09.05.2019 09:50 Uhr

Vogts verteidigt Favre - Umgang mit Kovac "erschreckend"

Berti Vogts nimmt Lucien Favre und Niko Kovac in Schutz
Berti Vogts nimmt Lucien Favre und Niko Kovac in Schutz

Der ehemalige Fußball-Nationaltrainer Berti Vogts hat seine beiden in der Kritik stehenden Kollegen Lucien Favre und Niko Kovac verteidigt. Die Übungsleiter beim BVB und dem FC Bayern seien Opfer einer "erschreckenden Entwicklung", schrieb Vogts in seine "t-online"-Kolumne. 

Noch will er dem FC Bayern zwar nicht zur Meisterschaft gratulieren, erklärte Vogts, "aber was die Münchner für eine Rückrunde spielen, ist trotzdem gigantisch".

Umso unverständlicher ist für den ehemaligen Nationaltrainer der Umgang mit Niko Kovac. "Wenn man im Vergleich sieht, wie in Liverpool ein Jürgen Klopp gefeiert wird, obwohl er möglicherweise die Saison erneut ohne Titel beenden wird – da frage ich mich ernsthaft, was im deutschen Fußball falsch läuft", so der 72-Jährige.

Kovac habe "eine ähnliche Anerkennung verdient wie Klopp für diese Rückrunde. Es ist sein erstes Jahr bei Bayern, der Kader steckt im Umbruch – da darf man auch nicht immer glänzende Spiele erwarten", plädierte Vogts dafür, dem Münchner Coach eine Schonfrist einzuräumen. Der Umgang mit dem Kroaten sei "erschreckend".

Vogts: Einbruch des BVB nicht Favres Schuld

Auch BVB-Trainer Lucien Favre stand in den letzten Wochen immer wieder im Zentrum der Kritik. Doch auch beim Schweizer müssten laut Vogts mildernde Umstände in die Bewertung der Arbeit einfließen.

"Natürlich musst du mit neun Punkten Vorsprung eigentlich Meister werden. Aber man kann doch nicht völlig außer Acht lassen, wie extrem jung und teilweise auch unerfahren diese Mannschaft ist. Die BVB-Spieler hatten einfach Angst vor dem Deutschen Meistertitel", urteilte Vogts: "Sie sind irgendwann aufgewacht und haben festgestellt, dass sie es wirklich schaffen können – und von diesem Moment an hatten sie etwas zu verlieren. Damit konnten die Talente nicht umgehen."

Dieser psychologische Faktor sei deutlich wichtiger als die Taktik von Favre, ist Vogts überzeugt: "Für mich ist es auch eine nachvollziehbare Entschuldigung für den Einbruch in der Rückrunde." Ärgerlich sei der Einbruch trotzdem, denn "die Chance den FC Bayern zu schlagen war so groß wie seit Jahren nicht mehr".

Grundsätzlich wünscht sich Vogts mehr Gelassenheit und Objektivität bei der Beurteilung von Trainern: "Die irrsinnigen Trainer-Diskussionen spielen sich aber auch nicht nur bei den Top-Klubs ab, das Problem in der Bundesliga ist noch viel größer. Wir müssen aufhören mit dem Trainer-Pranger. [...] Es kann doch nicht sein, dass die Trainer ständig eine schlechte Kaderzusammenstellung ausbaden müssen, aber selbst immer weniger Mitspracherecht genießen."