08.06.2019 17:00 Uhr

DFB-Frauen dank Gwinn mit WM-Auftaktsieg gegen China

Großer Jubel bei den deutschen Frauen nach dem Goldenen Tor von Giulia Gwinn
Großer Jubel bei den deutschen Frauen nach dem Goldenen Tor von Giulia Gwinn

Die deutschen Fußballerinnen sind mit einem glücklichen Sieg in die WM gestartet. Der zweimalige Weltmeister muss sich im Turnierverlauf steigern.

Martina Voss-Tecklenburg schickte sofort nach dem Abpfiff ihren Dank mit gefalteten Händen gen Himmel. Die Bundestrainerin hatte offenbar den Eindruck, dass die deutschen Fußballerinnen bei ihrem Stotterstart in die WM mit höheren Mächten im Bunde waren.

Nur weil sich Youngster Giulia Gwinn in der 66. Minute ein Herz gefasst und von der Strafraumgrenze abgezogen hatte, stand am Ende ein 1:0 (0:0) für den zweimaligen Weltmeister gegen China.

"Es ist natürlich schön, zum Auftakt der WM so ein Tor zu schießen. Das gibt Selbstvertrauen. Aber wichtig ist vor allem, dass wir mit drei Punkten gestartet sind", sagte die 19 Jahre alte Gwinn in der "ARD": "Wir hatten Höhen und Tiefen in unserem Spiel, wir haben viel auf die Socken bekommen. Aber was zählt, sind die drei Punkte."

Dank Gwinn bleibt es dabei, dass die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu Endrundenbeginn nicht zu schlagen ist. Sieben Siege und ein Remis stehen zu Buche. "Wir haben uns durchgebissen und uns mit dem verdammten Tor belohnt", sagte Voss-Tecklenburg im Anschluss an ihr erstes Pflichtspiel: "Es war nicht das schönste Spiel, aber vielleicht war der Start mit Widerständen sogar gut."


>> Deutschland gegen China: Die DFB-Frauen in der Einzelkritik


Vor der Partie hatte das deutsche Team Unterstützung von zahlreichen Seiten erhalten. Die Männer-Mannschaft und die U21 wünschten den Frauen viel Glück. Ex-Trainer Horst Hrubesch ließ verlauten, dass er die Endrunde als "größter Fan der Mannschaft" verfolgen wird. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte die Daumen.

Die 15.283 Zuschauer, darunter DFB-Interimspräsident Rainer Koch, sahen einen guten Start der Deutschen. Sara Däbritz (3.) hätte den Weltranglisten-Zweiten, bei dem sechs WM-Debütantinnen in der Startformation standen, schon in der 3. Minute aus der Distanz in Führung bringen können.

Chinesinnen mit rustikaler Spielweise

Was folgte, war ein Spiel auf ein Tor. Die Asiatinnen mit dem bezeichnenden Spitznamen "Stahlrosen" agierten extrem defensiv und rustikal in der Zweikampfführung. Dass der Abwehrriegel kaum zu knacken war, machte die Deutschen zusehends nervös. Nach einem haarsträubenden Fehlpass von Innenverteidigerin Sara Doorsoun vergab Yang Li die große Chance auf das erste Tor für China (14.).

Nach dieser Schrecksekunde fing sich die Elf von Voss-Tecklenburg kurz wieder. Zunächst traf Carolin Simon die Latte (17.), dann konnte Spielführerin Alexandra Popp per Kopf nicht vollstrecken (20.).

Danach ging es aus deutscher Sicht bergab. Die ideenlose DFB-Elf arbeitete sich ohne Erfolg an der Defensive des Gegners ab und wurde immer unsicherer. Die Chinesinnen spürten die Schwäche ihres Gegners und wurden selbstbewusster. Das Team aus dem Reich der Mitte hätte gegen Ende der ersten Hälfte sogar die Führung verdient gehabt: Yang traf den Pfosten (44.).

Zu allem Überfluss trugen drei deutsche Spielerinnen (Popp, Simon und Spielmacherin Dzsenifer Marozsan) als Folge der harten Gangart der Chinesinnen Blessuren davon. Zu Beginn der zweiten Hälfte musste Simon durch die 17 Jahre alte Lena Oberdorf ersetzt werden - Oberdorf stieg damit zur jüngsten deutschen WM-Spielerin jemals auf.

Voss-Tecklenburgs Umstellungen fruchteten: Nach einer knappen Stunde wurden die Deutschen wieder stärker. Gwinn, die zur kommenden Saison vom SC Freiburg zu Bayern München wechselt, brachte die Überlegenheit mit dem zweiten Tor in ihrem neunten Länderspiel auf die Anzeigetafel.

DFB-Elf in der Vorrunde noch gegen Spanien und Südafrika

Zwei Jahre nach dem EM-Debakel unter Steffi Jones, als der Rekordeuropameister im Viertelfinale scheiterte, befindet sich die deutsche Auswahl nach wie vor im Umbruch. Voss-Tecklenburg ist erst ein halbes Jahr im Amt, das DFB-Team die fünftjüngste Mannschaft der 24 Teilnehmer. 15 Spielerinnen sind erstmals bei einer WM dabei.

Das große Ziel ist die Qualifikation für Olympia 2020 in Tokio. Dafür muss das DFB-Team unter die drei besten Teams Europas kommen. Holt Deutschland den Titel, winkt eine Prämie von 65.000 Euro plus 10.000 Euro Olympia-Bonus.

Erstes Etappenziel ist Platz eins in der Gruppe B, um einem Achtelfinale gegen den Titelverteidiger aus den USA aus dem Weg zu gehen. Schlüsselspiel wird wohl das Duell mit Spanien am Mittwoch (18:00 Uhr). Gegen WM-Neuling Südafrika am 17. Juni (18:00 Uhr) ist Deutschland klarer Favorit.