30.04.2019 15:38 Uhr

Check: Welcher Trainer passt zum FC Schalke?

Bruno Labbadia, Dieter Hecking, David Wagner und Domenico Tedesco werden beim FC Schalke gehandelt
Bruno Labbadia, Dieter Hecking, David Wagner und Domenico Tedesco werden beim FC Schalke gehandelt

Nach dem 4:2-Erfolg im Revierderby gegen Borussia Dortmund kann der FC Schalke 04 wohl für eine weitere Saison in der Fußball-Bundesliga planen. Nichtsdestotrotz steht bei den Knappen alles auf dem Prüfstand. Im Sommer wollen die Königsblauen einen Neuanfang - auch an der Seitenlinie. Doch welcher Trainer passt überhaupt zum flatterhaften Traditionsklub aus Gelsenkirchen? 

David Wagner (47, zuletzt Huddersfield Town, seit Januar arbeitslos)

Medienberichten zufolge ist der Deutsch-Amerikaner aussichtsreichster Anwärter auf die Nachfolge von Interimscoach Huub Stevens. Wagner wird seit längerem mit einem Engagement in der Bundesliga in Verbindung gebracht.

Nach "Bild"-Informationen soll sich der Ex-Schalker, der 1997 zum Aufgebot des damaligen UEFA-Cup-Siegers zählte, mit Sportvorstand Jochen Schneider grundsätzlich einig und beim Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies bereits vorstellig geworden sein.

Wagner trainierte von 2011 bis 2015 die U23 von Borussia Dortmund, ehe er nach England zu Huddersfield Town wechselte. Die Terriers führte er nach 45 Jahren sensationell zurück in die Premier League und in der ersten Saison zum Klassenerhalt. Am 14. Januar trat Wagner beim Tabellenletzten jedoch zurück, Huddersfields Abstieg ist längst besiegelt.

David Wagner kehrte Huddersfield im Januar den Rücken
David Wagner kehrte Huddersfield im Januar den Rücken

Was für den 47-Jährigen spricht: Er ist im Sommer verfügbar, spricht Deutsch und gilt darüber hinaus als großer Motivator, der aus einem bunten Spieler-Mix eine schlagkräftige Einheit formen kann. An dieser Aufgabe war Domenico Tedesco auf Schalke zuletzt gescheitert. Klar ist: Wer auch immer den Knappen-Kader übernimmt, wird jede Menge Aufbauarbeit leisten müssen.

Zugleich muss dem Team eine neue taktische Ausrichtung eingeimpft werden. Nicht unbedingt eine Stärke Wagners, der nach Huddersfields Aufstieg zunächst für sein aggressives Gegenpressing gefeiert wurde, im Oberhaus aber zunehmend ratlos wirkte. Bezeichnend: Bis zu seinem Rücktritt ließ er die Terriers in sechs (!) verschiedenen Systemen spielen. Erfolg brachte kein einziges.

Ob der Busenfreund von Jürgen Klopp tatsächlich die passende Taktik für das launische Schalker Ensemble finden könnte, bleibt fraglich. Ein Minuspunkt.

Dieter Hecking (54, aktuell Borussia Mönchengladbach, ab Juli verfügbar)

Jede Menge Bundesliga-Erfahrung würde Kandidat Nummer zwei, Dieter Hecking, mitbringen. Der 54-Jährige ist laut "kicker" ebenfalls im Rennen um den Job auf Schalke. S04-Boss Clemens Tönnies soll in ihm einen möglichen Stabilisator sehen.

In Gladbach muss Hecking seinen Stuhl nach zweieinhalb Jahren räumen. Fohlen-Sportdirektor Max Eberl bezeichnete die Trennung als "strategische Entscheidung".

Dabei hatten beide Seiten erst im Dezember beschlossen, den Kontrakt bis 2020 zu verlängern. Doch nach einer überaus erfolgreichen Hinrunde als Tabellendritter verlief die zweite Halbserie der Borussia nicht mehr nach Wunsch, aktuell ist die Qualifikation für das internationale Geschäft gefährdet. Die Folge: Hecking muss nach der Saison für Marco Rose weichen.

416 Mal stand der Ex-Profi in der höchsten deutschen Spielklasse an der Seitenlinie, im ewigen Ranking belegt er damit Platz elf. Hecking gilt als ausgewiesener Fachmann, der ins Schlingern geratene Mannschaften zurück in die Spur bringen kann.

Sonderlich erfolgreich war der Fußballlehrer in Gladbach zuletzt zwar nicht mehr, als Übergangslösung für ein bis zwei Jahre könnte er aber durchaus taugen.

Bruno Labbadia (53, aktuell VfL Wolfsburg, ab Juli verfügbar)

Ähnlich wie Hecking wird auch Labbadia im Sommer auf den Markt kommen. Trotz einer starken Saison mit dem VfL Wolfsburg verlässt der 53-Jährige die Autostadt. Zu groß waren die Differenzen mit Geschäftsführer Jörg Schmadtke. "Wir arbeiten relativ autark", hatte Labbadia im Januar gesagt.

Nun kommt laut "Bild" der FC Schalke ins Spiel. Dem Blatt zufolge soll die Entscheidung bei den Königsblauen zwischen Wagner, Hecking und Labbadia fallen. In der Schalker Chefetage gebe es allerdings Zweifel am Noch-Wolfsburger. Dort sei der ehemalige Nationalspieler bislang "nicht mehrheitsfähig". Zeitgleich buhlt wohl auch der 1. FC Köln um Labbadia.

Dessen größte Stärke ist wohl die Fähigkeit, jedes Team auf den Punkt topfit zu machen. Seit Labbadia beim VfL das Sagen hat, ist die Laufleistung der Spieler signifikant gestiegen. Viel wichtiger: Seine Schützlinge bewegen sich nicht nur viel, sondern auch clever. So entstehen zwangsläufig Ballgewinne und Kontergelegenheiten. Ebendiese sind ein großes Manko beim FC Schalke, der aktuell die lauffaulste Mannschaft der Bundesliga stellt.

Problem: Längerfristig hatte Labbadia mit seinem Ansatz nirgendwo Erfolg. In Hamburg, Leverkusen und Stuttgart wechselten sich gute Phasen mit unerklärlichen Durststrecken ab. Was Schalke jedoch mehr als alles andere benötigt, ist Konstanz. Die Idealbesetzung wäre Labbadia demnach wohl eher nicht.

Domenico Tedesco (33, zuletzt Schalke 04, seit März arbeitslos)

Überraschend wieder im Gespräch ist der erst im März entlassene Tedesco. Laut "kicker" überlegen Tönnies und Co., den 33-Jährigen, der auf Schalke noch einen bis 2022 gültigen Vertrag besitzt, zurückzuholen. Der Deutsch-Italiener genieße weiterhin höchste Wertschätzung, berichtet das Fachmagazin.

Allzu wahrscheinlich ist ein Comeback des Jung-Trainers freilich nicht. Zu frisch sind die Eindrücke seines Scheiterns, zu viele Profis, an denen Tedesco verzweifelte, werden auch in der kommenden Spielzeit noch für S04 auflaufen. Ohne einen weitreichenden Umbruch im Kader scheint ein Neustart nahezu ausgeschlossen.

Heiko Lütkehus