04.04.2020 20:26 Uhr

Als Grafite die Bayern-Stars zu Slalomstangen machte

Grafite (r.) und Edin Dzeko nach dem Treffer zum 5:1
Grafite (r.) und Edin Dzeko nach dem Treffer zum 5:1

Elf Jahre sind ins Land gezogen, seit der damalige Wolfsburger Grafite den deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München vor den Augen einer ganzen Nation im Alleingang blamierte. Ein Rückblick.

Ob Philipp Lahm noch heute mit Schwindelanfällen zu kämpfen hat, ist nicht bekannt. Verwundern würde es nicht: Der langjährige Leistungsträger des FC Bayern gehörte zu den bemitleidenswerten Spielern, die Grafite am 4. April 2009 gegenüberstanden.

Das Duell zwischen dem VfL Wolfsburg und dem Branchenprimus aus München war im Vorfeld als richtungsweisend eingestuft worden. Vor diesem 26. Spieltag hatten sich beide Teams punkt- und torgleich den zweiten Platz hinter Überraschungs-Tabellenführer Hertha BSC geteilt. Jedem war klar: Wer hier gewinnt, setzt ein dickes Ausrufezeichen im Kampf um die Schale.

Für den FC Bayern endet der sonnige Nachmittag am Mittellandkanal in einem Desaster. Mit 5:1 überrollen entfesselte Wölfe das von Jürgen Klinsmann trainierte Starensemble aus dem Süden.

Grafite degradiert die Bayern-Stars zu Slalomstangen

Ein Tor bleibt besonders in Erinnerung: In der 77. Minute wird der Brasilianer Grafite halblinks vor dem gegnerischen Sechzehner angespielt, nimmt Fahrt auf, spielt vier (!) FCB-Verteidiger (Lahm, Christian Lell, Andreas Ottl und Breno) schwindelig und versenkt den Ball schließlich mit der Hacke im Gehäuse der Gäste.

Bis heute hat der Treffer zum 5:1-Endstand einen Platz in den Geschichtsbüchern der Bundesliga sicher. Keiner weiß das besser als Grafite, dessen Geniestreich später zum Tor des Jahres gekürt wird.

"Überall, wo ich bin, werde ich auf dieses Tor angesprochen. Ich glaube, ich habe es im Fernsehen und im Internet eine Million Mal gesehen", erzählt der spätere Torschützenkönig im "Bild"-Interview.

Auch wegen seines epischen Slalomlaufs durch die Bayern-Abwehr genießt Grafite in Wolfsburg immer noch Heldenstatus. Jeder Fan erinnert sich an den Moment, als der Rekordmeister demontiert und die Tabellenführung übernommen wurde. Ein Meilenstein auf dem Weg zur ersten und bis dato einzigen Meisterschaft der Wölfe.

Heiko Lütkehus