22.02.2019 08:11 Uhr

Zieler verunsichert, Pavard überspielt, Castro unsichtbar

Der VfB Stuttgart steckt im Tabellenkeller fest
Der VfB Stuttgart steckt im Tabellenkeller fest

Vor dem Auswärtsspiel in Bremen (ab 20:30 Uhr) schrillen beim abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart die Alarmglocken. Der halbe Kader steckt im Formtief, darunter viele Führungsspieler.

Leidtragender der Situation ist Trainer Markus Weinzierl, der im Falle einer Niederlage gegen Werder wohl seinen Posten räumen muss.

Seit der 44-Jährige im Amt ist, gewann der VfB nur drei Partien. Weinzierls niederschmetternde Bilanz: 15 Spiele, zehn Punkte, 12:37 Tore.

Hoffnung auf Besserung ist kaum vorhanden. Im Gegenteil: Die Form vieler (überwiegend gestandener) Profis nährt die Angst vor dem zweiten Abstieg nach 2016. Die schwäbischen Sorgenkinder in der Übersicht:

  • Ron-Robert Zieler (30, Tor)

Der ehemalige Nationalkeeper ist auf seiner Position konkurrenzlos. Sonderlich gut tut ihm das nicht: Zieler zählt laut Statistik zu den schwächsten Schlussmännern der deutschen Eliteklasse.

Nur 71 von 117 Schüssen auf seinen Kasten wehrte der 30-Jährige ab, das entspricht einer desaströsen Quote von 60,7%. Ligaweit sind nur Manuel Neuer (FC Bayern München) und Fabian Bredlow (1. FC Nürnberg) schlechter.

Gewohntes Bild: Ron-Robert Zieler muss einen Ball aus dem Netz fischen
Gewohntes Bild: Ron-Robert Zieler muss einen Ball aus dem Netz fischen

Viel schlimmer ist aber, dass Zieler trotz seiner immensen Erfahrung bislang kaum als Rückhalt taugte. Zu oft trug der frühere Hannoveraner mit kleinen Patzern zur allgemeinen Verunsicherung bei.

Obwohl sein Status beim VfB vorerst nicht in Gefahr ist, steigt der Druck für Zieler mit jedem Spiel. Denn eine Nummer eins sollte eigentlich mehr Punkte retten als kosten.

  • Benjamin Pavard (22, Abwehr)

Seit der WM steckt der Franzose im Dauertief. Im Vorjahr noch Erfolgsgarant, wirkt der 22-Jährige schon länger überspielt und fahrig.

Auch das Ende der Posse um seinen Transfer zum FC Bayern hat Pavard bisher nicht beflügelt. Der Weltmeister schlägt sich weiter mit mentalen Blockaden herum, die ihn auf dem Platz zum Risikofaktor machen.

Ständig wechselnde Spielsysteme haben ihr Übriges getan. In seiner derzeitigen Verfassung verleiht Pavard der ohnehin wackeligen Hintermannschaft keine Stabilität. Eine traurige Entwicklung.

  • Holger Badstuber (29, Abwehr)

Während Pavard zumindest regelmäßig zum Einsatz kommt, ist Ex-Nationalspieler Badstuber in Stuttgart nur noch zweite Wahl. Auf seinen ersten Einsatz in der Rückrunde wartet der Verteidiger noch.

Im Winter war bereits über einen vorzeitigen Abschied des langjährigen Münchners spekuliert worden. Der mittlerweile geschasste Sportvorstand Michael Reschke hatte entsprechende Gerüchte via "Bild" befeuert: "Sollten Holger und sein Berater in der aktuellen Transferzeit auf uns zukommen, werden wir Gesprächsbereitschaft zeigen."

Das Ende vom Lied: Alle Wechseloptionen zerschlugen sich, Badstuber musste bleiben und sitzt sich seither den Hintern auf der Ersatzbank wund - als einer der Top-Verdiener im VfB-Kader (rund drei Millionen Euro p.a.).

  • Santiago Ascacíbar (21, Mittelfeld)

Der Argentinier ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Vom aggressiven Lückenstopfer der Vorsaison fehlt jede Spur. Zuletzt fiel der viermalige Nationalspieler nur noch durch verlorene Zweikämpfe und überharte Fouls auf.

Freilich sollten einem 21 Jahre alten Jungprofi wie Ascacíbar Schwächephasen zugestanden werden. Problem: Sein starkes Debütjahr im Trikot mit dem Brustring hat die Erwartungshaltung im Umfeld in die Höhe geschraubt.

Fakt ist: Ascacíbar lechzt nach einer Schaffenspause, nur mangelt es dem Team an gleichwertigen Alternativen. Ähnlich wie im Fall Pavard wird der Südamerikaner wohl noch eine Weile die Zähne zusammenbeißen müssen.

  • Gonzalo Castro (31, Mittelfeld)

Als Führungsspieler eingeplant, enttäuscht der Sommerneuzugang auf ganzer Linie. Die so dringend benötigten Kreativ-Impulse des Mittelfeldmannes, der in Leverkusen und Dortmund einst als intelligenter Aufbauspieler gefiel, fehlen beim VfB komplett.

Castro hat weder unter Tayfun Korkut, noch unter dessen Nachfolger Markus Weinzierl nachhaltig Eindruck hinterlassen. Immer wieder taucht der Routinier ab, produziert einfache Ballverluste oder kommt im Zweikampf den entscheidenden Schritt zu spät.

Ob der Allrounder über die Saison hinaus eine Zukunft im Ländle hat, scheint aktuell mehr als fraglich.

  • Christian Gentner (33, Mittelfeld)

In puncto Mentalität ist dem Stuttgarter Kapitän überhaupt nichts vorzuwerfen. Gentner geht stets mit gutem Beispiel voran, stellt sich in den Dienst der Mannschaft und hält im wahrsten Sinne des Wortes die Knochen hin.

Alles im Lot also? Mitnichten. Im Heimspiel gegen RB Leipzig (1:3) saß der 33-Jährige vollkommen überraschend auf der Bank und musste mit ansehen, wie seine Teamkollegen ohne ihn die beste Leistung seit langem ablieferten.

Selbst wenn er gegen Werder in die Startelf zurückkehren sollte, ist Gentner rein sportlich gesehen nicht mehr unantastbar. Der zweifache deutsche Meister hat - auch altersbedingt - massiv an Tempo und Torgefahr eingebüßt. Durchaus denkbar, dass er künftig häufiger mit der Jokerrolle vorliebnehmen muss.

  • Mario Gomez (33, Sturm)

Mit fünf Saisontreffern ist Altmeister Gomez immer noch bester Torjäger der Schwaben. Das verrät viel über den Zustand der VfB-Offensive. Obwohl der 33-Jährige dauernd in der Luft hängt, gibt es keinen Angreifer im Aufgebot, der ihm Konkurrenz macht.

Bezeichnend sein Auftritt im Südwest-Derby gegen den SC Freiburg, als Joker Gomez binnen vier Minuten mit Gelb-Rot vom Platz flog und seiner Mannschaft so einen Bärendienst erwies. Darüber hinaus wartet der Angreifer seit Mitte Dezember auf ein Tor. Ob die Durststrecke in Bremen endet? Zweifel bleiben.