06.05.2019 11:44 Uhr

Rennen um Platz drei geht in heiße Phase

Sturm Graz hat derzeit die besten Aussichten auf Europa
Sturm Graz hat derzeit die besten Aussichten auf Europa

Nach den seit Sonntag endgültig an Salzburg und den LASK vergebenen ersten beiden Plätzen in der Bundesliga konzentriert sich die Spannung in der sechsköpfigen Meistergruppe auf das Rennen um den begehrten dritten Platz. Es stehen Wochen der Wahrheit mit dem WAC in der Pole Position an.

Als Gewinner der Runde durfte sich vorerst aber Sturm Graz fühlen. Durch einen 1:0-Arbeitssieg in Unterzahl beim direkten Konkurrenten St. Pölten rückten die Steirer bis auf einen Zähler an den WAC (0:3 beim LASK) heran. Die Elf von Trainer Roman Mählich profitierte zudem von einer Niederlage der nun vier Punkte hinter Rang drei liegenden Wiener Austria (1:2 Salzburg).

Der dritte Platz ist in dieser Saison nicht umsonst extrem begehrt. Er bedeutet sportlich die Teilnahme an der Europa League Gruppenphase und wirtschaftliche Mehreinnahmen: In der Saison 2018/19 schüttete die UEFA etwa ein Startgeld von 2,92 Mio. Euro aus. Hinzu kämen die Einnahmen von drei Heimspielen, Prämeingelder sowie Zahlungen nach der Koeffizientenrangliste und aus dem Marktpool.

Dass Sturm im nächsten internationalen Heimspiel noch sein in der Becherwurf-Causa ausgefasstes Geisterspiel abbüßen muss, schmälert die Grazer Ambitionen freilich nicht. Mählich, der im Vorfeld einen schwarz-weißen Sieg im Europa-Rennen prophezeit hatte, wurde für seinen Optimismus am Sonntag nur dem Ergebnis nach bestätigt. Das von Sturm Gebotene ließ nämlich nicht nur Stefan Hierländer grübelnd zurück. "Es gibt selten Spiele, wo man mit so einer Leistung als Sieger vom Platz geht. Ich weiß selbst nicht so genau, wie wir da heute gewonnen haben", sagte Sturms Kapitän.

St. Pölten gelang am Sonntag trotz drückender Überlegenheit nichts Zählbares. "Es hat die letzte Aktion gefehlt. Wir haben heute kein schlechtes Spiel gemacht, aber wir hätten noch drei Stunden weiterspielen können und hätten kein Tor erzielt", sagte Verteidiger Sandro Ingolitsch.

Austria: "Es ist sehr bitter"

Wieder einmal mit leeren Händen stand die Austria da, die im eigenen Stadion trotz 1:0-Führung nur den Statisten für Salzburgs Meisterjubel gab. Im Finish, in dem Salzburg seine zuvor geschonten Offensivwaffen Hannes Wolf, Munas Dabbur und Fredrik Gulbrandsen einwechselte, ließ sich violett die Partie aus der Hand nehmen. "Es ist sehr bitter, dass wir ein Spiel, wo sehr viele schon an den großen Dreier geglaubt haben, noch verlieren", sagte Trainer Robert Ibertsberger.

Seine nunmehr acht Spiele währende Ära, in der drei Unentschieden und ein Sieg gegen St. Pölten zu Buche stehen, bilanzierte Ibertsberger von den Resultaten abgesehen durchaus positiv. "Die Burschen haben schon einiges gelernt und gut umgesetzt", meinte der Salzburger. "Wir haben heute trotz weniger Ballbesitz sehr wenige Torchancen zugelassen, hatten sogar mehr als Salzburg. Wie wir umgeschaltet haben, wie wir für diesen (möglichen) Erfolg gearbeitet haben, war schon sehr groß. Der Mannschaft kann man wenig vorwerfen."

Am kommenden Wochenende gastieren die Veilchen in Graz, ehe vor dem Schlussakt beim LASK noch ein Heimspiel gegen den WAC folgt. "Es waren schon sehr viele Endspiele. Aber die nächsten zwei sind richtige Endspiele, weil jetzt geht es um alles", sagte Ibertsberger. In den 17 Saisonspielen gegen Meistergruppe-Teams haben die Wiener bisher allerdings nur zwei Siege (gegen St. Pölten) eingefahren.

Der WAC denkt zudem nicht daran, den Sonnenplatz zu räumen. "Wir wollen Platz drei nicht mehr hergeben", betonte Kapitän Michael Sollbauer. "Dass wir jetzt um diesen Platz drei zittern müssen, klingt komisch. Wir sind einen Punkt vorne, zittern müssen andere."

Bei den Wolfsbergern wechseln sich derzeit Sieg und Niederlage ab, das 0:3 beim LASK war eine heftige Abfuhr. "Wir waren heute gegen einen bärenstarken LASK chancenlos, haben keinen Zugriff bekommen und sind kaum ins Angriffsdrittel gekommen", analysierte der umworbene WAC-Trainer Christian Ilzer, an dem auch der LASK Interesse haben soll.

Eine Qualifikation fürs internationale Geschäft würde freilich auch Ilzers Verhandlungsposition stärken, der abermals betonte: "Am Ende ist es (weiter, Anm.) unser Ziel, auf dem Stockerl zu stehen." Dabei steht der Jungtrainer auch vor der Herausforderung, die Spekulationen um seine Person von der Mannschaft fernzuhalten. "Es wäre gelogen, wenn das kein Thema wäre", sagte Sollbauer. "Aber wir müssen uns auf Platz drei konzentrieren. Mit dem Drumherum haben wir uns nicht zu befassen." Die "Wölfe" haben den gewinnbringenden Beutezug mit direkten Duellen gegen Austria und Sturm tatsächlich selbst in der Hand.

apa