23.02.2019 21:34 Uhr

FC Bayern bei Arbeitssieg wie "ein gutes Pferd"

Der FC Bayern mühte sich zum Sieg gegen Hertha BSC
Der FC Bayern mühte sich zum Sieg gegen Hertha BSC

Bayern München hält den Druck auf Borussia Dortmund hoch und feiert Matchwinner Javi Martínez. Doch Pechvogel Kingsley Coman macht mal wieder Sorgen.

Javi Martínez sah nicht aus wie ein Held. Müde und abgekämpft schlurfte der Matchwinner von Bayern München nach dem 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen Hertha BSC dem Sonderurlaub entgegen, kurz darauf humpelte Kingsley Coman mit traurigem Blick hinterher.

Der deutsche Rekordmeister mag zwar vorübergehend mit Tabellenführer Borussia Dortmund gleichgezogen sein, doch große Freude darüber war nicht zu spüren.

Das lag zum einen an der spielerisch äußerst dürftigen Darbietung der Münchner, die nur dank Martínez' Kopfballtreffer (62.) nach einer James-Ecke und gütiger Unterstützung von Berlins Torwart Rune Jarstein zum wichtigen Dreier gekommen waren.

Zum anderen macht der ewige Pechvogel Coman wieder einmal Sorgen: Nur neun Minuten nach seiner Einwechslung hatte der Flügelflitzer den Platz wieder verlassen müssen (67.) - am Abend kam die ernüchternde Diagnose: Muskelfaserriss im linken Oberschenkel. Coman ist vorerst wieder einmal zum Zuschauen verdammt.

Bayern-Trainer Niko Kovac hatte zunächst noch gehofft, dass "nicht allzu viel" passiert sei, doch dieser Wunsch blieb unerfüllt. Viel zu oft hat der junge Franzose in dieser Saison schon zuschauen müssen, "er fehlt uns sehr", sagte Kovac, "er hat in den letzten Wochen viel geleistet".

Ob Coman bis zum Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Liverpool am 13. März fit wird, ist fraglich.

Die Alte Dame entpuppt sich als "Nervensäge"

Von einem Erfolg gegen die Elf von Jürgen Klopp hängt nicht weniger ab als die Beurteilung der gesamten Münchner Saison. Und da kann es den Verantwortlichen nicht gefallen, dass die Bayern aktuell große Probleme im Angriff haben - auch mit Coman.

"Das war offensiv zu wenig von uns", klagte Stürmer Robert Lewandowski, "wir waren zu wenig kreativ in der Mitte." Herthas Verteidiger Niklas Stark lästerte: "Ich habe schon gegen bessere Bayern gespielt."

Kovac hatte mit seinen Wechseln versucht gegenzusteuern, ein echter Offensivplan aber war wie in Liverpool (0:0) nicht zu erkennen. Spielerische Brillanz sei "nach der anstrengenden Woche" auch nicht zu erwarten gewesen, behauptete Sportdirektor Hasan Salihamidzic, "ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss".

Und: Die aggressiv anlaufende "Nervensäge" Hertha hatte die Latte auch recht hoch gelegt.

Martínez als "Spieler der Woche"

Kovac war mit dem Arbeitssieg daher "im Großen und Ganzen sehr zufrieden" und gab den Spielern spontan bis Dienstag frei, "damit sie sich mit ihren Familien beschäftigen". Am Sonntag wollte er selbst auf der heimischen Couch dem BVB gegen Leverkusen zuschauen.

Ob Dortmund jetzt nervös werde? "Das ist mir ehrlich gesagt egal", sagte Kovac, und Salihamidzic beteuerte: "Die Tabelle interessiert mich nicht, es kann noch viel passieren."

Viel lieber lobten alle Martínez, der schon in Liverpool überragt hatte. "Er ist der Spieler der Woche", sagte Salihamidzic, "ein Supertyp und positiver Junge." Kovac packte in sein Lob allerdings auch einen kleinen Tadel: "Wenn er vor der Abwehr steht, wo ich ihn erwarte und mir wünsche, ist er der Sechser, den wir brauchen."

Die tapferen Berliner haderten mit der laut Trainer Pál Dárdai "unverdienten" Niederlage - und der Roten Karte gegen Karim Rekik (84.). "Kein Rot, vielleicht ein helles Rot", sagte Dárdai über Rekiks Rempler gegen Lewandowski. Hertha-Manager Michael Preetz schimpfte: "Das war völlig überzogen und im Leben keine Rote Karte."