09.04.2019 12:48 Uhr

Strukturdiskussion: Wohin führt der Weg des "neuen DFB"?

Beim DFB stehen Veränderungen an
Beim DFB stehen Veränderungen an

Die Suche nach einer neuen DFB-Struktur gestaltet sich ebenso schwierig wie die nach geeigneten Präsidentschaftskandidaten. Doch die Zeit drängt.

Die Zukunft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) liegt in einer Baugrube. Zwei kleine Bagger werkelten am Dienstag auf dem Brachland im Frankfurter Stadtteil Niederrad an der millionenteuren Akademie, die bis 2021 fertiggestellt sein soll. Wie der "neue DFB" einmal aussehen wird, lässt sich anhand zweier großer Plakate an der Baustellenzufahrt höchstens erahnen - das gilt sowohl für das Gebäude als auch für den Verband selbst.

Die seit einer Woche auch öffentlich geführte Strukturdebatte verläuft noch überwiegend richtungslos und verliert sich in Details. Einen DFB-Präsidenten wie den zurückgetretenen Reinhard Grindel soll es nicht noch einmal geben, da sind sich alle einig. Darüber hinaus werden aber "Phantomdiskussionen" geführt, sagte Interimspräsident Rainer Koch im "Bayerischen Rundfunk".

Konkret ging es dem 60-Jährigen, der nicht müde wird, die Bedeutung der "25.000 Amateurvereine" zu betonen, um die Ratschläge, dass der Grindel-Nachfolger nicht mehr nur ehrenamtlich arbeiten dürfe. Das sei laut DFB-Satzung schließlich schon längst möglich. Ob der neue DFB-Präsident "haupt- oder nebenberuflich tätig sein wird, liegt am Bewerber".

Seifert und Rauball als Wortführer

Zu den Wortführern der Debatte um das Hauptamt beim weltgrößten Sportfachverband der Welt (7 Millionen Mitglieder) hatten in den vergangenen Tagen vor allem Vertreter des Profifußballs gehört, darunter DFL-Geschäftsführer Christian Seifert sowie Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL) und in dieser Funktion neben Koch Teil der vorübergehenden DFB-Doppelspitze, die so nicht mit einer Stimme spricht.

Die beiden Lager, die Amateure und den Profifußball, auf eine Linie zu bekommen, dürfte das viel größere Problem werden, als den neuen Chef angemessen und im Gegensatz zu Grindel hochoffiziell zu entlohnen. Koch selbst sprach im "BR" von den "ständigen Scharmützeln der letzten Jahre zwischen dem Amateur- und Profifußball".

Auf der einen Seite ist der DFB inzwischen klar ein Wirtschaftsunternehmen. Im Finanzjahr 2017 betrug die Bilanzsumme rund 323 Millionen Euro, die neue Zentrale in Niederrad soll 150 Millionen Euro kosten. Auf der anderen Seite pochen die Amateurvertreter zu Recht auf ihr Mitspracherecht. Ohne die Arbeit an der "Basis", mit der sich Grindel gerne geschmückt hatte, würde es schließlich keinen deutschen Profifußball geben. Es ist eine Gratwanderung.

Doppelspitze als Dauerlösung?

Als wahrscheinlichste Option erscheint deshalb die Umwandlung des derzeitigen, vor allem mit ehrenamtlichen Amateurvertretern besetzten Präsidiums in eine Art Aufsichtsrat, dem dann der DFB-Präsident oder die DFB-Präsidentin vorsteht. Entscheidend wäre, nicht bloß den Namen des Gremiums zu ändern. Auch die Fortführung der Doppelspitze mit jeweils einem Boss für die Amateure und Profis wäre denkbar.

Das von Generalsekretär Friedrich Curtius hauptamtlich geleitete operative Geschäft hatte der DFB bereits vor eineinhalb Jahren grundlegend reformiert und optimiert, eigentlich auch zur Zufriedenheit aller noch Beteiligten. Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff hatte als Hauptverantwortlicher für den sportlichen Bereich erst im Februar verkündet, bestenfalls zeitgleich "zurück an die Weltspitze" kehren und in die strahlende Akademie einziehen zu wollen. Beides sind Projekte, an denen lange gebaut werden muss.