08.05.2019 19:18 Uhr

Kleine Ligen machen der UEFA die Hölle heiß

UEFA-Präsident Alexander Ceferin muss die Gemüter beruhigen
UEFA-Präsident Alexander Ceferin muss die Gemüter beruhigen

Der Zusammenschluss von 36 europäischen Profiligen hat sich deutlich gegen die von der UEFA und der Klubvereinigung ECA angestoßenen Pläne zur Europacup-Reform ausgesprochen. Es droht ein Machtkampf zwischen Klein und Groß.

Es bahnt sich ein Machtkampf an im europäischen Fußball, die vermeintlichen "Zwerge" proben den Aufstand. Die European Leagues, der Zusammenschluss von 36 Profiligen des Kontinents, hat sich nach einem Treffen in Madrid deutlich gegen die Pläne zur Reform der Europacup-Wettbewerbe ausgesprochen. Der Gegenwind für die Europäische Fußball-Union (UEFA) und für die Klubvereinigung ECA ist heftig. Es droht ein Kampf der kleinen gegen die großen Klubs, der Davids gegen die Goliaths.

"Unsere Vereine wollen keinen Auf- und Abstieg, sie wollen kein pyramidales System, sie wollen keine geschlossenen Ligen", verkündete der Schwede Lars-Christer Olsson, Präsident der European Leagues. Vertreter von 244 Vereinen und nationalen Ligaverbänden hatten sich zwei Tage lang über die angestrebte Europacup-Reform ausgetauscht. Das Ergebnis: "Die große Mehrheit der Klubs ist gegen die Vorschläge des ECA-Präsidenten", so Olsson.

UEFA-Boss beschwichtigt

UEFA-Präsident Alexander Ceferin beschwichtigte nach einem Treffen zwischen den Ligen-Vertretern und dem UEFA-Exekutivkomitee am Mittwoch in Nyon/Schweiz: "Es ist wichtig zu wissen, dass trotz vieler Meldungen in den Medien noch keine Entscheidungen getroffen wurden. Im Moment haben wir nur Ideen und Meinungen." Der Austausch mit allen Beteiligten sei in vollem Gange: "Unser Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die die Veränderungen im Spiel widerspiegelt, die Position der UEFA-Wettbewerbe als die attraktivste und aufregendste der Welt bewahrt und gleichzeitig eine bedeutende Solidaritätsfinanzierung im europäischen Fußball bietet."

ECA-Boss Andrea Agnelli hatte im März Pläne zur Neuordnung des Europapokals bestätigt, die man in Zusammenarbeit mit der verantwortlichen UEFA derzeit ausarbeite. Demnach könnte es ab 2024 eine dreistufige Champions League, inklusive interner Auf- und Abstiegsregelung geben. Die Qualifikation für diese "geschlossene Gesellschaft" würde folglich nicht mehr vorwiegend über die nationalen Ligen erfolgen. Zudem hatte der Chef von Juventus Turin auch Spieltermine am Wochenende nicht ausgeschlossen. Ferner soll künftig in vier Gruppen mit jeweils acht Mannschaften gespielt werden. Derzeit sind es acht Gruppen mit je vier Teams.

Seifert nennt "rote Linie"

Vor allem die Art und Weise, wie über die radikale Reform derzeit beraten und später womöglich entschieden werden soll, stößt den Ligavertretern nun allerdings sauer auf. "Der Prozess muss sich ändern - von bloßer Information hin zu echten Verhandlungen", forderte Olsson: "Wir sind jetzt an einem entscheidenden Punkt, wenn es um die Entwicklung des europäischen Klub-Fußballs geht." Die Forderung der Klub- und Ligenvertreter ist eindeutig: "Die nationalen Wettbewerbe müssen die Basis für internationale Wettbewerbe sein."

Vor allem die "kleineren" Vereine fürchten, dass die angestrebte Reform die Zweiklassengesellschaft in Europas Klubfußball zementieren könnte. Die nationalen Ligen fürchten zudem eine Entwertung für ihren eigenen Wettbewerb, auch durch die Überlastung der Spieler im neuen Europapokal. Schon länger muss sich die ECA den Vorwurf gefallen lassen, ausschließlich die Interessen der europäischen Schwergewichte zu vertreten. Nun begehren die vermeintlichen Leichtgewichte dagegen auf.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL), durch Geschäftsführer Christian Seifert ebenfalls in Madrid vertreten, wollte sich zu den Vorgängen auf "SID"-Anfrage zunächst nicht äußern. Seifert hatte allerdings bereits mehrfach das richtige Augenmaß bei den Reformen angemahnt und beispielsweise eine Ausweitung der Europacup-Termine auf das Wochenende als "rote Linie" bezeichnet.