21.03.2019 15:49 Uhr

Serie A: Seifenoper um Icardi - "Neuer Lewy" ballert

Icardi steht bei Inter Mailand in der Kritik, Piatek wird bei AC Mailand gefeiert
Icardi steht bei Inter Mailand in der Kritik, Piatek wird bei AC Mailand gefeiert

Altbekanntes Bild in Italien: Juventus Turin führt die Tabelle souverän mit 15 Punkten Vorsprung an und ist auf dem besten Weg den achten Meistertitel in Folge einzuheimsen. Spannung verspricht dagegen der Kampf und die Champions-League-Plätze. Heute im Ligencheck während der Länderspielpause: die Serie A.

Ganze 319 Minuten und 10 Sekunden musste die Fußball-Welt warten, am 4. Spieltag war es endlich so weit: Cristiano Ronaldo erzielte sein erstes Pflichtspieltor nach seinem Wechsel von Real Madrid zu Juventus Turin.

Nach drei torlosen Spielen traf CR7 gegen Sassuolo Calcio gleich zwei Mal. Es folgte eine beeindruckende Serie. In den folgenden Spielen erzielte der Portugiese weitere 17 Treffer und bereitete starke neun Tore vor.

Seitdem konnte sich Ronaldo nur in fünf von 22 weiteren Partien nicht in die Scorerliste eintragen. Schnell überschlug sich die italienische Presse und feierte den Serie-A-Import als "Herrscher", "König", "Siegesmaschine" oder den "Allergrößten".

Dank Ronaldo stellte "CR Juve", wie "Tuttosport" den Traditionsklub aus Turin bezeichnete, mit 53 von 57 Punkten nach 19 Spieltagen einen neuen Serie-A-Rekord auf. Zudem verzeichnete die Alte Dame im Kalenderjahr 2018 eine Ausbeute von 101 Zählern in der heimischen Liga - eine Marke, die auf die Drei-Punkte-Regel umgerechnet nur 70 Jahre zuvor der Stadtrivale Torino Calcio erreicht hatte.

Seit der Ankunft von Ronaldo in Italien stellt Juventus die anderen Serie-A-Klubs noch tiefer in den Schatten als ohnehin schon. Doch ein Blick auf die Verfolger lohnt sich: Im Kampf um Europa ist Höchstspannung garantiert.

Mit sieben Punkten Vorsprung kann der SSC Neapel (60 Punkte) von Ex-Bayern-Coach Carlo Ancelotti langsam für die Königsklasse planen. Dahinter liefern sich die beiden Mailänder Klubs Inter (53) und Milan (51) sowie AS Rom (47) einen heißen Fight. Auch Atalanta (45), Lazio Rom (45), FC Turin (44) und Sampdoria (42) haben bei der Vergabe der internationalen Plätze noch ein Wörtchen mitzureden.

  • Die Überflieger der Serie A: Parma Calcio 1913

Mit dem internationalen Geschäft hat Aufsteiger Parma Calcio 1913 auf Platz zwölf nichts zu tun. Dennoch ist der Serie-A-Rückkehrer definitiv der Überflieger der Saison. Parma Calcio hatte sich 2015 aus dem insolventen FC Parma neu gegründet und in der vierten Liga einen Neuanfang gewagt. Nach drei Aufstiegen in Folge kehrte der Klub zur Saison 2018/19 in die Serie A zurück.

Im italienischen Oberhaus knüpft das Team aus der Universitätsstadt an die Erfolge an und überraschte unter anderem mit einem Remis gegen Juve. Mit 33 Punkten hat Parma eine souveränen Neun-Punkte-Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Von einem Manipulations-Vorwurf und einem drohenden Zwangsabstieg ließ sich das Team von Roberto D'Aversa nicht aus der Ruhe bringen.

  • Die Tiefflieger der Serie A: Chievo Verona

Weniger rund läuft es dagegen bei Chievo Verona. Die Saison der Norditaliener fing bereits desaströs an. Nach drei Spieltag stand Chievo plötzlich mit -2 Punkten da, erst am 12. Spieltag "erreichte" der Klub endlich die Null-Punkte-Marke. Wegen einer Bilanzfälschung hatte der nationale Verband drei Punkte abgezogen.

Schon im Oktober folgte der erste Trainerwechsel. Doch auch Ex-Nationaltrainer Gian Piero Ventura schmiss seinen Job nach nur einem Monat hin. Mit Domenico Di Carlo kehrte ein Coach zurück, der Chievo bereits zwei Mal trainierte. Doch auch unter dem 54-Jährigen stellte sich kein Erfolg ein. 14 Punkte Rückstand aufs rettende Ufer wird der Klub wohl nicht mehr aufholen können.

  • Der Aufsteiger der Serie A: Krzysztof Piatek

Mit 35 Millionen Euro machte AC Mailand Stürmer Krzysztof Piatek zum teuersten Polen aller Zeiten. Diese Investition sollte sich auszahlen. Mit 19 Treffern rangiert der "Neue Lewy", wie er wegen seiner ähnlichen Spielweise zu Bayern-Star Robert Lewandowski in seiner Heimat bezeichnet wird, auf Platz zwei der italienischen Torjägerliste.

Bei Milan malt man sich schon eine große Zukunft für den 23-jährigen Piatek aus. "Die Mailänder scheinen einen neuen Shevchenko gefunden zu haben", kommentierte der "Corriere dello Sport". Der Ukrainer hatte den Klub 2003 zum Champions-League-Titel geführt.

  • Der Absteiger der Serie A: Mauro Icardi

Die Seifenoper um Stürmerstar Mauro Icardi hält Inter Mailand seit Wochen in Atem. Zwischen dem Verein und seinem wertvollsten Spieler herrscht Eiszeit. Seit Mitte Februar muss Inter auf den Argentinier verzichten, die Kapitänsbinde wurde ihm entzogen. Offiziell geht es um eine Knieverletzung.

Der wahre Grund ist allerdings der Streit um eine bislang nicht erfolgte Vertragsverlängerung des 26-Jährigen. Icardis Frau und Managerin Wanda Nara spielt dabei offenbar die Rolle der Unruhestifterin: Sie wird für ständige Wechselgerüchte verantwortlich gemacht.

Die Streik-Strategie soll Inter zeigen, wie unersetzlich Icardi ist. Doch damit zieht der Stürmer wohl nur den Unmut der Bosse und den der Fans auf sich, zumal er damit das Europa-League-Aus gegen Eintracht Frankfurt in Kauf nahm.

Lissy Beckonert