05.06.2019 11:30 Uhr

Ex-Nachwuchscoach des DFB: Gnabry und Süle "etwas albern"

Niklas Süle vom FC Bayern durchlief die Junioren-Teams des DFB
Niklas Süle vom FC Bayern durchlief die Junioren-Teams des DFB

Stefan Böger, früherer U16-Trainer beim DFB, hat im Juniorenbereich unterschiedliche Erfahrungen mit den Nationalspielern Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry, heute allesamt beim FC Bayern München unter Vertrag, gemacht.

Kimmich sei als "Spätstarter" in jungen Jahren "körperlich noch nicht so weit" gewesen, erzählte Böger bei "Spox". "Wir haben uns deshalb entschieden, ihn immer wieder zu Lehrgängen zu berufen und ihn sorgsam an höhere Belastungen heranzuführen. So debütierte er erst über ein Jahr nach den anderen. Aufgefallen ist er mit toller Technik und seinem super Spielverständnis allerdings deutlich früher. Und vielleicht am wichtigsten: mit seiner vorbildlichen Mentalität und Lernwilligkeit."

Kimmich sei "klug, neugierig und sehr interessiert an allen fußballspezifischen Fragen" gewesen, schwärmte Böger. "Er hat Aufgaben nicht wie die meisten anderen abgearbeitet, sondern sich damit wirklich beschäftigt. Deshalb hat es immer besonders Spaß gemacht, mit Jo zu arbeiten."

Goretzka sei "der unstrittige Leader im Team. Er führte die Gruppe an", erinnerte sich Böger. "Seine Mitspieler haben sich Ratschläge von Leon geholt und die auch angenommen. Es war beeindruckend, wie schnell die anderen ihm vertraut haben und er die Mannschaft als Kapitän geführt hat." Der Mittelfeldspieler habe "eine perfekte Mischung aus Leistung und Persönlichkeit" mitgebracht. "Er war einfach klar im Kopf und ist auf dem Platz mit Leistung vorneweg marschiert."

Böger über Joshua Kimmich: "Bin von seiner Entwicklung am meisten überrascht"

Süle und Gnabry hätten die DFB-Trainer zwar als "damals schon sehr gute Fußballer" überzeugt, so Böger. "Altersgemäß waren sie aber durchaus auch noch etwas albern und nicht so fokussiert."

Süle sei "die Dinge manchmal recht sorglos und mit übertriebener Lockerheit angegangen. Vor allem bei eher tristen Übungen, die nicht unmittelbar etwas mit dem Ball zu tun hatten, war er etwas nachlässig." Der heutige Bayern-Abwehrchef habe " einfach länger gebraucht, um zu begreifen, dass diese Dinge zwingend dazu gehören und ihn voran bringen. Mit der Zeit und der Hilfe auch gerade seiner Vereinstrainer ist er erwachsener und souveräner im Umgang mit anderen und sich selbst geworden. Seine Persönlichkeitsentwicklung hin zu professionellem Denken hat etwas länger als bei anderen gedauert, aber daran ist überhaupt nichts verwerflich."

Gnabry bezeichnete Böger als "Individualist, der seine Freiheiten brauchte". Seine Zeit beim FC Arsenal (2011 bis 2014) habe dem Flügelstürmer bei seiner Entwicklung geholfen.

Im Hinblick auf den heutigen Status des Quartetts als Stammkräfte in Verein und Nationalteam erklärte Böger: "Bei Goretzka war von Anfang an klar, dass er ganz nach oben kommt. Süle und Gnabry mussten einfach persönlich reifen und haben das prima geschafft. Kimmich war immer schon klar im Kopf, bei ihm war es aber fraglich, ob er sich körperlich behaupten kann. Da hatte ich zunächst Bedenken und somit bin ich von seiner Entwicklung am meisten überrascht."