19.05.2019 12:02 Uhr

Besonnener Gräfe nach Schimpftirade von Gladbachs Bonhof

Manuel Gräfe stand unfreiwillig im Mittelpunkt
Manuel Gräfe stand unfreiwillig im Mittelpunkt

Auch am letzten Spieltag erhitzte eine strittige Schiri-Entscheidung in Mönchengladbach die Gemüter. Referee Manuel Gräfe brachte daraufhin schon das nächste technische Hilfsmittel ins Spiel - die "Torauslinienkamera".

Als Schiedsrichter Manuel Gräfe seine Sicht der Dinge auch physikalisch zu stützen versuchte, hatte Rainer Bonhof sein vernichtendes Urteil längst gefällt. "Der Gräfe", polterte der Vize-Präsident von Borussia Mönchengladbach, "der wird uns nicht mehr pfeifen, solange ich hier etwas zu sagen habe. Den werde ich in Zukunft ablehnen." Der Grund dafür sind nur wenige Zentimeter.


Mehr dazu: Gladbach-Vize Bonhof wütet gegen Schiri Gräfe


Vor dem ersten Gegentreffer der Gladbacher beim 0:2 (0:1) gegen Vizemeister Borussia Dortmund lag der Ball nämlich im Toraus. Zumindest sah das Dortmunds Kapitän Marco Reus so, der die Führung des BVB durch Jadon Sancho vorbereitet hatte. Und natürlich Bonhof. Und Tausende Fans im Stadion auch. Gräfe (Berlin), dessen Assistent Markus Sinn (Stuttgart) und Bastian Dankert (Rostock) im Kölner Videokeller ebenfalls - das Trio machte aber eine andere Rechnung.

"Der Assistent hat genau beobachten können, dass der Ball am Boden zwar im Aus war. Aber der Ball ist eben rund", betonte Gräfe und führte weiter fort: "Deshalb war der Ball in der Luft nicht komplett im Aus. Das haben der Videoassistent und ich genauso gesehen." Eine Einschätzung, die Bonhof und alle Gladbacher Fans nicht befriedigte, allerdings durchaus vertretbar war.

Gräfe reagiert unaufgeregt und souverän

Denn im Internet kursierten noch während der Begegnung, in der die Fohlen ihre Teilnahme an der Champions League verspielten, zahlreiche Bilder und Animationen, die Gräfes Theorie von der "Ballkrümmung" belegten. Wohl auch deshalb kommentierte der Unparteiische die Tiraden des 67-jährigen Bonhof später unaufgeregt und sehr souverän.

Er habe ja "selbst auch Fußball gespielt", sagte Gräfe: "Man darf nicht überbewerten, was in der ersten Stunde nach dem Spiel aus der Emotion gesagt wird." Der 45-Jährige, der in seiner Karriere mehr als 250 Partien in der Fußball-Bundesliga geleitet hatte, äußerte sogar Verständnis für Bonhofs Zorn - und brachte ein weiteres technisches Hilfsmittel ins Spiel, das auch beim DFB-Videochef Jochen Drees Anklang fand.

"Alles, was uns weiterhilft, solche Situationen zweifelsfrei aufzulösen, begrüße ich", sagte Drees in der "ARD"-Sportschau. Also auch eine mögliche Einführung der von Gräfe genannten Torauslinienkamera, die genau die exakten Bilder zur Klärung der strittigen Szene hätte liefern können, die der klassische Videobeweis vermissen ließ.

Technik stößt an die Grenzen

Es passte daher ins Bild einer aus Videobeweis-Sicht höchst durchwachsenen Saison, dass auch am letzten der 34 Spieltage noch einmal heftig über Sinnhaftigkeit und Nutzen des Hilfsmittels gesprochen und gescholten wurde.

"Ihr macht unseren Sport kaputt", sangen die Dortmunder Fans, die wegen der Diskussionen auf dem Feld länger als üblich auf den finalen Torjubel hatten warten müssen - und in gewisser Weise sogar Unterstützung von Gräfe erhielten.

Weil die Technik "eben auch an Grenzen" stoße und es häufig zu unnötigen Verzögerungen komme, "sind auch die Spieler genervt. Da muss man jetzt überlegen, ob man dem Fußball dadurch nicht etwas nimmt, was ihn immer ausgemacht hat", sagte Gräfe, der die Verantwortlichen von Deutscher Fußball Liga (DFL), Deutschem Fußball-Bund (DFB) und den Vereinen in die Pflicht nahm: "Das sind Dinge, mit denen sich DFL, DFB und die Vereine jetzt beschäftigen müssen."