu, dass Benjamin Pavard, der Weltmeister ist, gar nicht mehr auf seiner Lieblingsposition spielen kann, sondern nach rechts rutschen muss."

... über den Videobeweis: "Man muss aufpassen, dass man den Fußball mit dem Videobeweis nicht beschädigt."

"Sky"-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ...

... über die mögliche Aufstellung von Bayern München gegen den FC Liverpool: "Ich würde auf das Duo Mats Hummels und Jérôme Boateng setzen, weil Erfahrung gefragt ist. Bayern München hat eigentlich jetzt ein Luxusproblem: Drei deutsche Nationalspieler in der Innenverteidigung und der Trainer muss sich zwei aussuchen, aber alle drei waren nicht souverän in den vergangenen Wochen und Monaten. Davor ist für mich die wichtigste Position: Javi Martinez auf der Nummer sechs. Er ist spielerisch nicht so stark wie Thiago oder James, aber einer dieser beiden spielerisch starken Mittelfeldspieler wird für ihn weichen müssen. James würde bei mir auf der Strecke bleiben."

... zur Leistung des VfB Stuttgart gegen RB Leipzig: "Es war vielleicht ein Aufbäumen der Mannschaft nach der Entlassung von Michael Reschke, denn auch durch ihn war eine schlechte Stimmung in der Mannschaft. Die Mannschaft wollte wahrscheinlich zeigen, dass es ohne ihn besser geht. Die Leistung auf dem Platz war besser als in den vergangenen Wochen, aber trotzdem haben sie wieder keine Punkte geholt. Das sind nicht die Ansprüche, die der VfB Stuttgart unter all diesen hervorragenden Voraussetzungen haben darf. Der VfB gehört auf einen einstelligen Tabellenplatz. Aber es ist so viel falsch gelaufen, deswegen ist man da, wo man es sich vor der Saison nicht hätte vorstellen können."

... über einen möglichen Trainerwechsel in Stuttgart: "Markus Weinzierl kennt die Gesetze im Fußball und die Punkte sprechen nicht für ihn, aber gestern hat die Mentalität gestimmt. Sein Trainerstuhl wackelt gewaltig, ob er kippt wird sich wahrscheinlich nächste Woche in Bremen entscheiden."

... über die Kaderplanung beim VfB Stuttgart: "Ich war ein Fan von Stuttgart vor zwei Jahren, als sie mit jungen, dynamischen, hungrigen Spielern aufgestiegen sind. Sechs Monate Wolf, acht Monate Korkut, jetzt vier Monate Weinzierl: Jeder Trainer hatte eine andere Vorstellung von Fußball. Wie sollen die Spieler wissen, was sie überhaupt machen sollen? Der eine Trainer baut auf mich, der andere Trainer setzt mich auf die Tribüne. Keiner hat da eine Sicherheit. Das ist das große Problem beim VfB Stuttgart. Sie haben auf Ex-Nationalspieler gesetzt, die vor Jahren auf dem höchsten Niveau gespielt haben, aber jetzt nicht mehr spielen. Sie sind auf dem absteigenden Ast, weil man weiß, dass sie aufgrund der Altersstruktur nicht mehr besser werden. Die jungen Spieler, die sich den Arsch aufgerissen haben, wurden wieder in die zweite Reihe zurückgestellt."

... über Schalke 04: "Schalke 04 hat sein Gesicht verloren, das es über Jahre ausgezeichnet hat. Zurzeit sind Spieler da, die ganz sicher ihre individuelle Klasse haben, aber es steht keine Mannschaft auf dem Platz. Sie haben große Klasse verloren, wenig Klasse mit viel Geld geholt. Sie haben Mentalitätsprobleme, viele Spieler kennen die Bundesliga und diesen Verein Schalke 04 nicht. Sportvorstand Christian Heidel lag bei einigen Transfers daneben. Er ist ein bisschen Alleinherrscher. Schalke 04 ist eigentlich ein Spiegelbild von Stuttgart."