23.03.2019 08:01 Uhr

Showdown in Hannover: Wer streitet warum für was?

Martin Kind ist der Präsident von Hannover 96
Martin Kind ist der Präsident von Hannover 96

Bei Hannover 96 tobt seit langem ein heftiger Richtungsstreit über den künftigen Kurs des Fußball-Bundesligisten.

An diesem Samstag (14:00 Uhr, Swiss Life Arena) soll sich bei einer Mitgliederversammlung entscheiden, wer sich dabei durchsetzt: Die Unterstützer oder die Gegner des langjährigen Klubbosses Martin Kind.

Was passiert bei der Mitgliederversammlung von Hannover 96?

Martin Kind wurde 1997 Präsident des eingetragenen Sportvereins Hannover 96 e.V., möchte in Zukunft aber nur noch Geschäftsführer der von ihm ausgegliederten Profifußball-Gesellschaft Hannover 96 GmbH & Co. KGaA sein. Damit endet am Samstag eine mehr als 20-jährige Ära. Die Mitgliederversammlung wählt einen neuen und aus fünf Personen bestehenden Aufsichtsrat, der danach den neuen Präsidenten einsetzt.

Warum ist diese Mitgliederversammlung so brisant?

Hannover 96 ist tief in zwei Lager gespalten. Und beide Lager haben jeweils fünf Kandidaten für den Aufsichtsrat sowie einen Kandidaten für das Präsidentenamt aufgestellt. Die Pro-Kind-Fraktion betont zwar ihre Unabhängigkeit vom langjährigen Klubboss, möchte seinen Kurs aber im Kern beibehalten: Möglichst große Unabhängigkeit der Profifußball-Gesellschaft vom Mutterverein. Unterstützung des Antrags von Martin Kind, eine Ausnahmegenehmigung von der sogenannten 50+1-Regel zu erhalten. Die Kind-Gegner wollen dagegen so viel Einfluss wie möglich auf die Bundesliga-Fußballer zurückgewinnen. Das heißt vor allem: Keine Abkehr oder Ausnahme von der 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren im deutschen Profifußball begrenzen soll.

Wer gehört zu welchem Lager?

Matthias Herter, Geschäftsführer des Immobiliendienstleisters Meravis, ist der Präsidentschaftskandidat der aktuellen Führung und hat alle 17 Abteilungsleiter des eingetragenen Vereins hinter sich. Die Opposition wünscht sich den langjährigen Fanbeauftragten Sebastian Kramer an der Spitze des Vereins, der aktuell noch im Aufsichtsrat sitzt. Dazu haben beide Lager jeweils einen zugkräftigen Aufsichtsratskandidaten mit glorreicher 96-Vergangenheit nominiert. Für das Pro-Kind-Lager stellt sich Carsten Surmann zur Wahl, der Kapitän der DFB-Pokalsieger-Mannschaft von 1992 war. Für die Opposition tritt unter anderem Carsten Linke an, der zu den Führungsspielern der Bundesliga-Aufstiegsmannschaft von 2002 gehörte.

Wie sieht die genaue Struktur von Hannover 96 aus?

Die Profifußball-Abteilung wurde bereits 1999 als Hannover 96 GmbH & Co. KGaA aus dem Mutterverein ausgegliedert. Sie gehört zu 100 Prozent der Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG, die auch alle Markenrechte des Fußball-Bundesligisten besitzt und vier Anteilseigner hat: Martin Kind als Mehrheitsgesellschafter, dazu Dirk Roßmann, Gregor Baum und Matthias Wilkening.

Faktisch gehört der "Kapitalseite" (Kind) damit die Profifußball-Abteilung schon. Um die 50+1-Regel nicht zu verletzen, gibt es aber noch eine letzte Einflussmöglichkeit des e.V.: Denn die Geschäftsführer der KGaA werden von der Hannover 96 Management GmbH bestimmt, die wiederum zu 100 Prozent dem eingetragenen Verein gehört. Über den 50+1-Antrag möchte Kind nach der KGaA und der Sales & Service GmbH auch die Mehrheit an dieser Gesellschaft übernehmen. Die Opposition wiederum will über die Management GmbH auch weiterhin den Einfluss des Vereins auf die Bundesliga-Mannschaft sicherstellen.

Welches Lager hat die besseren Chancen?

Das hängt davon ab, welches Lager am Samstag mehr Unterstützer mobilisiert. In den vergangenen Monaten beschäftigte diese Auseinandersetzung bereits mehrere Gerichte. Die Opposition versuchte vergeblich, über eine Unterschriftenaktion eine Außerordentliche Mitgliederversammlung zu einem früheren Zeitpunkt durchzusetzen. Dafür zwang sie die Vereinsführung zuletzt auf juristischem Weg dazu, ihr eine Liste aller Mitglieder auszuhändigen. Genutzt hat die Interessengemeinschaft "Pro Verein 1896" diese Daten am Ende doch nicht. Beide Lager wollen nun am Samstag während der Versammlung für ihre Konzepte und Positionen werben.